Impfstoff aus Affen-Viren soll gegen Hepatitis C schützen

Washington (dpa) – Ein neuartiger Impfstoff gegen die Erreger von Hepatitis C hat sich in einem ersten Test an gesunden Menschen als gut verträglich erwiesen. Das Präparat nutzt gentechnisch veränderte Viren aus Schimpansen, um das menschliche Immunsystem gegen die gleichfalls viralen Auslöser von Hepatitis C zu mobilisieren. Zwei Forschergruppen berichten im Journal «Science Translational Medicine», wie sie das passende Affen-Virus identifizierten und dieses zum experimentellen Impfstoff entwickelten.

Bislang gibt es keinen wirksamen Impfstoff gegen Hepatitis C. Ob das neue Präparat die Zahl neuer Infektionen beim Menschen tatsächlich verringern kann, wurde noch nicht geprüft. Das meist mit dem Blut - etwa über Drogenbesteck - übertragene Hepatitis C-Virus (HCV) führt in vielen Fällen zu dauerhaften Infektionen.

Das Robert Koch-Institut (RKI) schätzt den Anteil der Betroffenen in der deutschen Bevölkerung auf etwa 0,4 Prozent. Weltweit sind rund 160 Millionen Menschen betroffen. In rund 20 Prozent der Fälle ist eine Leberzirrhose die Folge, hinzu kommt Leberkrebs als weiteres Risiko, erklärt Daniel Lavanchy vom Allergieklinik-Zentrum für Kinder und Jugendliche in Genf im Journal «Clinical Microbiology and Infection». 350 000 Menschen sterben jährlich an Leberschäden, die im Zusammenhang mit Hepatitis C stehen, berichtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Eines der beiden neuen Resultate stammt von einer Gruppe um Alfredo Nicosia vom Biotechnik-Unternehmen Okairos in Rom, einer Ausgründung des Pharmakonzerns Merck. Nicosia und sein Team deklarieren gemäß den Statuten des Journals finanzielle Interessen an ihrer Arbeit. Die Forscher präsentieren neue Adeno(Schnupfen)-Viren aus Schimpansen, die sich als Genfähren einsetzen lassen.

Menschliche Adenoviren sind als Transportvehikel für Erbbausteine von Erregern meist ungeeignet. Sie sind dem Immunsystem bereits bekannt und werden samt ihrer Fracht rasch ausgeschaltet. Ein Schutz kann aber nur entstehen, wenn die eingeschleusten «feindlichen» Gene - etwa des Hepatitis C-Erregers - abgelesen und in Proteine umgesetzt werden.

Nicosia und Kollegen isolierten deshalb Adenoviren aus den Ausscheidungen von Schimpansen, den nächsten Verwandten des Menschen. Die Varianten ChAd3 und PanAd3 stellten sich als aussichtsreiche Kandidaten heraus, erklären die Forscher. Eine Gruppe um Paul Klenerman von der University of Oxford nutzte ChAd3, um Bausteine des Hepatitis C-Virus in gesunde Versuchspersonen einzuschleusen. Der Impfstoff erwies sich in dieser frühen klinischen Phase I als sicher und gut verträglich, wesentliche Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet, schreibt Klenerman. Auch hier gibt es finanzielle Interessen.

«Die große und noch offene Frage ist, ob dieser Impfstoff die Zahl von Neuansteckungen in der geimpften Population verringert», schreibt Michael Houghton vom Li Ka Shing Institute of Virology an der Universität von Alberta im kanadischen Edmonton in einem Begleitartikel in «Science Translational Medicine». Ihm zufolge sind weitere klinische Versuche mit Drogenabhängigen geplant, die ein besonders hohes Risiko haben, sich zu infizieren.

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