Essstörungen: Mäuse mit Magersucht

Neue Erkenntnisse von US-Wissenschaftlern zur Entstehung von Magersucht (Anorexia nervosa) können helfen, neue Wege in Vorbeugungs- und Therapiefragen zu gehen.


Verschiedene Risikofaktoren spielen eine Rolle

Forscher gehen schon seit Längerem davon aus, dass bei der Entstehung von Essstörungen unterschiedliche Aspekte eine Rolle spielen. So gelten verschiedene genetische, biologische, psychische und gesellschaftlich-kulturelle Aspekte als Risikofaktoren, an Essstörungen zu erkranken. Magersucht betrifft vor allem Mädchen und junge Frauen, doch auch Männer können im Laufe ihres Lebens Essstörungen entwickeln. In ihrer Ernsthaftigkeit häufig unterschätzt, ist Magersucht mit Sterberaten von acht bis fünfzehn Prozent die gefährlichste aller psychischen Erkrankungen. Patienten können lernen mit der Krankheit zu leben, eine Heilung gibt es jedoch nicht.

Forscher der Universität von Columbia haben nun ein Mausmodell entwickelt, das mithilfe genetischer und umweltbedingter Risikofaktoren zu einer Nahrungsverweigerung von Mäusen führt, die dem Verhalten von Magersuchtkranken ähnelt.


Gruppenzwang durch Isolation ersetzt

Für ihre Versuche verwendeten die Forscher heranwachsende Mäuse. Neben einer genetischen Veranlagung gilt Gruppenzwang als wichtiger Auslöser einer Magersucht. Da dieses gesellschaftliche Phänomen bei Mäusen nicht anwendbar ist, lösten die Wissenschaftler sozialen Stress aus, indem sie die sonst in Gruppen lebenden Tiere isolierten. Alle Versuchstiere trugen eine Erbanlage in sich, die bekannt dafür ist, die Entwicklung von Magersucht beim Menschen zu begünstigen. Außerdem setzten die Forscher auf eine eingeschränkte Kalorienzufuhr, die nur ungefähr 70 bis 80 Prozent des Erhaltungsbedarfs der Mäuse deckte. Dieses Kaloriendefizit entspricht in seiner Dimension ungefähr dem, das Menschen bei herkömmlichen Diäten einhalten.

Genetisch prädisponierte Tiere, die sowohl sozialem Stress als auch einer reduzierten Kalorienzufuhr ausgesetzt waren, zeigten sehr viel häufiger magersuchttypische Nahrungsverweigerung als Versuchstiere aus Kontrollgruppen, die diese Erbanlagen nicht in sich trugen. Waren Tiere mit genetischem Risiko nur einem der beiden anderen Faktoren ausgesetzt, fiel die  Änderung in ihrem Fressverhalten geringer aus.
 
Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigten, dass eine genetische Veranlagung allein noch keine Magersucht auslöse, so der leitende Forscher Dr. Zeltser. Sie beinflusse aber vor allem während der Jugend den Umgang mit sozialem Stress und Diäten. Sein Team veröffentlichte die Studie im Journal "Translational Psychiatry".

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