Vier auf einen Streich - Eineiige Vierlinge in Leipzig

Leipzig (dpa) - Vier auf einen Streich: Eineiige Vierlinge sind im Universitätsklinikum Leipzig auf die Welt gekommen - Experten sprechen von einem Wunder. Laura, Sophie, Jasmin und Kim wurden am vergangenen Freitag zehn Wochen vor dem errechneten Geburtstermin im Minutentakt geboren. Die Schwangerschaft war auf natürliche Weise entstanden, die Kinder wurden per Kaiserschnitt geholt, wie die Klinik am Montag mitteilte. Die Überlebenschancen der vier relativ großen Frühchen seien gut.

Die um die 1000 Gramm schweren Mädchen müssen noch bis zum errechneten Geburtstermin auf der Frühchenstation bleiben. Ihre 31 Jahre alte Mutter sei topfit und könne schon am Mittwoch entlassen werden, sagte der Leiter der Geburtsmedizin, Professor Holger Stephan, der Nachrichtenagentur dpa.

Die Wahrscheinlichkeit von eineiigen Vierlingen liegt nach Angaben des Mediziners bei 1 zu 13 Millionen. «Die Chance, dass sie auf natürlichem Wege entstehen und in den lebensfähigen Bereich kommen, ist verschwindend gering.» Dabei teile sich die befruchtete Eizelle in den ersten Tagen in vier gleiche Portionen, aus denen sich je ein vollständiger Mensch entwickle. Die Embryos reiften in getrennten Fruchthöhlen und teilten sich einen Mutterkuchen.

Auch für Stephans Kollegen Walter Klockenbusch von der Uniklinik Münster sind eineiige Vierlinge eine «absolute Seltenheit». «Solche Geburten sind in der Natur ja eigentlich nicht vorgesehen», sagte er. In 20 Jahren am Universitätsklinikum in Münster habe er zwei oder drei Mal Vierlinge erlebt. Eineiige seien nicht dabei gewesen.

Die sind auch in einem Club für Mehrlinge nicht bekannt. «Gut möglich, dass das der erste Fall in Deutschland ist», sagt Hartmut Hartleb, Vorsitzender der Internationalen Drillings- und Mehrlingsinitiative ABC-Club (Hannover).

«Dass eine solche Mehrlingsschwangerschaft bis zur 28. Woche problemlos verläuft, gleicht einem Wunder», sagte Stephan von der Leipziger Uniklinik, wo es zuletzt 1976 eine Vierlingsgeburt gab. Die aktuelle Vierlingsschwangerschaft sei ohne medizinische Unterstützung entstanden. Der Mutter, die mehr als zehn Kilo zugenommen hatte, ging es bis zum Freitag gut. Dann bereiteten der Bauchumfang und eines der Kinder Probleme, das zu viel Fruchtwasser produziert hatte.

«Da die Frau in Kliniknähe wohnte, wurde sie erst wenige Stundenvor der Geburt stationär aufgenommen», sagte Stephan. Am Abend entschlossen sich die Ärzte zum Kaiserschnitt. Zwischen Laura und Kim - 21.45 Uhr und 21.50 Uhr - lagen nur fünf Minuten. Die Eltern finden ihre mittelblonden Mädchen, die wie ein Ei dem anderen gleichen, «sensationell», wie Stephan berichtete. Die Vierlingsmutter ist gelernte Friseurin. Der Vater hatte gerade noch ein größeres Auto gekauft und die Zimmer der Töchter fertig eingerichtet. «Die wussten, jetzt können wir kommen», sagte der Vater laut Klinik.

Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) will die Patenschaft für die Vierlinge übernehmen. «Ich bin froh, dass es allen gut geht und wünsche der Familie ganz viel Kraft und Nerven», sagte der vierfache Vater. Jung will die Familie in den nächsten Tagen besuchen. Außerdem bekommen die Eltern 500 Euro und - falls sie es wünschen - familiäre Unterstützung seitens der Stadt Leipzig. Das Uniklinikum will die Windeln für die vier Neu-Leipziger sponsern - auch für die kommenden Jahre.

Die Mädchen sind nach dem fünfjährigen Sohn der Familie Nachwuchs Nummer zwei, drei, vier und fünf. Nicht nur ihr Bruder wird künftig bei den Schwestern genau hinschauen müssen. Auch ihr Geburtshelfer kann sie nicht unterscheiden. «Sie sehen absolut identisch aus», sagte Stephan. Laura ist die Älteste des Quartetts, Kim die Jüngste, aber mit 1100 Gramm die Kräftigste und Zweitgeborene Sophie mit 114 Gramm weniger das Leichtgewicht. «Sie haben die Geburt erstaunlich gut überstanden», sagte Stephan.

Abgesehen von bei Frühgeborenen üblichen Anfangsschwierigkeiten funktionierten alle Organe. «Nur die Lungen brauchen noch Hilfe.» Drei der Mädchen atmeten bereits völlig allein mit nur gelegentlicher Unterstützung, das vierte Kind brauche Atemhilfe.

Kleine Mützen schützten die rosigen Winzlinge in ihren Wärmebettchen vor dem Auskühlen. Stephan, der die Schwangere von Anfang an betreut hat, will die Vierlinge auch künftig nicht aus den Augen verlieren. «So ein Zufall passiert nur ein Mal im Berufsleben.»

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