Sozial oder egoistisch?

Kommt in Extremsituationen die wahre Natur des Menschen zum Vorschein? Offensichtlich ja, zeigt eine Studie deutscher Forscher. Wer sozial und hilfsbereit ist und wer eher egoistisch ist, lässt sich anhand der Reaktionen in Gefahrensituationen offenbar ablesen.


Computerspiel fordert Entscheidungen und zeigt Hilfsbereitschaft

Denken Menschen in Notsituationen nur an sich selbst? Oder vergessen sie eigene Befindlichkeiten in Anbetracht der Not anderer? Dieser Frage gingen Forscher Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung nach und fanden heraus, dass Notsituationen die guten, aber auch schlechten Seiten von Menschen deutlicher zutage fördern. Demnach helfen besonders uneigennützige und soziale Menschen in Notsituationen oft mehr als im Alltag. Menschen, die eher zu Egoismus neigen, sind weniger hilfsbereit.

Die Wissenschaftler hatten 104 Probanden am Computer Szenarien durchspielen lassen, bei denen sie in zwei verschiedenen Situationen unter finanziellem Druck und Zeitdruck entscheiden sollten, wie sie reagieren. In dem eigens entwickelten "Helfen-oder-Flüchten-Spiel" sollten sich die Probanden in einer Alltagsituation und Notsituation wähnen und entscheiden, ob sie z. B. unter Zeitverlust helfen oder sich lieber selbst in Sicherheit bringen. In anschließenden Tests bestimmten die Forscher die Werteorientierung der Probanden und ob sie sich eher prosozial verhielten oder zu Individualismus tendierten.


Menschen mit prosozialen Werten helfen in der Not eher

Das erste Szenario stellte eine Alltagssituation in einem Bahnhof dar. Ziel war, einen Zug zu erreichen, wofür im Spiel 60 Sekunden Zeit war. Der Erfolg wurde mit einem Euro belohnt, ein Misserfolg sollte ohne Konsequenzen bleiben. Auf dem Weg zum Bahnsteig trafen die Probanden aber auf acht Reisende, die Hilfe benötigten, um ihren Zug zu finden. Die Probanden konnten nun per Knopfdruck entscheiden, zu helfen oder das Spiel zu beenden, was in der Realität das Weitergehen zu ihrem Bahnsteig entsprochen hätte ("Flucht"). Ob die Probanden den Zug erreichten, bestimmte der Computer in Abhängigkeit davon, wann die Probanden das Spiel beendeten. Frühzeitiges Verlassen des Spiels erhöhte die Erfolgschancen. Je mehr Menschen die Probanden halfen, desto mehr Zeit verging und die Chance auf einen Spielgewinn verkleinerte sich.

Das zweite Szenario im Spiel war eine Notsituation im Bahnhof nach einer Explosion. Der Bahnhof sollte schnellstmöglich verlassen werden. Dafür blieb den Probanden nur 15 Sekunden Zeit. Falls sie es in dieser Zeit nicht schaffte, drohte der Verlust von vier Euro. Bei Erfolg sollte es aber keinen Bonus geben. Wieder waren acht andere Reisende eingeblendet, die Hilfe benötigten. Das weitere Spiel glich dem ersten.

In Notsituationen halfen alle Probanden unter Zeitdruck weniger. Mit Blick auf den einzelnen Probanden und seiner Werteorientierung zeigte sich, dass in Notsituationen aber eher Probanden halfen, die zu uneigennützigem und prosozialem Verhalten neigten. 44 Prozent von ihnen verhielten sich in Notsituationen sogar hilfsbereiter als in Alltagsituationen. Bei Probanden mit eher egoistischer Werteorientierung dagegen zeigten 52 Prozent noch eine Verringerung ihrer Hilfsbereitschaft.

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