Übergewicht: Hausstaub in Verdacht
Staub im häuslichen Umfeld kann Auslöser einer Hausstaballergie sein. Forscher finden jetzt heraus, dass er auch den Hormonhaushalt durcheinanderbringen und Übergewicht fördern könnte.
Chemische Stoffe beeinflussen Hormone und Stoffwechsel
Hausstaub könnte Chemikalien enthalten, die endokrin wirken, das heißt, das Hormonsystem beeinflussen. Das fanden Forscher der Duke University in Durham in North Carolina heraus. Sie stellten an Fettvoräuferzellen von Mäusen fest, dass diese sich, wenn sie kleinen Mengen von mit Chemikalien belastetem Hausstaub ausgesetzt wurden, in reife Fettzellen verwandelten. Diese enthalten mehr Fett.
Chemikalien, die den Hormonhaushalt stören, werden auch endokrine Disruptoren genannt. Sie können natürlichen Ursprungs sein, sind aber auch künstlich hergestellte Substanzen, die auf die Hormonproduktion und -funktion wirken können. Sie finden sich in verschiedenen, täglich genutzten Produkten, zum Beispiel in Kosmetika, Nahrungsmittelverpackungen oder Putzmitteln. Zu diesen Stoffen gehören Bisphenol A und Phthalate sowie Flammschutzmittel.
Studien zeigten bereits, dass der Kontakt mit diesen Substanzen zu ernsthaften Gesundheitsstörungen führen kann, darunter Krebs, Unfruchtbarkeit oder Entwicklungsstörungen des Nervensystems. Sind ungeborene Kinder im Mutterleib den Stoffen ausgesetzt, kommt es wahrscheinlicher zu Übergewicht in der Kindheit.
Chemikalien können zu Fettspeicherung führen
Die Wissenschaftler wollten jetzt wissen, wie mit den Chemikalien belasteter Hauststaub das Wachstum von Fettzellen beeinflusst. Es ist bekannt, dass in Hausstaub gefährliche Stoffe angereichert sind. Zu diesem Zweck sammelten sie in elf Haushalten in North Carolina Hausstaubproben und analysierten sie im Labor. Sie konnten insgesamt 44 verunreinigende Stoffe entdecken.
In einem nächsten Schritt identifizierten die Forscher die im Staub befindlichen Stoffe in den Fettvorläuferzellen. Diese Zellen dienen in der Forschung häufig der Untersuchung, wie die Speicherung von Triglyceriden beeinflusst wird, ein Typ von Fett, den der Körper als Energiereserve speichert. Ein hoher Anteil dieser Fette ist mit Übergewicht und zusammenhängenden Krankheiten verbunden.
Die Wissenschaftler entdeckten an elf Hausstaubproben, dass Fettzellen schneller reiften und Fette speicherten. In neun Hausstaubproben ließ sich nachweisen, dass das Zellwachstum vermehrt und die Anzahl der Fettvorläuferzellen erhöht war. Nur elf der genommenen Proben waren vollkommen inaktiv. Das lässt die Forscher vermuten, dass die Chemikalien, die Fettzellen beeinflussen, fast überall vorkommen.
Dabei konnten sie vor allem drei Stoffe ausmachen, die Fettzellvermehrung und Fettspeicherung beeinflussen: das Pestizid Pyraclostrobin, ein Flammschutzmittel und den Weichmacher Dibutyl Phthalat (DBP). Schon drei Mikrogramm des mit den Chemikalien belasteten Haustaubs könnten Effekte auf die Fettzellen haben, schreiben sie im Journal "Environmental Science & Technology".