Studie: Große regionale Unterschiede bei ärztlicher Behandlung
Gütersloh (dpa) - In Deutschland gibt es große Unterschiede bei der Art und Häufigkeit ärztlicher Behandlungen. So sind Kaiserschnittgeburten im Eifelkreis mehr als doppelt so häufig wie in der Stadt Chemnitz. Männern aus dem Eifelkreis werde hingegen sechs Mal seltener die Prostata entfernt als Männern aus dem Bodenseekreis, ergab eine am Mittwoch von der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh veröffentlichte Studie. Kindern würden in Schweinfurt acht Mal so häufig die Mandeln komplett herausgenommen wie in Rosenheim.
«Diese Unterschiede können ein Indiz dafür sein, dass Patienten manchmal medizinische Leistungen erhalten, die sie eventuell gar nicht benötigen», sagte Brigitte Mohn vom Stiftungsvorstand. Um Veränderungen im System zu bewirken, sei es notwendig, dass der Patient gut informiert sei. Daher wolle die Stiftung mit dem neuen Internetportal «Faktencheck Gesundheit» Orientierungshilfen geben und die Transparenz erhöhen.
Das Internetportal weise für gegenwärtig 16 häufige Behandlungsgebiete starke Versorgungsunterschiede nach, hieß es. Diese seien nicht durch regional unterschiedliche Alters- oder Geschlechtsstrukturen erklärbar.
Handfeste Gründe für die Abweichungen liefert das Portal nicht. Dies solle erst noch ergründet werden, sagte der Experte der Stiftung, Thomas Neldner. «Den Anfang wird im Winter der Faktencheck "Antibiotika-Verbrauch bei Kindern" machen.» Mögliche Ursachen könnten in unterschiedlichen Vertrags- und Abrechnungsmodalitäten für ärztliche Leistungen liegen, dem grundsätzlichen Fehlen anerkannter medizinischer Leitlinien oder der individuell unterschiedlichen Behandlung durch einzelne Ärzte.