Lungenemphysem (Lungenblähung)

Wissen zu Lungenemphysem (Lungenblähung)

Ein Lungenemphysem ist eine krankhafte Überblähung der Lunge. Normalerweise ist die Gasaustauschfläche in der Lunge durch unzählige kleine Alveolen
(Lungenbläschen) so groß wie ein Fußballfeld. Bei der Entstehung eines Emphysems werden zunächst die Trennwände zwischen den Alveolen zerstört. Dadurch entwickeln sich größere Blasen. Die Gasaustauschfläche wird dadurch erheblich kleiner, denn viele kleine Blasen haben eine größere Oberfläche als einige große Blasen. In den größeren Blasen sammelt sich mehr Luft, was einen erheblichen Druck auf das Bronchialsystem ausübt. Die Bronchien kollabieren. Dadurch wird das Abatmen von kohlendioxidhaltiger Luft erschwert und es kann weniger frische Luft von außen nachströmen. Der Sauerstoffgehalt im Blut sinkt.
Ein Emphysem muss nicht die ganze Lunge betreffen. Zunächst überblähen nur einige kleine Abschnitte. Mit vermehrter Atmung können Betroffene einen geringen Sauerstoffmangel noch ausgleichen. Im fortgeschrittenen Stadium kommt es zu einer Rechtsherzbelastung mit folgender Wandverdickung und Rechtsherzschwäche, denn durch ein chronisches Emphysem, das sich kontinuierlich in vielen Lungenteilen entwickelt, steigt der Druck im gesamten Lungenkreislauf. Gegen diesen Druck muss das rechte Herz anpumpen.

Ursachen

  • COPD (Chronisch obstruktive Lungenkrankheit): Diese typische „Raucherkrankheit“ ist die häufigste Ursache für ein Lungenemphysem.
  • Nachlassen der Elastizität des Lungengewebes im Alter ab dem fünften Lebensjahrzehnt (Altersemphysem), ein Altersemphysem ist nicht sehr häufig.
  • Alpha-1-Antitrypsinmangel: Dieser angeborene Enzymdefekt ist sehr selten; ein Emphysem tritt bei Betroffenen schon vor dem 40. Lebensjahr auf.
Durch die verschiedenen Ursachen entsteht ein Ungleichgewicht zwischen zerstörenden (Proteasen) und schützenden (Proteaseinhibitoren) Enzymen im Lungengewebe zugunsten der zerstörenden Enzyme. Durch die erhöhte Proteaseaktivität wird die Alveolarwandstruktur aufgelöst.

Diagnose zu Lungenemphysem (Lungenblähung)

Beschwerden und Rauchverhalten müssen durch den Arzt genau abgefragt werden (Anamnese). Außerdem sollte eruiert werden, zu welcher Tageszeit und unter welchen Bedingungen Husten und Auswurf auftreten. Zusätzliche Informationen zu Gewichtsabnahme und  Leistungsminderung geben weitere Hinweise. Beim Abhören der Lunge (Auskultation) mit einem Stethoskop kann der Arzt Rasseln, Brummen oder Giemen hören, was auf Entzündungen und starke Verengung der Atemwege hindeutet.
Zudem ist bei einem Lungenempyhsem das Atemgeräusch abgeschwächt und der Klopfschall klingt hohl und laut. Mittels Röntgenbild kann die vermehrte Luft in der Lunge dargestellt werden. Ein Lungenfunktionstest kann Aufschluss über Atemvolumen und Lungenelastizität geben und mit einer Blutgasuntersuchung wird der Sauerstoffgehalt des Blutes gemessen.

Symptome

Zu Beginn des Lungenemphysems treten folgende Symptome auf:
  • Luftnot, die nur unter Belastung auftritt oder klima- und jahreszeitenabhängig ist
  • Husten
  • Antriebslosigkeit, vermehrte Müdigkeit
  • Blaufärbung der Lippen und Finger durch Sauerstoffmangel (Zyanose)
  • Infektanfälligkeit

Im fortgeschrittenen Stadium des Lungenemphysems treten folgende Beschwerden auf:
  • Luftnot (Dyspnoe) wird zum Dauersymptom
  • Husten und Auswurf
  • Veränderung der Brustkorbform dadurch, dass die Brustmuskulatur in Einatemstellung bleibt (Entstehung eines Fassbrustkorbes)
  • Zunehmende Rechtsherzschwäche (Insuffizienz) durch steigenden Druck im Lungenkreislauf.
Ein Lungenemphysem mindert die Leistungsfähigkeit erheblich und kann bis zur Pflegebedürftigkeit führen.

Ein Lungenemphysem kann sich zu zwei verschiedenen Typen entwickeln:
  • pink puffer:Der „rosa Keucher“ ist mager, leidet unter starker Luftnot und hat wenig Muskulatur. Eine Zyanose tritt bei ihm in der Regel nicht auf, jedoch ab und zu Reizhusten. Die Gefahr eines Atemversagens als Komplikation ist sehr groß.
  • blue bloater: Beim eher übergewichtigen „blauen Huster“ sind Husten und Auswurf die Leitsymptome. Eine Zyanose ist meist stark ausgeprägt, Atemnot eher weniger. Die Rechtsherzbelastung steht bei ihm im Vordergrund.

Behandlung zu Lungenemphysem (Lungenblähung)

Die bereits veränderten und zerstörten Lungengewebsanteile können sich nicht wieder regenerieren. Es besteht jedoch zu jeder Zeit die Möglichkeit, das Fortschreiten eines Emphysems aufzuhalten und die verbliebene Lungenfunktion so gut wie möglich zu erhalten.
Falls eine COPD dem Emphysem zugrunde liegt, sollte das Rauchen aufgegeben werden. Bronchitis und Lungenentzündungen müssen vermieden werden, da Infektionen die Beschwerden verschlimmern.
Es gibt beispielsweise Impfungen gegen Grippe und Pneumokokken-Infektionen. Wenn gelb-grüner Auswurf bemerkt wird, ist das ein Hinweis auf eine bakterielle Infektion, die mit Antibiotika behandelt werden muss.

Konkrete Maßnahmen

  • Medikamente: Die medikamentöse Therapie richtet sich nach dem Stadium der Erkrankung und ist die gleiche wie bei der COPD. Kortison beispielsweise mildert die Entzündung in den Bronchien. Bronchienerweiternde Medikamente gehören zur Standardtherapie.
  • Physikalische Therapie: Von besonderer Bedeutung bei einem Lungenemphysem ist das Atemtraining. Erschlaffte Bauchmuskulatur muss gestärkt und richtiges Atemverhalten geübt werden. So kann das Lungenvolumen optimal ausgenutzt werden. Angemessene körperliche Belastung und regelmäßige Inhalation mit Salzlösungen sowie ausreichende Flüssigkeitszufuhr steigern die Leistungsfähigkeit, stärken das Immunsystem und verhindern, dass der Auswurf zu dick wird und sich festsetzt.
  • Sauerstofflangzeittherapie: In schweren Fällen kann eine regelmäßige Sauerstofftherapie von 12 bis 18 Stunden pro Tag notwendig werden, um die Sauerstoffversorgung der Organe zu verbessern. Es gibt verschiedene Flaschensysteme, die Betroffene zu Hause und auch unterwegs benutzen können. Falls die Atemfunktion zu schlecht ist, können spezielle Beatmungsgeräte eingesetzt werden.
  • Enzymsubstitution: Wenn ein Alpha-1-Antitrypsinmangel die Ursache für das Lungenemphysem ist, besteht die Möglichkeit, das fehlende oder funktionslose Enzym kontinuierlich zu ersetzen. Der Prozess kann dadurch jedoch in der Regel nicht aufgehalten, sondern nur stark verlangsamt werden. Nikotinabstinenz ist von absoluter Wichtigkeit bei Betroffenen mit diesem angeborenen Enzymmangel. Falls die Lungenfunktion schon sehr stark abgenommen hat, kommt die Substitutionstherapie nicht mehr infrage. Ausschlusskriterien für die Enzymsubstitution sind kompletter IgA-Mangel, Eiweißunverträglichkeit und dekompensierte Rechtsherzinsuffizienz.
  • Operation: Bei ausgeprägtem Lungenemphysem werden stark überblähte und damit funktionslose Lungenanteile entfernt (Volumen-Reduktions-Operation). Somit wird die Wirksamkeit der Atemmuskulatur erhöht und die Beschwerden gemildert. Die Effektivität des Gasaustausches in gesunden Lungenarealen wird gesteigert. Am Ende der Behandlungskette steht die Lungentransplantation. Bei Betroffenen mit einem weit fortgeschrittenen Emphysem, das (fast) eine ganze Lunge betrifft, schlagen andere Therapieoptionen nicht mehr an und die betroffene Lunge muss durch eine neue ersetzt werden. Solch ein Eingriff birgt große Risiken, vor allem bei schon bestehender Rechtsherzschwäche.

Prognose

Die Prognose hängt vom Krankheitsstadium ab. Zudem hat die Krankheitseinsicht und die damit verbundene Nikotinabstinenz einen erheblichen Einfluss auf das Fortschreiten der Lungenerkrankung. Bei rechtzeitiger und konsequenter Therapie kann die Lungenfunktion erhalten oder wieder verbessert werden. In schweren Fällen und bei fortgeführtem Nikotinkonsum wird die Erkrankung unweigerlich zu einer Lungentransplantation führen.

Komplikationen

  • Pneumothorax: Wenn eine Emphysemblase platzt, gelangt Luft in den Raum zwischen Brustfell und Lunge, was plötzliche Atemnot auslösen kann, da die Lunge durch die veränderten Druckverhältnisse kollabiert. Ab einer bestimmten Luftmenge muss die Luft über eine Drainage abgeleitet werden, damit sich die Lunge wieder entfalten kann.
  • wiederkehrende Infekte wie Bronchitis und Lungenentzündung
  • Rechtsherzinsuffizienz (Cor pulmonale)

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