Hyperosmolares Koma

Wissen zu Hyperosmolares Koma

Beim hyperosmolaren Koma handelt es sich um eine tiefe Bewusstlosigkeit als Ausdruck einer schwerwiegenden Komplikation bei Zuckerkrankheit. Diese Komaform entwickelt sich typischerweise in Zusammenhang mit einem Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) Typ II allmählich über mehrere Tage. Der Diabetes mellitus Typ II (im Unterschied zu Typ I, der typischerweise in der Kindheit auftritt und mit Insulin behandelt werden muss) zeigt sich meist im fortgeschrittenen Alter als Ausdruck eines relativen Insulinmangels und kann anfangs oft durch Gewichtsreduktion und Ernährungsumstellung alleine behandelt werden. Die Notwendigkeit einer Tabletteneinnahme sowie einer Insulintherapie kann sich abhängig vom Verlauf unterschiedlich schnell ergeben.

Ursachen

Auslösend für die Entstehung eines hyperosmolaren Komas ist ein Mangel an Insulin, dem Blutzucker senkenden Hormon. Diese Komaart tritt in 25 % der Fälle als erster Ausdruck eines neu entdeckten Diabetes mellitus auf. Dabei ist die auslösende Ursache in etwa 40 % der Fälle am häufigsten eine Infektion. Bei bereits bekanntem und behandeltem Diabetes mellitus Typ II kann eine fehlende oder ungenügende Insulinzufuhr oder ein nicht berücksichtigter Insulinmehrbedarf zu einem Insulinmangel führen.

Eine unzureichende Zufuhr kann entstehen, wenn:
  • der Diabetes mellitus bislang nicht bekannt und somit auch nicht behandelt war
  • die Insulinspritze vergessen wurde oder die Insulinpumpe nicht funktioniert hat (zum Beispiel die Nadel verstopft war)
  • fälschlicherweise trotz Notwendigkeit einer Behandlung mit Insulin "nur" Tabletten eingenommen werden

Zu einem überhöhten Bedarf kommt es in erster Linie bei:
  • einem übermässigen Konsum an schnell zu verdauenden Kohlenhydraten wie Süßigkeiten oder Kuchen
  • Erkrankungen oder Zustände mit einem beschleunigten Stoffwechsel und somit einem Mehrbedarf an Zucker und Insulin
  • Infektionen
  • einem Unfall
  • Operationen
  • Schwangerschaft
  • einer Überfunktion der Schilddrüse
  • schweren Erkrankungen wie Herzinfarkt
  • Behandlung mit entwässernden Mitteln, Kortison

Diagnose zu Hyperosmolares Koma

Die Diagnose lässt sich bei vorliegender tiefer Bewusstlosigkeit nach Bestimmung weniger Blutwerte rasch stellen. Hyperosmolar steht für das Vorliegen von vielen gelösten Teilchen in zu wenig Wasser. Die Betroffenen sind ausgetrocknet und haben viel zu hohe Werte für Blutzucker und Blutsalze (vor allem Natrium) sowie für sogenannte "harnpflichtige Substanzen" (wie Harnstoff). Aus mehreren solcher Werte lässt sich die "Dicke" des Blutes errechnen, die bei der beschriebenen Komaform erheblich erhöht ist. Im EKG lassen sich unter Umständen Veränderungen aufgrund eines Kaliummangels erkennen.

Symptome

Bei drohendem hyperosmolarem Koma kommt es zu Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen sowie starkem Durst und großen Trinkmengen mit nachfolgend übermäßiger Urinausscheidung. Betroffene sind schwach und ausgetrocknet, was man am Spannungszustand der Haut erkennen kann. Hebt man eine Hautfalte am Handrücken mit zwei Fingern an und lässt sie dann los, sollte die Falte unmittelbar wieder verstreichen. Bleibt sie noch mehrere Sekunden stehen oder verstreicht überhaupt nicht mehr, so liegt bereits eine mehr oder weniger schwere Austrocknung (Dehydratation) des Körpers vor. Es besteht die Neigung zum Kreislaufkollaps, die bei vorliegendem Koma in einen Schockzustand mit tiefer Bewusstlosigkeit übergegangen ist. Betroffene sind bei voller Ausprägung nicht mehr erweckbar, ausgetrocknet und scheiden fast keinen oder keinen Urin mehr aus.

Behandlung zu Hyperosmolares Koma

Bei Verdacht auf hyperosmolares Koma muss umgehend eine intensivmedizinische Behandlung eingeleitet werden. Auf der Intensivstation werden zunächst unter anderem ein zentraler Venenkatheter und ein Blasenkatheter gelegt. Unter strikter Gegenüberstellung von Flüssigkeitsaufnahme (Infusionen) und Flüssigkeitsausscheidung (Urin) wird ein vermehrter Ersatz von Flüssikeit und Blutsalzen vorgenommen. Darüber hinaus wird das fehlende Insulin unter häufiger Blutzuckerkontrolle ersetzt und der stark überhöhte Blutzuckerspiegel langsam bis in den Normalbereich gesenkt.

Prognose

Bei regelrechter intensivmedizinischer Behandlung ist die Prognose bei hyperosmolaren Koma gut. Zu beachten ist insbesondere eine langsame Absenkung des Blutzuckerspiegels und ausreichende Anreicherung des ersetzten Wassers mit Blutsalzen, um die Entstehung eines Hirnödems zu verhindern. Die vorliegenden Wasserverschiebungen innerhalb des Körpers normalisieren sich erst allmählich, sodass es trotz geregelter Blutzuckerwerte und Blutsalzwerte zu einem verzögerten Erwachen des Betroffenen kommen kann.

Selbsthilfe zu Hyperosmolares Koma

Die Selbsthilfe kann nur in einer Vorbeugung dieser schwerwiegenden Stoffwechselentgleisung bestehen. Diabetiker sollten Medikamenteneinnahmen beziehungsweise Insulinspritzen mit besonderer Sorgfalt vornehmen, Risikosituationen mit Mehrbedarf an Insulin (siehe oben unter Ursachen) erkennen und bei entsprechender Schulung die Insulindosis anpassen – zum Beispiel bei Diätfehlern oder unvorhergesehener körperlicher Mehrbelastung. Bei einer Erkrankung, wie einer Infektion, sollte umgehend der behandelnde Arzt aufgesucht werden, um die Erkrankung rasch therapieren und die Medikamentenmenge beziehungsweise die Insulindosis unter engmaschiger Blutzuckerkontrolle anpassen zu können.

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