Stottern mit Hirnveränderung verbunden
Bei Kindern, die stottern, entwickelt sich eine Hirnregion anders als bei Kindern ohne diese Sprachstörung. Dies ergaben bildgebende Untersuchungen des Gehirns mithilfe der Magnetresonanztomographie (MRT). Ob tatsächlich ein ursächlicher Zusammenhang besteht, ist aber dennoch nicht bewiesen.
Hirnregion für Sprache bei Stotterern auffällig
Erstmals wiesen US-Forscher der University of Alberta bei Stotterern Veränderungen in einem Bereich des Gehirns nach. Sie untersuchten dafür 116 männliche Studienteilnehmer zwischen sechs und 48 Jahren, von denen fast die Hälfte stotterte. Die andere Hälfte der Teilnehmer diente als Kontrollgruppe.
Den im Fachjournal "Frontiers in Human Neuroscience" veröffentlichen Ergebnissen zufolge war von 30 untersuchten Hirnregionen eine im Bereich des Vorderhirns auffällig. Die als "Broca-Areal" bekannte Hirnregion ist für die Sprache verantwortlich. Verändert war die Dicke der grauen Hirnsubstanz.
Bei Menschen, die nicht stottern, nimmt die Dicke der grauen Substanz in diesem Areal mit zunehmendem Alter ab. Das zeigt, dass die Effizienz des Gehirns mit dem Alter zunimmt. Bei Probanden in der Studie, die stotterten blieb die Dicke erhalten. Dies könnte dafür sprechen, dass dieses Areal innerhalb des Gehirnnetzwerks für Sprachbildung nicht so effizient arbeitet, so die Wissenschaftler.
Hirnregion entwickelt sich bis zum Erwachsenenalter
Auch wenn die Forscher zeigten, dass sich die eine Hirnregion bei Stotterern abnormal entwickelt, können sie nicht mit Sicherheit sagen, dass die Veränderung tatsächlich für das Stottern verantwortlich ist. Schließlich könnten die Veränderungen auch eine Folge der Sprachstörung sein und zeigen, dass das Gehirn einfach anders arbeitet.
In früheren Untersuchungen hatten die Forscher festgestellt, dass stotternde Kinder ein geringeres Volumen an grauer Hirnsubstanz aufweisen als nichtstotternde Kinder. Dieser Befund entspricht aber nur einer Momentaufnahme in der Kindheit. Die aktuelle Studie zeigt die normalen oder abnormalen Veränderungen über die Lebenspanne.
Langzeituntersuchungen könnten klären, wie sich die Hirnentwicklung in bestimmten Hirnbereichen bei Menschen, die stottern und nicht stottern, von der Kindheit bis zum Erwachsenenalter verändert. Interessant wären auch Veränderungen bei Kindern, deren Stottern erfolgreich behandelt wurde.