Hypertensive Krise - Hypersensitiver Notfall

Wissen zu Hypertensive Krise - Hypersensitiver Notfall

Beiden Krankheitsbildern gemein ist ein "kritischer" Blutdruckanstieg auf Werte über 230/130 mmHg. Bei der hypertensiven Krise besteht dieser hohe Blutdruck ohne Hinweise auf eine gleichzeitig ablaufende Organschädigung, also in der Regel bei weitgehendem Wohlbefinden.
Demgegenüber besteht bei dem hypersensitiven Notfall durch die plötzlich gestörte Funktionen der Organe Lebensbedrohung, da diese durch den erheblichen Blutdruckanstieg geschädigt worden sind.

Die Folgen können sein:
  • eine Hirnschädigung
  • ein akutes Versagen des linken Herzens mit der möglichen Folge eines Lungenödems (Wasseransammlung in der Lunge infolge eines Rückstaus des Blutes aus dem linken Herzen in die Lunge)
  • Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefässe (Angina pectoris, Brustenge) mit der gravierendsten Folge eines Herzinfarktes
  • eine Aortendissektion: Dabei kommt es zu einer Längsaufspaltung der Wand der Hauptschlagader mit Bildung eines zweiten ("falschen") Innenraums, wobei die verbleibende Begrenzung des Blutes nach außen gefährlich dünn wird und diese – gerade bei fortbestehendem überhöhtem Blutdruck – plötzlich einreißen kann. Dies führt in der Regel binnen weniger Minuten zum inneren Verbluten.

Diagnose zu Hypertensive Krise - Hypersensitiver Notfall

Die Diagnose einer hypertensiven Situation lässt sich bei entsprechendem Verdacht sehr leicht mittels einer Blutdruckmessung stellen. Diese erfolgt klassischerweise mit einer am Oberarm aufgepumpten Manschette und einem Abhorchen des einsetzenden und wieder verschwindenden Pulsgeräusches über der Schlagader in der Ellenbeuge. Die Unterscheidung zwischen hypertensiver Krise und hypertensivem Notfall findet angesichts des Betroffenen statt, der im ersten Fall möglicherweise beschwerdefrei ist und im zweiten Fall akut bedrohlich krank.

Symptome

Die hypertensive Krise zeichnet sich dadurch aus, dass sie (außer dem Vorliegen eines möglicherweise unbemerkten hohen Blutdrucks) keine Beschwerden macht.

Der hypertensive Notfall geht einher mit bedrohlichen Organschäden, wobei diese sich mit verschiedenen Krankheitszeichen äußern:
  • Hochdruckhirnschädigung: Kopfschmerzen, Erbrechen
  • Versagen des linken Herzens, Lungenödem: stärkste Luftnot, eventuell rasselnde Atmung
  • Angina pectoris bis hin zum Herzinfarkt: Engegefühl und Schmerzen in der Brust, Druck auf der Brust, Luftnot, gegebenfalls Schmerzen in der Schulter, dem linken Arm oder im Oberbauch, Übelkeit, Erbrechen
  • Aortendissektion (Wandeinriss in der Hauptschlagader): massivste Brustschmerzen, Vernichtungsgefühl, Todesangst, Luftnot, Kreislaufzusammenbruch.

Behandlung zu Hypertensive Krise - Hypersensitiver Notfall

  • Bei der hypertensiven Krise sollte der Blutdruck nach 30 Minuten kontrolliert und dann bei Fortbestehen kritischer Werte ganz langsam gesenkt werden. Dazu genügt oft die zusätzliche Gabe einer Tablette des bereits regelmäßig eingenommenen blutdrucksenkenden Medikaments. Der Blutdruck sollte immer nur langsam gesenkt werden, da sonst die Gefahr eines Kreislaufkollapses besteht. Die Absenkung sollte nicht mehr als 20 % des Ausgangswertes betragen.
  • Bei einem hypersensitiven Notfall ist eine rasche Blutdrucksenkung erforderlich, wobei der Betroffene nach ambulanter Erstversorgung unbedingt in einem Krankenhaus weiterbehandelt werden muß. Die erste Maßnahme besteht in der Regel in der Gabe von Nitroglyzerin als Spray unter die Zunge oder als Zerbeißkapsel. Dies ist die erste Wahl bei Angina pectoris und Linksherzversagen mit Wasseransammlung in der Lunge. Nitroglyzerin ist, meist als Pumpspray, in der Regel das Notfallmedikament bei bekannter Koronarer Herzerkrankung. Als weitere Möglichkeit kann ein sogenannter ACE-Hemmer als blutdrucksenkendes Medikament in Tablettenform gegeben oder ein Präparat in die Vene gespritzt werden (Urapidil oder Clonidin). Die Gabe von sogenannten Kalziumantagonisten wird wegen der Gefahr der Minderdurchblutung der Herzkranzgefäße nicht mehr empfohlen. Die Behandlung wird auf der Intensivstation fortgeführt und richtet sich auch nach der Art der stattgefundenen Organschädigung. Sollte per Ultraschall oder computertomographisch eine Aortendissektion festgestellt werden, wird neben maximaler Intensivtherapie je nach Lage des Risses über die Operationsdringlichkeit entschieden. Wenn der Riss im Anfangsteil der Hauptschlagader liegt, muss sofort operiert werden. Die Sterblichkeit innerhalb der ersten 30 Tage nach der Operation liegt bei 15 % - 30 %.

Prognose

Die Prognose der hypertensiven Krise ist gut, da noch keine akuten Schäden eingetreten sind und die Blutdrucksenkung in der Regel keine Probleme bereitet.
Beim hypertensiven Notfall hängt die Prognose von der Art der stattgefundenen Organschädigung ab, wobei die meisten angesprochenen Komplikationen grundsätzlich therapierbar sind. Ein eingetretener Herzinfarkt kann allerdings auch tödlich verlaufen oder schwere Folgeschäden am Herzen nach sich ziehen. Eine Aortendissektion wird – in Abhängigkeit von ihrer Ausprägung – oft nicht überlebt.
Generell bringt ein dauerhaft normalisierter Blutdruck eine erhebliche Minderung der Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall mit sich.

Quellenangabe für Zitate

Inhalte dieser Webseite dürfen für kommerzielle und nichtkommerzielle Zwecke ohne Rückfragen auszugsweise zitiert werden. Bedingung dafür ist die Einrichtung des folgenden Links als Quelle des Zitates: https://www.qimeda.de/lexikon/krankheiten/hypertensive-krise-hypersensitiver-notfall

Das Informationsangebot von Qimeda dient ausschließlich Ihrer Information und ersetzt in keinem Fall die persönliche Beratung oder Behandlung durch einen ausgebildeten Arzt. Die Inhalte von Qimeda dürfen nicht zur Erstellung eigenständiger Diagnosen oder Eigenmedikationen verwendet werden.