Pudendus-Neuralgie
Wissen zu Pudendus-Neuralgie
Der Nervus pudendus ist für sensible Empfindungen des Hautbereichs der Analregion, des Damms, der Schamlippen und des Hodensacks sowie für die Steuerung des äußeren Afterschließmuskels und der Beckenbodenmuskulatur zuständig. Durch mechanische Reizung oder Entzündungen kommt es zu stechenden oder einschießenden Schmerzen in der Genital- und Dammregion. Dies wird Pudendus-Neuralgie genannt.Ursachen
- Kompression des Nervs durch Druck auf die Dammregion (zum Beispiel beim Fahrrad fahren),
- lang dauernde Operationen im unteren Beckenbereich,
- Verletzungen im Beckenbereich durch einen Unfall,
- schwierige Geburt,
- Verengung des sogenannten Alcock-Kanals, durch den der Nerv verläuft,
- selten: Entzündung des Nervs, beispielsweise im Rahmen einer Herpes-Zoster-Infektion (Gürtelrose), einer diabetischen Nervenerkrankung (Diabetische Nephropathie) oder durch einen Tumor.
Diagnose zu Pudendus-Neuralgie
Es ist wichtig, dass andere Ursachen, die Schmerzen in der Beckenregion verursachen, ausgeschlossen werden. Dazu gehören schmerzhafte Hautveränderungen, die bei der körperlichen Untersuchung für den Arzt erkennbar sind. Für die Diagnose einer Pudendus-Neuralgie ist meist eine ausführliche Krankengeschichte ausreichend. Zusätzlich kann die elektrische Aktivität des äußeren Afterschließmuskels mittels Elektromyografie gemessen werden. Außerdem besteht die Möglichkeit, die Nervenleitgeschwindigkeit des Nervus pudendus mit der Elektroneurografie zu bestimmen.Mit Hilfe der Computertomografie lässt sich feststellen, ob der Nerv eingeklemmt ist und ob sich ein Tumor im Becken befindet. Ein sicherer Test ist das Einspritzen von lokalem Betäubungsmittel in den Nervenkanal unter computertomografischer Kontrolle. Falls der Schmerz nach kurzer Zeit deutlich nachlässt, liegt mit sehr großer Wahrscheinlichkeit eine Pudendus-Neuralgie vor. Wegen hoher Strahlenbelastung sollte jedoch gut abgewogen werden, ob dieser Test notwendig ist.
Symptome
Am häufigsten sind die Schmerzen sowohl bei Männern als auch bei Frauen am Damm lokalisiert – bei Männern in seltenen Fällen auch am Penis. Durch Sitzen werden die Beschwerden schlimmer, im Stehen oder auch Sitzen auf der Toilettenschüssel durch die Druckentlastung besser.Die Schmerzqualität wird in der Regel als stechend oder brennend beschrieben, manchmal auch als dumpf-drückend. Im schlimmsten Fall kann es durch die Pudendus-Neuralgie zur Harninkontinenz oder Stuhlinkontinenz kommen, wenn der Nerv stark beschädigt ist.
Behandlung zu Pudendus-Neuralgie
Es gibt die Möglichkeit, Kortison, das abschwellend und entzündungshemmend wirkt, direkt in den Nervenkanal einzuspritzen. Allerdings lässt die Wirkung nach einigen Wochen nach, sodass die Schmerzen zurückkommen können.Medikamente
- trizyklische Antidepressiva: unabhängig von der antidepressiven Wirkung helfen trizyklische Antidepressiva in niedriger Dosierung gegen Nervenschmerzen
- Antiepileptika: wirksam bei chronischen Schmerzen
Bei Pudendus-Neuralgie sollte aber auch eine psychische Ursache für die Schmerzen in Erwägung gezogen werden. Gerade chronische Schmerzen sind Ausdruck psychischer Belastung. Psychologische Unterstützung kann bei der Schmerzbewältigung hilfreich sein. Die letzte zu erwägende Behandlungsoption ist eine Operation, bei der der Nervenkanal freigelegt wird (Neurolyse), um eine Druckentlastung herbeizuführen.
Prognose
Bei frühzeitiger und vor allem konsequenter Therapie und Behebung von bekannten Ursachen kann die Pudendus-Neuralgie vollkommen verschwinden. Einen erheblichen Einfluss auf die Schmerzentstehung hat die Psyche. Chronifizierungen sind bei der Pudendus-Neuralgie also nicht selten.Links zu Pudendus-Neuralgie
Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Hohen Medizinischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität BonnRobin Holtkamp, 2007
Pudendus-Neuralgie