Borreliose

Wissen zu Borreliose (Lyme-Disease)

Borreliose (auch "Lyme-Borelliose, Lyme-Disease") ist eine auf der gesamten nördlichen Erdhalbkugel verbreitete Infektionskrankheit, die durch die Bakterienart Borrelien, insbesondere Borrelia burgdorferi,  hervorgerufen wird. Die Bakterien werden durch Zecken und Zeckenlarven übertragen, in seltenen Fällen auch durch Pferdebremsen, Stechmücken oder andere blutsaugende Insekten. Borrelien werden bei einem Zeckenstich nicht sofort übertragen, sondern gelangen meist erst 12 bis 24 Stunden nach dem Stich zusammen mit den Ausscheidungen der Zecke in den menschlichen Körper. Borreliose ist eine tückische Erkrankung, da Zeckenstiche oft gar nicht bemerkt werden und die Symptome nicht richtig zugeordnet und entsprechend behandelt werden. Da die Krankheit sehr unterschiedlich verläuft und in den einzelnen Stadien nicht alle Symptome auftreten müssen, wird sie vor allem im Spätstadium nicht immer richtig diagnostiziert und behandelt.

Verlauf

Borreliose verläuft in mehreren Stadien:

  • 1. Stadium (Tage bis Wochen nach dem Zeckenstich): Die Borrelien dringen nur langsam in den Körper vor und vermehren sich alle 24 Stunden. Die erste sichtbare Reaktion des Immunsystems auf die Bakterien zeigt sich in vielen Fällen nach einigen Tagen bis circa zwei Wochen in Form der sogenannten Wanderröte (Erythema migrans): Um die Stichwunde bildet sich eine ringförmige Hautrötung, die sich im Laufe der Zeit ausdehnt und innere blassere Ringe entwickelt. Diese Wanderröte muss allerdings bei einer Infektion nicht zwangsläufig auftreten. Viele Betroffene klagen im Frühstadium auch über Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Fieber, Lymphknotenschwellungen und Herzklopfen.
  • 2. Stadium (Wochen bis Monate nach dem Zeckenstich): Nach diesem ersten Stadium bleiben viele Infizierte über längere Zeit vollkommen beschwerdefrei. Dann entwickeln sich schubweise verschiedene Symptome wie Gelenkentzündungen, Nervenlähmungen, Sehstörungen, Herzrhythmusstörungen und Gefäßverschlüsse.
  • 3. Stadium (Monate bis Jahre nach dem Zeckenstich): Nach einigen Monaten bis Jahren tritt das chronische dritte Stadium ein, das sich durch sehr viele und sehr unterschiedliche Symptome äußert (siehe Diagnose).

Diagnose zu Borreliose (Lyme-Disease)

Borreliose ist eine tückische Krankheit, da sie verzögert ausbricht und die Betroffenen oft nicht bemerkt haben, dass sie von einer Zecke gestochen wurden oder den Stich vergessen haben. Da die Wanderröte nicht in allen Fällen auftritt und die sonstigen Frühsymptome leicht mit einer Grippe verwechselt werden können, wird die Diagnose im Frühstadium oft nicht richtig gestellt. In späteren Stadien machen die unspezifischen Symptome ebenfalls eine eindeutige Diagnose schwierig. Wenn Sie von einer Zecke gestochen worden sind, lassen Sie diese am besten vom Arzt fachgerecht entfernen und im Labor auf Borrelien untersuchen. Ist die Zecke frei von Borrelien, sind weitere Untersuchungen zum Ausschluss der Diagnose Borreliose nicht notwendig.
Tritt die Wanderröte nach einem Zeckenstich auf, ist dies ein eindeutiger Nachweis für eine Infektion. Gleiches gilt, wenn eine gerötete knotige Schwellung an Brustwarzen, Hoden, in Gelenkbeugen oder an der Ohrmuschel auftritt (Lymphozytom). Da in etwa der Hälfte der Fälle keine Wanderröte beobachtet werden kann, muss zum Ausschluss oder Nachweis einer Borreliose eine Labordiagnostik durchgeführt werden.

Blutuntersuchung

Sechs Wochen nach einem Zeckenstich sind Antikörper gegen Borrelien im Blut nachweisbar. Die Tests dafür sind allerdings nicht standardisiert und ein negativer Befund schließt eine Borrelieninfektion noch nicht endgültig aus.

  • Erregerkultivierung: Rückenmarksflüssigkeit oder Biopsiematerial aus der Haut werden in Speziallaboratorien auf Nährmedien gegeben und mehrere Wochen bebrütet. Auf diese Weise lassen sich die Erreger direkt nachweisen.
  • Nachweis des Erbgutes der Borrelien: In der frühen Phase lässt sich über eine Hautbiopsie feststellen, ob Erbgut der Borrelien vorhanden ist.
  • Lumbalpunktion: Bei akuten Entzündungen des Nervensystems wird zur Diagnose einer Neuroborreliose mit einer Lumbalpunktion Liquor (Rückenmarksflüssigkeit) aus dem unteren Teil der Wirbelsäule entnommen, um Antikörper nachzuweisen.

Symptome einer Borreliose

Stadium 1 (Tage bis Wochen nach dem Zeckenstich)
  • Wanderröte (Erythema migrans)
  • Kopfschmerzen
  • Müdigkeit
  • Abgeschlagenheit
  • Fieber
  • Herzklopfen
  • Lymphozytom (Verfärbung und Schwellung von Hautpartien, vor allem an Brustwarzen, Hoden oder Ohrläppchen)

Stadium 2 (Wochen bis Monate nach dem Zeckenstich)
  • brennende Schmerzen, vor allem nachts
  • starke Schmerzen am Rumpf, Armen und Beinen
  • Taubheitsgefühle
  • Meningitis
  • Lähmungserscheinungen, vor allem im Gesicht
  • Gelenkentzündungen
  • Nervenlähmungen
  • Sehstörungen
  • Herzrhythmusstörungen
  • Gefäßverschlüsse

Stadium 3 (Monate bis Jahre nach dem Zeckenstich)
  • dunkelblaue Schwellungen der Haut an den Beinen mit Verringerung des Unterhautfettgewebes und der Hautdicke sowie durchschimmernde Blutgefäße (Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer)
  • Arthritis (vor allem Kniegelenke, Sprunggelenke, Hüften, Handwurzeln)
  • chronische Müdigkeit
  • starker Nachtschweiß
  • Herzrhythmusstörungen
  • Kribbeln in den Beinen
  • Taubheitsgefühle in den Fußsohlen

Behandlung zu Borreliose (Lyme-Disease)

Eine Infektion mit Borreliose heilt nicht von selbst, sondern muss mit Antibiotika in ausreichend dosierter Konzentration behandelt werden, in der ersten Infektionsphase können Antibiotika in Tablettenform gegeben werden. Die Antibiotika müssen über zwei Wochen eingenommen werden. Bei Erwachsenen wird Doxycyclin eingesetzt, bei Kindern unter acht Jahren und Schwangeren das Aminopenicillin Amoxicillin. Je früher die antibiotische Behandlung beginnt, desto besser kann die Borreliose beherrscht werden.
Bereits vier Wochen nach Infektionsbeginn ist die Behandlung schwieriger. Im chronischen Stadium wird über drei bis vier Wochen eine Infusionstherapie mit Cefotaxim oder Ceftriaxon durchgeführt, die in hartnäckigen Fällen wiederholt werden muss. Werden in der Ruhephase vor Ausbruch der Symptome der chronischen Phase bei einer Blutuntersuchung Antikörper entdeckt, sollte nicht sofort mit der Infusionstherapie begonnen werden, da die Bakterien am besten auf Antibiotika ansprechen, wenn der Betroffene Beschwerden verspürt.

Prognose

Die Behandlung im frühen Stadium (innerhalb der ersten vier Wochen nach Infektionsbeginn) ist in 90 Prozent der Fälle wirksam. Die Infusionstherapie in der chronischen Phase wirkt bei rund 80 Prozent der Betroffenen nach einem ersten Behandlungszyklus. 20 Prozent benötigen bis zu vier Infusionsserien.

Selbsthilfe zu Borreliose (Lyme-Disease)

Es gibt keinen Impfstoff gegen Borreliose. Wichtig bei Aufenthalt im Freien ist – vor allem im Wald oder Garten – den direkten Körperkontakt zu bodennahen Pflanzen zu vermeiden (lange Hosen und langärmelige Kleidung, festes Schuhwerk). Sprays und Lotionen gegen Zeckenbefall sind in der Regel nicht sehr wirksam. Nach dem Aufenthalt im Garten oder Wald sollten Sie sich auf Zecken kontrollieren. Sollten Sie eine Zecke an Ihrem Körper entdecken, entfernen Sie sie sehr vorsichtig mit einer Pinzette direkt an der Haut durch leichten Zug oder mit einer Zeckenkarte, die in der Apotheke erhältlich ist. Besser gehen Sie zum Arzt, um sie entfernen zu lassen. In Dreiviertel der Fälle handelt es sich um noch nicht ausgewachsene Zecken, die leicht zerquetscht werden, wenn man versucht, sie selbst zu entfernen. Dann geben die Tiere besonders viele Borrelien ab.
Entfernte Zecken können in einem Labortest auf Borrelien untersucht werden; ist die Zecke nicht infiziert, braucht entsprechend auch keine Therapie durch Antibiotika durchgeführt werden. Der Labortest ist eine selbst zu zahlende Individuelle Gesundheits leistung (IGel) und kostet 35.- Euro. Zecken sind bei Temperaturen zwischen 10 °C und 50 °C aktiv. Sie überleben sogar Waschmaschinengänge bis zu 50 °C. Was sie nicht gut vertragen, ist Trockenheit. Gegebenenfalls ist es sinnvoll, Kleidung nach einem Waldspaziergang in den Wäschetrockner zu geben.

Daten/Fakten zu Borreliose (Lyme-Disease)

Borreliose ist die häufigste Erkrankung, die durch Zecken übertragen wird. Es gibt jährlich in Deutschland schätzungsweise circa 60.000 bis 100.000 Neuinfektionen mit Borreliose. Je nach Region und Entwicklungsstadium der Insekten sind zwischen 5 bis 35 Prozent der Zecken mit Borrelien befallen.

Links zu Borreliose (Lyme-Disease)

BORRELIOSE  und FSME BUND DEUTSCHLAND e. V. (BFBD)
Patientenorganisation
In den Rödern 13
64354 Reinheim
Tel: 0180 - 500 69 35
Mo-Do: 10.00 bis 12.30 Uhr
Sa: 16.00 bis 18.00 Uhr
Abendberatung:
Mo und Fr 18.00 bis 20.00 Uhr
E-Mail: info@borreliose-bund.de
http://www.bfbd.de

Bundesverband Zecken-Krankheiten e. V.
Olgastraße 11
71088 Holzgerlingen
Tel: 07031 - 724 93 55
E-Mail: info@bzk-online.de
http://www.bzk-online.de

Informationen des Robert-Koch-Instituts über Borreliose
http://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/B/Borreliose/Borreliose.html

Informationen des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit über Borreliose
http://www.lgl.bayern.de/gesundheit/infektionsschutz/infektionskrankheiten_a_z/borreliose

Quellenangabe für Zitate

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