Zu viele Blinddarm-OPs bei Kindern

Bislang gilt die medizinische Ansicht, dass bei einer akuten Blinddarmentzündung ein Kind sofort operiert werden sollte. Neueste Studien zeigen, dass dies in vielen Fällen eine falsche und vorschnelle Entscheidung ist. Denn in den meisten Fällen reicht die Gabe von Antibiotika aus. Nur in schwierigen Fällen, wenn sich ein Fremdkörper im Appendix befindet oder wenn die Antibiotikatherapie nicht anschlagen sollte, ist eine Operation nötig, so Prof. Dr. Bernd Tillig, Direktor der Klinik für Kinder- und Neugeborenen-Chirurgie und Kinderurologie im Vivantes Klinikum Neukölln in Berlin und stellvertretender Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie e. V.

Dass jedweder Entscheidung eine gründliche Untersuchung mit Ultraschall durch erfahrene Spezialisten vorangehen sollte, ist für ihn selbstverständlich. Fakt ist, dass sich eine Blinddarmoperation in 60 bis 80 Prozent der Fälle vermeiden lässt.

Grund für dieses Umdenken in der Blinddarmbehandlung bei Kindern war eine 2015 durchgeführte Pilotstudie der Karolinska Universität in Stockholm mit 50 Kindern mit akuter Appendizitis. 24 wurden vorerst nur mit Antibiotika behandelt, davon 22 Kinder erfolgreich. Nur einem Kind musste neun Monate später wegen einer erneuten Entzündung nun doch der Blinddarm entfernt werden.

Damit wurde das medizinische Paradigma zerstört, dass ein akut entzündeter Blinddarm beim Kind dringend und schnell entfernt werden muss, so Tillig.

Bisher ist diese Erkenntnis noch recht unbekannt, was es für die Klinikärzte erschwert, diese Vorgehensweise bei den besorgten Eltern durchzusetzen. Diese befürchten bei ihrem Kind die Gefahr eines Blinddarmdurchbruchs.

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