Trendsport mit Helm und Gelenkschützer

Möglichst schnell den Berg hinunter auf dem Mountainbike oder einem Snowboard - Trendsportarten machen vielen Kinder Spaß, bringen aber auch Knochenbrüche mit sich, die oft anders als bei Erwachsenen behandelt werden müssen.

«Kinder sind keine kleinen Erwachsenen, und sollten von Kinderchirurgen behandelt werden, die sich mit den Besonderheiten auskennen», fordert Prof. Lucas Wessel von der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie. In Hamburg treffen sich die Experten bis zum Sonntag auf ihrer 50. Jahrestagung.

Im dpa-Interview erläutert Wessel von der Universitätsmedizin in Mannheim, welche Trendsportarten besonders gefährlich sind. Bringen Trendsportarten einen Anstieg an Verletzungen bei Kindern und Jugendlichen mit sich? Wessel: «Es gibt eine sehr interessante Studie aus Finnland. Sie zeigt, dass die Zahl der Knochenbrüche im Kindes- und Jugendalter allgemein zurückgegangen ist, was das alltägliche Leben betrifft. 

Aber die Frakturen an Unter- und Oberarm haben um ein Drittel zugelegt. Das hängt wohl mit diesen Trendsportarten zusammen. Verlässliche Zahlen aus Deutschland gibt es leider nicht.» Welche Sportarten gelten als besonders gefährlich? Wessel: «Alles, was mit hoher Geschwindigkeit und «downhill», also den Berg hinunter zu tun hat. Das sind Sportarten wie Biking, Snowboarding oder Skating – bei allen haben sich die englischen Fachbegriffe durchgesetzt.

Durch die Geschwindigkeit sind die Kopfverletzungen oft sehr schwer, vor allem wenn die Kinder keinen Helm tragen. Ein neuer Trend kommt aus Asien, die «Heelys», das Wort stammt von Ferse. Dabei sind Rollen unter dem Absatz der Schuhe angebracht, mit denen man sehr schnell werden kann.» Welche Verletzungen sind besonders häufig? Wessel:

«Eine Studie aus den USA, in der es um Snowboarden ging, hat gezeigt: Etwa 58 Prozent der Knochenbrüche traten am Arm auf, 27 Prozent betrafen den Kopf und Hals, was besonders gefährlich ist, und nur 10 Prozent die Beine. Das war überraschend, man hatte mehr Frakturen an der unteren Extremität erwartet. Man denkt ja, die Beine verdrehen sich beim Sturz. In Wahrheit sind aber die Arme von Brüchen betroffen, weil sich die Kinder abstützen beim Fallen.» 

Stellt das die Chirurgen vor neue Herausforderungen, weil andere Verletzungen auftreten? Wessel: «Nein, das kann man nicht sagen. Es sind die Verletzungen, die wir kennen, die nun durch die Stürze vermehrt an den Armen auftreten. Sie betreffen bei Kindern vor allem den Unterarm, in der Nähe des Handgelenks, bei Jugendlichen auch das Handgelenk selbst. 

Aber: Kinder sind keine kleinen Erwachsenen, und sollten von Kinderchirurgen behandelt werden, die sich mit den Besonderheiten auskennen. Die Knochen von Kindern wachsen noch. Und wir können viel häufiger mit einem Gips als mit einer Operation behandeln als bei Erwachsenen.» Gibt es Möglichkeiten zur Vorbeugung? Wessel: «Die Kinder und Jugendlichen sollten einen Helm und Gelenkschützer tragen – auch wenn sie denken, dass es uncool aussieht.

In der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie denken wir darüber nach, ob wir Aufklärungsprogramme starten können. In der Steiermark in Österreich sind beispielsweise Kinderchirurgen an die Schulen gegangen, und haben über die Gefahren aufgeklärt. Danach ist die Zahl der Brüche anscheinend zurückgegangen.»

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