Alkoholismus

Wissen zu Alkoholismus

Alkohol ist die meist verbreitete Droge, deren Gefährlichkeit oft unterschätzt wird, weil sie gesellschaftlich akzeptiert ist. Viele Menschen sind alkoholabhängig, ohne es zu wissen. Diese Abhängigkeit wird auch als Alkoholismus oder Alkoholkrankheit bezeichnet und hat viele Gesichter. Der Abhängigkeitsprozess ist schleichend und entwickelt sich innerhalb mehrerer Jahre. Auslöser sind häufig familiäre oder berufliche Schwierigkeiten, Geldnot oder gar Konflikte mit Recht und Gesetz.

Falsche Glücksgefühle

Ein Gläschen Wein bei einem Fest oder ein Bier zum Länderspiel machen noch keinen Alkoholiker, doch geht der "normale" Alkoholkonsum und die Alkoholabhängigkeit fließend ineinander über. Gerade das macht die Einsicht in eine beginnende Erkrankung so schwer fassbar. Eine wichtige Rolle beim Alkoholkonsum spielt das sogenannte Suchtgedächtnis. Botenstoffe wie Dopamin und Endorphine aktivieren im Gehirn das sogenannte Belohnungssystem, das kurzfristig zu Glücksgefühlen führt. Je häufiger dieser Mechanismus aktiviert wird, umso stärker verlangt ein Betroffener wieder nach diesen "falschen Glücksgefühlen". Dementsprechend wichtig ist es, möglichst früh aus diesem Teufelskreis auszubrechen.

Folgeschäden durch Alkohol

Alkoholmissbrauch kann zu Folgeschäden auf allen Ebenen führen. Der Körper reagiert mit Entzugserscheinungen, Bluthochdruck, Krampfanfällen. Das Krebsrisiko bei erhöhtem Alkoholkonsum steigt ebenso wie die Infektanfälligkeit, sexuelle Funktionsstörungen und Gelenkschmerzen stellen sich ein. Im Bereich der Beziehungen kommt es zu gehäuften Partnerschaftskonflikten und Trennungen, zu Schwierigkeiten am Arbeitsplatz oder Arbeitsplatzverlust, zum Rückzug von Freunden und sozialem Abstieg. Aggressive Entgleisungen, ein geringes Selbstwertgefühl, starke Gefühlsschwankungen, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen bis hin zu Depression und Selbstmord kennzeichnen die psychische Ebene. Körperliche und seelische Abhängigkeit vom Alkohol werden meist sehr spät erkannt, doch es gibt mittlerweile sehr wirksame Behandlungskonzepte.

Diagnose zu Alkoholismus

Nur selten Krankheitseinsicht der Betroffenen

Es gibt verschiedene Formen des Alkoholismus, die voneinander abgegrenzt werden müssen. Neben den Angaben Betroffener ist es wichtig, möglichst Informationen über Angehörige einzuholen, weil die Problematik nicht selten geleugnet wird oder kaum Krankheitseinsicht besteht. Zudem müssen Begleiterkrankungen wie Persönlichkeitsstörungen und Vorerkrankungen in die Diagnostik eingeschlossen werden.

Verschiedene Formen des Alkoholismus erkennen

Vor der eigentlichen Alkoholabhängigkeit steht der Alkoholmissbrauch (schädlicher Gebrauch von Alkohol). Darunter fallen Menschen, die sich durch ihren Alkoholkonsum Schaden zufügen, wobei aber keine Abhängigkeit vorliegt.

Schädlicher Gebrauch von Alkohol liegt vor, wenn
  • der Alkoholkonsum nachweislich für körperliche oder seelische Probleme verantwortlich ist
  • der Alkoholkonsum mit eingeschränkter Urteilsfähigkeit einhergeht
  • ein Verhalten vorliegt, das negative Auswirkungen auf die sozialen Beziehungen hat, wie Gewalt unter Alkoholeinfluss, Interessensverlust an der Partnerschaft oder Autofahren unter Alkoholeinfluss
  • der Konsum von Alkohol mindestens einen Monat lang aufgetreten ist oder wiederholt innerhalb von zwölf Monaten vorgekommen ist

Abhängigkeit definiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO)
als „einen seelischen, eventuell auch körperlichen Zustand, der dadurch charakterisiert ist, dass ein dringendes Verlangen oder unbezwingbares Bedürfnis besteht, sich die entsprechende Substanz fortgesetzt und periodisch zuzuführen.“

Nach Elvin Morton Jellinek wird die Alkoholabhängigkeit in häufige Verhaltensmuster Betroffener eingeteilt:
Er setzte 1951 durch, dass Alkoholismus als Erkrankung zu werten ist. Alpha- und Beta-Typen bezeichnet er dabei als Vorstufe der Abhängigkeit, Gamma-, Delta- und Epsilon-Typen als alkoholkrank.

  • Alpha-Typ: "Problemtrinker", "Erleichterungstrinker ", "Konflikttrinker": ist von der Wirkung des Alkohols vor allem psychisch abhängig, Alkohol wird konsumiert, um körperliche oder seelische Belastungen leichter zu ertragen. Ohne Kontrollverlust, mit Abstinenzphasen, keine Anzeichen körperlicher Abhängigkeit.
  • Beta-Typ: "Gelegenheitstrinker": ist weder psychisch noch körperlich abhängig, doch zeigen sich erste gesundheitliche Folgen des Alkoholkonsums wie Gastritis oder Leberzirrhose.
  • Gamma-Typ: "Süchtiger Trinker", "Rauschtrinker": trinkt im Tagesverlauf unregelmäßig, hat abwechselnd Phasen von starker Berauschung und unauffälligen Episoden, erhöhte Alkoholtoleranz, körperliche Abhängigkeit ist bereits vorhanden, aber geringer als die psychische Abhängigkeit. Es kommt zu Kontrollverlust, der Betroffene kann nicht mehr aufhören zu trinken, auch wenn er phasenweise abstinent bleibt.
  • Delta-Typ: "Spiegeltrinker", "Gewohnheitstrinker": trinkt täglich und regelmäßig, aber ohne Rauschsymptome, kein Kontrollverlust, keine Abstinenz, weil dann Entzugserscheinungen auftauchen. Eine psychische und körperliche Abhängigkeit mit Folgeerscheinungen.
  • Epsilon-Typ: "Quartalsäufer": exzessive Alkoholphasen mit Kontrollverlust wechseln sich mit monatelanger Abstinenz ab. Die psychische Abhängigkeit ist stärker als die körperliche.

Behandlung zu Alkoholismus

Entwöhnung als Voraussetzung

Das oberste Behandlungsziel ist der dauerhafte Verzicht auf das abhängigkeitserzeugende Mittel, also den Alkohol. Das ist die Grundvoraussetzung für eine körperlich und seelisch gesunde Persönlichkeitsentwicklung des Betroffenen, um beschwerde- und symptomfrei zu bleiben und selbstständig zu leben. Je nach Schweregrad des Alkoholismus steht die Entwöhnung in einer Entzugsklinik an erster Stelle, in manchen Fällen kann aber eine engmaschige psychotherapeutische Behandlung ausreichen. Ein Teil der Alkoholabhängigen entscheidet sich auch für eine Langzeitentwöhnung in einer psychosomatischen Klinik. Auf Dauer ist es wichtig, die Angehörigen in den therapeutischen Prozess einzubeziehen. Häufig sind "Co-Abhängigkeiten" entstanden, bei dem Angehörige unbewusst dazu beitragen, den Alkoholismus des Betroffenen aufrechtzuerhalten.

Wie hilft ein erfolgreiches Therapiekonzept?

  • Es leitet an, Entzugserscheinungen zu überwinden und eine harte Folgezeit durchzustehen
  • Es hilft, das eigene Verhalten zu kontrollieren, Enttäuschungen und Rückschläge besser zu verarbeiten
  • Es gibt Anleitungen, was bei Rückfallen zu tun ist
  • arbeitet bei Bedarf an alten Verletzungen
  • stabilisiert den Selbstwert des Betroffenen
  • Es hilft, ein neues Umfeld und neue Kontakte aufzubauen und
  • bezieht die Kontaktpersonen mit ein

Prognose

Einen wesentlichen Faktor zur Genesung macht der entschiedene Wille des Betroffenen zur Gesundung aus. Anfangs besteht häufig eine halbherzige Akzeptanz der Behandlung. Betroffene reden sich ein, nicht krank zu sein und halten die Abwehr durch Verleugnung aufrecht. Viele glauben fälschlicherweise auch lange Zeit, sie könnten sich selbst helfen. Erst wenn die Behandlung über eine längere Zeit durchgehalten wird und eine ausreichende Motivation vorhanden ist, verbessern sich die Chancen der Genesung.

Selbsthilfe zu Alkoholismus

Probleme aktiv angehen

Der Betroffene kann seine Probleme, durch die der Alkoholismus mit entstanden ist, nicht ausschalten, doch er kann sich sein Leben auf Dauer anders einrichten. Das braucht einen langen Atem und viel Konsequenz. Dabei kann die Mitarbeit in einer Selbsthilfegruppe wie den "Anonymen Alkoholikern" oder "Synanon" über Jahre hinweg sehr hilfreich sein. Je offener ein Betroffener mit seiner Alkoholkrankheit umgeht, umso eher lassen sich Lösungen finden. Eine Schuldenberatung kann beispielsweise bei Bedarf dazu führen, dass die Schulden gestundet werden oder eine Regelung gefunden wird, welche der Betroffene auch leisten kann.

Hilfe für die Unterstützer

Viele Angehörige von Alkoholabhängigen fühlen sich hilflos und verzweifelt; sie brauchen ebenso Hilfe wie der Betroffene. Sie müssen lernen, den Alkoholkranken so zu unterstützen, dass sie sich selbst dabei nicht völlig verausgaben und die Unterstützung an den richtigen Stellen leisten. Auch für sie ist eine Selbsthilfegruppe sinnvoll. Der Austausch mit anderen Betroffenen und die kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Verhalten kann eine eventuelle "Co-Abhängigkeit" aufdecken, frische Kraft geben und zu einem neuen Umgang mit sich selbst und dem Betroffenen führen.

Daten/Fakten zu Alkoholismus

Die Alkoholsucht gilt seit 1968 als chronische Abhängigkeitserkrankung. Es gibt offiziell mindestens sieben Prozent abhängige Menschen in Deutschland, davon leiden etwa drei bis fünf Prozent unter der Alkoholkrankheit. Die Dunkelziffer ist weitaus höher. Frauen sind zwar nicht so häufig betroffen wie Männer, aber die Tendenz ist in den letzten Jahren leider weiter steigend.

Links zu Alkoholismus

Bericht der Aha-Redaktion über Alkoholismus auf 3Sat
http://www.youtube.com/watch?v=IQs9zDhg3n8

Alkoholismus: Krankheitsbild, Diagnose, Folgen und Therapien
http://www.alkoholismus-hilfe.de

Selbsthilfe-Alkoholiker-Forum
http://www.forum-alkoholiker.de

Ratgeber zum Thema Alkoholismus
http://www.alkoholsucht.eu

Alles über Alkoholiker – für Betroffene und Angehörige
http://www.alkoholratgeber.de

ORF-Bericht über einen Komatrinker
http://www.youtube.com/watch?v=38rYjosdGS8

Alkoholiker im deutschsprachigen Raum
http://www.anonyme-alkoholiker.de/

Quellenangabe für Zitate

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