Reiter-Syndrom

Wissen zu Reiter-Syndrom

Unter einem Reiter-Syndrom ist eine nicht-infektiöse Entzündung zu verstehen, die typischerweise Gelenke, Bindehaut und Harnröhre gleichermaßen betrifft (Urethritis, Konjunktivitis, Arthritis). Das Reiter-Syndrom entsteht bei etwa drei Prozent der Bevölkerung nach einer Magen-Darm-, Harnwegs- oder Geschlechtsorganinfektion. Die häufigsten Erreger sind Chlamydien, Salmonellen, Shigellen und Yersinien. Besonders Menschen, die ein bestimmtes Gen-Merkmal tragen (HLA-B27), scheinen dazu zu neigen, ein Reiter-Syndrom zu entwickeln.
HLA-B27 ist auch bei Menschen mit entzündlichen Gelenkerkrankungen überdurchschnittlich häufig nachzuweisen. Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen – am häufigsten im Alter von 30-40 Jahren. Die genaue Entstehungsursache ist noch weitgehend ungeklärt. Es ist von einer Fehlregulation des Immunsystems auszugehen. Die Antikörper, die der Körper im Rahmen einer Infektion gebildet hat, richten sich beim Reiter-Syndrom Tage oder Wochen nach Ausheilen der Infektion gegen Gelenkfläche, Sehnen und Bindegewebe. Dies verursacht die typischen Entzündungen.

Diagnose zu Reiter-Syndrom

Wichtig für die Diagnose ist die Krankengeschichte. Falls der Gelenkentzündung eine Harnwegs- oder Darminfektion vorausgegangen ist, liegt der Verdacht auf ein Reiter-Syndrom nahe. Die Angabe von neuen Geschlechtspartnern bis zu drei Monate vor Beginn der Gelenkschmerzen kann ein Hinweis auf eine unbemerkte Geschlechtsorgan- oder Harnwegsinfektion durch Chlamydien sein. Mittels Blutuntersuchung können andere Ursachen für die Beschwerden ausgeschlossen werden. Zur Sicherung der Diagnose wird der Urin untersucht und ein Abstrich von der Harnröhre gemacht, um die krankheitsverursachenden Bakterien nachzuweisen. Eine Röntgenuntersuchung der betroffenen Gelenke kann Aufschluss über die Schädigung durch das Reiter-Syndrom geben. Die Augen sollten beim Augenarzt mit der Spaltlampe kontrolliert werden. Herz und Nieren sollten vor allem bei unklarer Krankheitsdauer darauf untersucht werden, ob die Antikörper auch dort Schäden verursacht haben (Ultraschall, spezielle Laborparameter).

Symptome

Etwa zwei bis sechs Wochen nach einer Darm- oder Harnwegsinfektion können die Beschwerden eines Reiter-Syndroms auftreten:
  • Gelenkentzündung (Arthritis): Meistens sind mehrere unterschiedliche Gelenke betroffen, vor allem die der unteren Extremitäten – zum Beispiel das rechte Knie und die linke Hüfte. Wirbelsäulengelenke und das Kreuz-Darmbeingelenk können im späteren Verlauf auch Beschwerden verursachen. Sehnen und Sehnenscheiden sind ebenfalls öfter betroffen. Die Entzündung von Gelenken verursacht Druckschmerzhaftigkeit, Rötung und Schwellung. Das führt zu erheblichen Bewegungseinschränkungen
  • Bindehautentzündung (Konjunktivitis): Lichtscheu, Nachlassen der Sehschärfe, vermehrter Tränenfluss, Fremdkörper- oder Druckgefühl im Auge,
  • Harnröhrenentzündung (Urethritis): Ausfluss, Brennen und leichte Schmerzen beim Wasserlassen, Brennen und Jucken,
  • Hautveränderungen: Beim Reiter-Syndrom kann eine Vielzahl von Hautveränderungen entstehen.
Am häufigsten sind sie an der Penisvorhaut lokalisiert. Andere typische befallene Stellen sind die Hand- und Fußsohlen sowie Nägel und Mundschleimhaut. Es können Rötung, Knotenbildung und Verhornungen der Haut vorkommen. Zusätzliche Beschwerden wie Fieber und allgemeines Schwächegefühl sind nicht selten.

Behandlung zu Reiter-Syndrom

Die unterschiedlichen Beschwerden müssen separat behandelt werden. Es kommen schmerz- und entzündungshemmende Medikamente zum Einsatz. Bei einer akut bestehenden Infektion kann ein Antibiotikum verwendet werden, in schweren Fällen muss Kortison oder sogar ein immunsupprimierendes (das Immunsystem unterdrückendes) Medikament eingenommen werden. In seltenen Fällen bei schon sehr ausgeprägten Gelenkschädigungen können chirurgische Eingriffe wie die Entfernung der Gelenkinnenhaut oder eine Gelenkumstellung oder -versteifung nötig werden.

Prognose

Bei frühzeitiger Behandlung sind die Chancen auf vollständige Heilung gut. Bis zu 80 Prozent der Betroffenen sind nach einigen Monaten vollkommen beschwerdefrei. Je mehr Gelenke betroffen sind und je stärker andere Beschwerden vorliegen, desto schlechter ist die Prognose. Krankheitsverläufe von bis zu 15 Jahren sind möglich. Außerdem können immer wieder Rezidive (erneute Krankheitsausbrüche) entstehen. Das Vorliegen von HLA-B27 begünstigt einen chronischen Verlauf der Krankheit. Gelenke und auch die Augen können so dauerhaft geschädigt werden. Menschen, die schon einmal ein Reiter-Syndrom entwickelt haben, haben ein erhöhtes Risiko für erneute Entzündungsprozesse.

Selbsthilfe zu Reiter-Syndrom

Dem Reiter-Syndrom kann nicht spezifisch vorgebeugt werden. Wichtig ist, dass bei ersten Anzeichen einer Gelenkentzündung sofort ärztliche Hilfe gesucht wird. Konsequenter Safer-Sex, gerade, wenn das Risiko in wechselnden Sexualpartnern besteht oder die konsequente Beziehung zu einem Partner kann eine Geschlechtskrankheit oder eine Harnwegsinfektion vermeiden. Partnerin oder Partner müssen immer mitbehandelt werden, wenn ein Reiter-Syndrom diagnostiziert wurde.

Links zu Reiter-Syndrom

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e. V.
Köpenicker Straße 48/49
Aufgang A
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Tel: 030 - 240 484 70
Fax: 030 - 240 484 79
E-Mail: info(at)dgrh.de
http://dgrh.de/Reaktive Arthritis oder Reiter-Syndrom


Rheuma Ratgeber
Barth Medienservice
Michael Barth
Kfm. & Journalist / Mitglied des DPV-Deutscher Presse Verband e. V.
Alemannenstr. 20
76532 Baden-Baden
http://www.rheuma-ratgeber.com/reiter-syndrom

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