Multiple Sklerose - Verlaufsformen

Wissen zu Multiple Sklerose - Verlaufsformen

Entzündungsherde im Nervensystem

Bei Menschen mit Multipler Sklerose (MS) werden Nervensignale nicht mehr so gut weitergeleitet wie bei Gesunden, weil die Ummantelung der Nerven (Myelinscheide) durch Entzündungen zerstört wurde. Die Krankheit äußert sich bei Betroffenen durch Kribbel- oder Schwächegefühle in den Beinen, häufigem Schwindel, Sehstörungen oder häufigem Harndrang.
Im Verlauf der Erkrankung kann es zu ganz unterschiedlichen Symptomen und Verlaufsformen kommen, weil unterschiedliche Bereiche des Nervensystems in unterschiedlicher Ausprägung betroffen sein können. Es zeigen sich einige recht typische Verlaufsformen, die aber grundsätzlich in allen Kombinationen erscheinen können.

Diagnose zu Multiple Sklerose - Verlaufsformen

Symptome und Verlauf

Die Kernspintomographie oder Magnetresonanztomographie (MRT) liefern Hinweise auf eine MS-Erkrankung, sind für sich allein jedoch nicht ausreichend sicher für die Diagnosestellung. Daher spielt für den Arzt die Vorgeschichte, die Symptomatik und ihr bisheriger Verlauf sowie die neurologische Untersuchung eine besonders wichtige Rolle. Ergänzend können Blutwerte und Labortests wie die Liqoruntersuchung hinzugezogen werden oder auch die Messung evozierter Potentiale. Die Zuverlässigkeit der Diagnose nimmt mit der Anzahl der MS-typischen Merkmale zu – daher dauert es auch teilweise noch immer recht lange, bis Ärzte „sicher" von einer MS ausgehen.

Die häufigsten Verlaufsformen

Ganz grob wird zwischen einem Krankheitsschub und einer Progredienz (Fortschreiten der bestehenden Symptomatik) unterschieden. MS-Schübe können sich teilweise zurückbilden oder ganz ausbleiben. Manche Betroffene haben auch noch Jahrzehnte nach der Diagnosestellung keine gravierenden Beeinträchtigungen. Doch kann es auch noch viele Jahre nach einem gutartigen Verlauf zu einem schweren Schub kommen, der zu bleibenden Beeinträchtigungen führt. Nehmen diese sehr schnell zu, handelt es sich um einen bösartigen (malignen) Verlauf, der sogar bis zum Tod führen kann.

Ein MS-Schub wird diagnostiziert, wenn:
  • sich bei einem MS Betroffenen innerhalb kurzer Zeit neue Krankheitsanzeichen entwickeln, die mindestens 24 Stunden bestehen, oder
  • der letzte Schub mindestens einen Monat her ist und entweder neue Symptome auftreten oder „alte" Symptome erneut,
  • die Symptome sich über Tage oder Wochen entwickeln, nicht aber ganz plötzlich von einer Sekunde auf die nächste.
Von einem echten Schub muss der "Pseudoschub" abgegrenzt werden, bei dem bereits bestehende "Plaques" erneut gereizt werden, ohne dass es zu neuen Entzündungsherden kommt.

Poser-Kriterien zur Einschätzung von MS

Um die Einschätzung zu vereinfachen und die Diagnose sicherer zu machen, wurden die "Poser-Kriterien" entwickelt. Dabei sind hier vor allem Befunde wichtig, welche die Diagnose MS absichern:

  • Wie viele MS-Schübe haben bereits stattgefunden?
  • Wie viele MS-Herde konnten nachgewiesen werden?
  • Deutet die Liquoruntersuchung auf MS hin?
Hat ein Betroffener allerdings keinen schubförmigen Verlauf, fällt die Einordnung nach diesen Kriterien häufig schwer.

Prognose

Selbst wenn ein Arzt die aktuelle Verlaufsform der MS eines Patienten definieren kann, ist es nicht möglich, den Krankheitsverlauf vorherzusagen. Zwar können Wahrscheinlichkeiten prognostiziert werden, doch kann eine MS in ihrer bestehenden Form sich jederzeit wandeln. Viele Betroffene erleben, dass sich Veränderungen wie Schübe, Zustandsverbesserungen oder -verschlechterungen abwechseln. In späteren Stadien berichten Betroffene häufig auch über vermehrte Gangunsicherheiten und Gleichgewichtsstörungen, Probleme beim Wasserlassen oder Koordinationsstörungen der Arme und Beine sowie über Schmerzen.

Behandlung zu Multiple Sklerose - Verlaufsformen

Funktionen so lange wie möglich erhalten

Im Vordergrund der Behandlung steht bei MS der Erhalt der körperlichen und geistigen Funktionen. Die Behandlung richtet sich daher nach den jeweils aktuellen Symptomen und dem jeweiligen Verlauf.

Die Krankheit ist nicht heilbar, aber die Beschwerden können durch verschiedene Ansätze gelindert und der Verlauf gemildert werden:
  • Medikamentöse Therapie: Da bei MS offenbar eine zu starke Immunreaktion einsetzt, wird versucht, über Medikamente die Immunreaktion zu unterdrücken (Immunsuppression) oder zu verändern (Immunmodulation). Dabei soll das Immunsystem beeinflusst werden, damit es sich nicht mehr gegen den eigenen Körper richtet. Ein Schub wird mit stark entzündungshemmenden Arzneimitteln behandelt; dazu werden häufig Kortikosteroide eingesetzt. In der Langzeitbehandlung kommt häufig Interferon-beta zur Anwendung, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verzögern.
  • Symptomatische Therapie: Dabei steht die Behandlung der Symptome im Vordergrund, wie die erhöhte Muskelspannung (Spastik) oder die Schmerzen. Dabei kann auch Krankengymnastik zum Einsatz kommen.

Selbsthilfe zu Multiple Sklerose - Verlaufsformen

Ernährung und Lebensstil spielen eine wichtige Rolle

Die richtigen Fettsäuren sind nach heutigen Erkenntnissen für MS-Betroffene von Bedeutung. Daher sollte die Ernährung zu einem großen Teil aus mehrfach ungesättigten Fettsäuren bestehen. Enthalten sind diese in Pflanzenölen, Nüssen oder fettreichen Fischarten. Ein ausgeglichener Lebensstil, ein Ausdauersport, welcher dem jeweiligen Krankheitsstadium entspricht und der Verzicht auf Nikotin und Alkohol ist bei MS ratsam. Für Austausch, Information und Unterstützung ist zudem der Anschluss an eine MS-Selbsthilfegruppe empfehlenswert.

Daten/Fakten zu Multiple Sklerose - Verlaufsformen

Die Statistiken zeigen bei jungen MS-Betroffenen überwiegend einen schubförmigen Verlauf, während die MS bei über 40-Jährigen häufiger mit einem chronisch-progredienten (fortschreitend) Verlauf beginnt. Der schubförmige Verlauf tritt bei Frauen doppelt so häufig auf wie bei Männern, diese leiden häufiger an einem chronisch-progredienten Verlauf.

  • Ein schubförmig remittierender Verlauf, bei dem sich die Symptome ganz oder teilweise zurückbilden, kommt bei etwa 20 Prozent der Betroffenen vor. Bei Dreiviertel der Betroffenen mit diesem Krankheitsverlauf kommt der nächste Schub innerhalb von fünf Jahren.
  • Weitere 20 Prozent der MS-Betroffenen leiden unter der progredienten Form (fortschreitend).
  • Am häufigsten kommt die chronisch progrediente Verlaufsform bei MS vor, bei der es zusätzlich zu Schüben kommen kann.

Links zu Multiple Sklerose - Verlaufsformen

Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) Bundesverband e. V.
Eine Erklärung von Professor Hickel von der Universität München

eTrain MS – ein Online-Lernprogramm zum Krankheitsbild
MS-Erkrankte, deren Angehörige und Freunde sowie an Interessierte

Initiative Selbshilfegruppe MSK
http://www.multiple-sklerose-e-v.de/

MS Life – austauschen, handeln, leben
Mit Übersicht der Selbsthilfegruppen in den einzelnen Bundesländern

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