Ruhen nach Gehirnerschütterung mit Maß
Bei einer Gehirnerschütterung ist Ruhe die wichtigste Therapie. Zu strikte und lange Ruhe kann aber auch schädlich sein, ergab eine aktuelle Untersuchung. Besser ist es offenbar, nach einer kurzen Phase der Ruhe mit dem Aufbau der Aktivität zu beginnen.
Gehirnerschütterung erst einmal mit Ruhe behandeln
Gehirnerschütterungen kommen häufiger bei Kindern und Jugendlichen etwa im Rahmen sportlicher Aktivitäten vor, aber natürlich auch bei Erwachsenen. Bei einer Gehirnerschütterung handelt es sich um eine Verletzung des Gehirns, die mit Bewusstseinsverlust, Erinnerungslücken und Erbrechen einhergehen kann. Den meisten Patienten wird im Anschluss an die Diagnose entsprechend den Leitlinien Ruhe verordnet. Denn die Hirnverletzungen sollen in Ruhe verheilen können.
Einige Ärzte empfehlen möglicherweise aber auch eine verlängerte Ruhezeit, um weitere Schädigungen aufgrund zu früher Aktivität zu vermeiden. Die Wirksamkeit dieser Empfehlung stellen Wissenschaftler vom Center for Sports Injury Prevention aus Waltham, Massachusetts jedoch infrage. Die Unklarheit über die Dauer der zu empfehlenden Ruhezeit führe zu ganz unterschiedlichen Verordnungen, so die Forscher. Manche Ärzte empfehlen gar eine "Kokon-Therapie", bei der Betroffene mehrere Tage in einem abgedunkelten Raum ruhen sollen.
Zu strikte und lange Ruhe hat keine Vorteile
In der im Journal "Pediatrics" veröffentlichten aktuellen Studie untersuchten Forscher 88 Patienten zwischen elf und 22 Jahren mit Gehirnerschütterung, die entweder fünf Tage lang strikte Ruhe halten sollten oder nach ein bis zwei Tagen Ruhe schrittweise wieder Aktivität aufbauten. Bei strikter Ruhe durften die Patienten nicht arbeiten, nicht in die Schule gehen oder irgendeiner körperlichen Aktivität nachgehen.
Den Ergebnissen zufolge führte strikte Ruhe nicht zu einer schnelleren Verbesserung von Symptomen, des Gleichgewichts oder klarem Denken. Im Gegenteil, Untersuchungsteilnehmer mit strikter Ruhe wiesen sogar schwerere Symptome während der ersten zehn Tage nach der Diagnose auf als Patienten mit kürzerer Ruhezeit.
Die Forscher halten es deshalb für sinnvoll, dass Kinder und Jugendliche bei einer Gehirnerschütterung nach einer kurzen Ruhephase von wenigen Tagen schrittweise wieder Aktivität aufnehmen. Letztlich sollte die Behandlung individuell erfolgen.