Nikotin: Glaube macht schwach

Fühlen Raucher sich nach dem Genuss einer Zigarette besser als zuvor, führen sie das auf deren Nikotingehalt zurück. Dabei handelt es sich laut jüngster Forschungsergebnisse jedoch um einen Trugschluss.


Glaube und Abhängigkeit eng verknüpft

Wissenschaftler der Technischen Universität in Dallas, Texas, stellten sich in ihrer Untersuchung die Frage, welchen Einfluss der Nikotingehalt einer Zigarette auf das Verlangen Tabaksüchtiger hat. Das Team ging davon aus, dass der Konsum einer tabakhaltigen Zigarette für Abhängige befriedigender sein müsste als das Rauchen einer Zigarette ohne Nikotin – auch dann, wenn den Teilnehmern der Studie zuvor nicht die Wahrheit über den Nikotingehalt der Zigarette gesagt wurde.
Ihre Ergebnisse sind überraschend und zeigen ein anderes Bild. So hatte der Glaube der Teilnehmer, welche Art von Zigarette sie rauchten, einen größeren Einfluss auf ihre Hirnaktivität als der tatsächliche Nikotingehalt der dargereichten Zigarette. Ähnliche Effekte sind bei Alkohol längst bekannt: Wer glaubt, Alkohol zu trinken, verhält sich enthemmter – auch wenn das Getränk in Wahrheit alkoholfrei ist.


Messung der Hirnaktivität vor und nach dem Rauchen

Unter der Leitung von Read Montague untersuchten die Forscher die Hirnaktivität der Studienteilnehmer vor und nach dem Rauchen einer Zigarette mit oder ohne Nikotingehalt. Unter den Teilnehmern waren chronisch nikotinabhängige Frauen und Männer im Alter zwischen 30 und 50 Jahren, die an jeweils vier Tagen ins Labor kamen, nachdem sie zuletzt um Mitternacht des vorangegangenen Tages geraucht hatten. Dort rauchten sie nach der ersten Messung ihrer Hirnaktivität eine Zigarette, die sie von den Forschern erhielten.

Die Wissenschaftler verrieten den Probanden dabei jedoch den wahren Nikotingehalt der Zigaretten nicht – jeder Teilnehmer durchlief so vier Versuche: Einmal erhielt er eine angeblich nikotinhaltige Zigarette, die in Wahrheit nikotinfrei war, ein anderes Mal war es genau anders herum und die beiden übrigen Male verriet man ihm tatsächlich die Wahrheit über den Nikotingehalt der Zigarette. Danach folgte eine weitere Messung im Magnetresonanztomographen (MRT), während der Proband ein Spiel spielte, bei dem er verschiedene Entscheidungen treffen musste. Außerdem mussten die Teilnehmer vor und nach dem Genuss der Zigarette Angaben zu ihrem momentanen Rauchverlangen machen. 

Rauchten die Probanden eine nikotinhaltige Zigarette und wussten darum, korrelierte dies sowohl mit ihrer Hirnaktivität als auch mit ihren Angaben zum Rauchverlangen vor und nach dem Genuss der Zigarette. Überraschend war für die Forscher jedoch, dass die gleichen Hirnaktivitäten bei Teilnehmern ausblieben, die glaubten ein Placebo zu rauchen und in Wahrheit aber Nikotin konsumierten. Die Wissenschaftler schließen daraus, dass der Glaube über das Vorhandensein eines abhängig machenden Stoffes großen Einfluss auf das Suchtgeschehen haben könnte. 

Ihre bisherigen Ergebnisse veröffentlichte das Team im Fachjournal "Frontiers in Psychiatry". Weitere Untersuchungen, die zukünftig auch helfen könnten bessere Entzugsprogramme zu entwickeln, sollen folgen. 

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