Allergie (Überempfindlichkeitsreaktion)

Wissen zu Allergie

Eine Allergie ist eine Abwehrreaktion des Immunsystems auf eigentlich harmlose körperfremde Umweltstoffe, sogenannte Allergene. Es handelt sich dabei um eine Überreaktion des Körpers, die Fremdstoffe werden wie gefährliche Krankheitserreger behandelt. Die Folge der Immunreaktion sind Entzündungszeichen und die Bildung von Antikörpern.
Das Immunsystem hat normalerweise die Aufgabe, auf Schadstoffe und Krankheitserreger zu reagieren und sie unschädlich zu machen. Bei Allergien reagiert das Immunsystem unnötigerweise in der gleichen Weise auf ungefährliche Stoffe, mit sehr unangenehmen Folgen für den Allergiker. Allergien nehmen in den letzten Jahren vor allem in Industrieländern stetig zu, sie werden von unzähligen Stoffen (Allergenen) ausgelöst.

Zu den häufigsten Allergenen gehören:

Außerdem spielen auch Kontaktallergene eine große Rolle. Dazu gehören Metalle, Duftstoffe, Farbstoffe, bestimmte Chemikalien und Arzneimittel.
Kontaktallergene sind häufig auch Berufsallergene. Darunter werden Substanzen und Stoffe verstanden, denen Menschen an ihrem Arbeitsplatz regelmäßig und in großer Konzentration ausgesetzt sind und auf die sie allergisch reagieren. Typisch sind zum Beispiel Chrom oder Nickel als Allergene in der Chemieindustrie und der Metall verarbeitenden Industrie, Gummi und Latex bei Ärzten und Krankenschwestern, Getreide bei Landwirten.

Bei einer Allergie werden drei Phasen durchlaufen:

  • In der Sensibilisierungsphase trifft das Allergen zum ersten Mal auf das Immunsystem, dabei treten keine Symptome auf. Allerdings reagiert der Körper mit der Bildung von Antikörpern.
  • In der Reaktionsphase beziehungsweise Akut-Phase reagieren die gebildeten Antikörper auf erneutes Eindringen des Allergens. Der Körper produziert dann die Substanzen, die die allergischen Symptome verursachen (Histamin, Prostaglandine, Leukotriene).
  • Die Entzündungsphase entsteht durch dauerhaften Kontakt mit dem Allergen. Der Körper reagiert mit einer stärkeren Immunabwehr, bei der unter anderem auch weiße Blutkörperchen und T-Lymphozyten beteiligt sind.
Je nach Schnelligkeit und Ablauf der Immunreaktion sowie der Symptome werden verschiedene Allergie-Typen unterschieden. 90 Prozent der Allergiker fallen unter den Typ 1 (Sofort-Typ). Nach einem symptomlosen Erstkontakt mit dem Allergen, der zur Sensibilisierung führt, erfolgt bei neuen Kontakten die Immunreaktion innerhalb kürzester Zeit (wenige Sekunden bis einige Minuten). Der Körper schlägt falschen Alarm und schüttet Histamin aus, eine Entzündungsreaktion findet statt. Typ-1-Allergien sind zum Beispiel Heuschnupfen, allergisches Asthma, Nesselsucht, allergische Bindehautentzündung, Allergien gegen Hausstaubmilben, Tierhaare, Insektengifte und Nahrungsmittel.

Ursachen

Es gibt noch keine umfassende Erklärung für die Zunahme von Allergien in Industrieländern in den letzten Jahrzehnten.

Vermutlich spielen verschiedene Faktoren dabei eine Rolle, darunter:
  • erbliche Veranlagung: Wenn ein oder beide Elternteile Allergiker sind, ist auch das Allergierisiko beim Kind erhöht.
  • zu ausgeprägte Hygiene: übertriebene Hygienemaßnahmen, vor allem im Kindesalter, führen möglicherweise dazu, dass das Immunsystem unterfordert wird und in der Folge nicht richtig reagiert.
  • Auch der Rückgang parasitärer Erkrankungen könnte zu einer Fehlleitung der Immunantwort führen.
  • Die Umweltverschmutzung spielt eine Rolle, zum Beispiel Dieselrußpartikel (Feinstaub) in der Luft. Allergene können sich daran heften und dringen tiefer in die Lunge ein.
  • erhöhtes Allergenaufkommen
  • veränderte Lebensgewohnheiten: Zusatzstoffe in der Ernährung, seltenere Aufenthalte in der Natur, Strahlenbelastung durch hochfrequente und niederfrequente Strahlung, Schwermetallbelastung.

Diagnose zu Allergie

Üblich ist ein Hauttest.

Dabei gibt es verschiedene Varianten:
  • Prick-Test: Kleine Tropfen mit verschiedenen Allergenlösungen werden auf die Haut gegeben, die Haut wird leicht angestochen. Nach 30 Minuten zeigt sich eine Reaktion der Haut, falls eine Allergie gegen das aufgetragene Allergen vorliegt.
  • Reibetest: Er funktioniert ähnlich wie der Pricktest, doch die Haut wird nicht angestochen.
  • Intrakutantest: Die Allergenlösungen werden in die Haut gespritzt.
  • Epikutantest: Pflaster mit Allergenen werden auf den Rücken geklebt. Die Hautreaktion wird drei Tage lang täglich geprüft.
  • Ein Bluttest kann zum Nachweis von Nahrungsmittelallergien angewendet werden. Dabei wird Blut abgenommen und auf Antikörper untersucht.
  • Provokationstests dienen dazu, Ergebnisse aus den anderen Tests zu bestätigen. Dabei wird das Allergen, auf das der Patient im Hauttest reagiert hat, direkt in Kontakt mit dem Organ gebracht, das Allergiesymptome zeigt (Sprühen in die Nase, Träufeln in die Augen, Inhalieren in die Bronchien, Schlucken beim Magen-Darm-Trakt). Die Reaktion auf das Allergen findet in medizinischer Überwachung statt, da bei diesem Test sehr schwere Reaktionen möglich sind, die ein ärztliches Eingreifen erfordern.

Allergietagebuch

Da insgesamt theoretisch Tausende Allergene in Betracht kommen, kann ein Allergietagebuch ebenfalls helfen, den Auslösern auf die Spur zu kommen. Dabei werden vom Allergiker täglich die Aktivitäten, aufgesuchten Orte, Nahrungsmittel oder Medikamente sowie die Art und Dauer der Beschwerden aufgezeichnet. Der Behandler wertet dies anschließend aus.

Symptome

Kommt ein Allergiker mit dem Allergen in Kontakt, können die Symptome unterschiedlich schnell auftreten: sofort, nach einigen Stunden oder erst nach Tagen. Zudem können die Symptome entweder nur an der Stelle auftreten, wo Kontakt zum Allergen bestand oder aber am ganzen Körper.

Die Art der Symptome ist unterschiedlich, je nach Allergen und betroffenem Organ:
  • Schleimhäute: Heuschnupfen, Mundschleimhautschwellungen, Bindehautentzündung
  • Atemwege: Asthma bronchiale
  • Haut: atopische Dermatitis (Neurodermitis), Kontaktekzem, Urtikaria (juckende Schwellung der Haut)
  • Magen-Darm-Trakt: Erbrechen, Durchfall (besonders bei Kleinkindern)
  • gesamter Organismus: anaphylaktischer Schock (Überreaktion bei wiederholtem Kontakt mit einem Allergen).
Allergiker können an einer einzigen Allergie leiden, aber auch an mehreren gleichzeitig. Es ist auch möglich, dass sich Allergien im Laufe der Zeit verschlimmern oder ihre Symptome ändern.

Behandlung zu Allergie

Hyposensibilisierung

Dabei handelt es sich um eine spezifische Immuntherapie mit dem Ziel, die Ursache der Allergie zu behandeln. Das Immunsystem soll sich langsam an das Allergen gewöhnen und schließlich keine allergische Reaktion mehr entwickeln.
Das Allergen wird dafür in sehr verdünnter Konzentration unter die Haut gespritzt oder unter die Zunge gegeben. Im Laufe der Behandlung wird die Konzentration langsam gesteigert, bis der Körper eine Toleranz gegen das Allergen entwickelt. Nach Abschluss der Behandlung wird der Erfolg getestet. Die Hyposensibilisierung ist je nach Allergen nicht gleich erfolgreich. Bei Allergien gegen Insektengifte funktioniert die Methode fast immer, bei anderen Allergien ist die Erfolgsquote geringer.

Medikamente

Mit Medikamenten werden nicht die Ursachen der Allergie bekämpft, sondern die Symptome gelindert oder unterdrückt. Es gibt lokal anzuwendende Mittel wie Inhalier- oder Nasensprays, Augentropfen, Salben und Gele. Tabletten, während Zäpfchen und Spritzen auf den ganzen Körper wirken.
Typische Medikamente sind Antihistamine und Kortisone, die regelmäßig eingenommen werden. Antihistamine wirken gegen Histamin, den Botenstoff der allergischen Reaktion. Kortisone entsprechen einem körpereigenen Hormon, das entzündungshemmend wirkt.
Bei Heuschnupfen können auch "Leukotrienantagonisten" zum Einsatz kommen. Sie verhindern, dass bestimmte körpereigene Stoffe, die für die Allergien mit verantwortlich sind, freigesetzt werden.
Bei schwerem Asthma bronchiale gibt es zudem die Möglichkeit, eine spezielle Therapie mit einem Antikörper durchzuführen.

Naturheilverfahren

Auch Naturheilverfahren werden zur Behandlung von Allergien eingesetzt, allerdings ist ihre Wirksamkeit nicht bewiesen. In Absprache mit dem Behandler können sie als Ergänzung zur herkömmlichen Behandlung zugezogen werden. Anzuraten ist hierbei, immer eine Darmsanierung durchzuführen.

Prognose

Auch wenn eine Allergie nicht behandelt wird, kann sie sich im Glücksfall wieder zurückbilden. Wahrscheinlicher ist aber bei Nichtbehandlung, dass die Beschwerden stärker werden. Im schlimmsten Fall kann ein anaphylaktischer Schock entstehen.

Hyposensibilisierungen haben je nach Allergen unterschiedliche Erfolgsquoten:
  • Bei Insektengiften fast 100 Prozent
  • Bei Hausstaubmilben 60 Prozent
  • Bei Heuschnupfen 82 Prozent
  • Bei Federn oder Schimmelpilzen ist die Hyposensibilisierung nicht wirksam

Selbsthilfe zu Allergie

Die beste Hilfe ist die möglichst strikte Vermeidung der Allergie auslösenden Substanzen, sofern dies möglich ist. Pollenallergiker sollten sich in Pollenflugkalendern über Blütezeit und Flugsaison informieren, um Aktivitäten außer Haus dann zeitweise einzuschränken. Zudem ist bei jeglicher Allergie eine Stärkung des körpereigenen Immunsystems und in diesem Zusammenhang eine Darmsanierung mit Entgiftung anzuraten.

Daten/Fakten zu Allergie

Die Zahl der Allergiker steigt in Industrienationen aufgrund unserer Lebensweise und der Umweltverschmutzung kontinuierlich an. 1990 war in Deutschland etwa ein Viertel der Bevölkerung von Allergien betroffen, heute leidet bereits jeder dritte Deutsche unter einer Allergie.

Links zu Allergie

Deutsche Haut- und Allergiehilfe e. V.
Heilsbachstr. 32
53123 Bonn
Tel: 0228 - 367 91-0
Fax: 0228 - 367 91-90
E-Mail: info(at)dha-allergien.de
http://www.dha-allergien.de

Internetportal „Aktionsplan-Allergien“ des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
http://www.aktionsplan-allergien.de

Deutsche Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie (DGAKI) e. V.
Geschäftsstelle - Gertrud Hammel
Schloss 2
86482 Aystetten
Tel: 0821 - 486 878 64
Fax: 0821 - 486 878 63
E-Mail: info@dgaki.de
http://dgaki.de

DGPA - Deutsche Gesellschaft für Psycho-Allergologie e. V.
Im Heegholz 41
63517 Rodenbach
Tel: 06184 - 990 385
Fax: 06184 - 990 386
E-Mail: info[at]psycho-allergologie.de
http://www.psycho-allergologie.de

pina e. V. - eine Initiative für ein Leben ohne Allergien und Asthma
Kinderumwelt GmbH
Allergologische Abteilung
Westerbreite 7
49084 Osnabrück
http://www.pina-infoline.de/

Quellenangabe für Zitate

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