Zumba-Hüftschwung will geübt sein

Zumba-Hüftschwung will geübt sein Von Ines Hennings und Julia Wäschenbach, Lateinamerika-Rhythmen machen gute Laune, fluffige Schritte schmälern die Hüften. Der Hype um Zumba ist kein Geheimnis - unter Frauen. Dem Trend verfallene Männer halten ihre Leidenschaft meist lieber geheim.

«Sind heute alle freiwillig da?», fragt Fitnesstrainer Jörg Ziegler in die Runde. Und sieht in seinem Zumba-Kurs fünf, sechs Männer unter Dutzenden Frauen. «Die meisten trauen sich nicht in die frauendominierten Kurse», sagt Ziegler, der die trendige «Tanzfitnessparty» in Studios rund um Heilbronn achtmal in der Woche unterrichtet. Dabei ist der Erfinder von Zumba - na was wohl - ein Mann.

Vor rund 20 Jahren vergaß der kolumbianische Tänzer und Choreograph Alberto «Beto» Perez bei einem Aerobic-Kurs seine Musikkassette. Er behalf sich mit einer Kassette, die er für seine Paar-Tanzkurse dabei hatte. Drauf waren Salsa und Merengue - Zumba war geboren. In den USA brach nach 2001 ein Riesenrummel um den Gute-Laune-Tanzsport aus, als sich Beto mit zwei Geschäftsmännern zusammentat und die Idee unter dem Namen «Zumba Fitness» geschickt zu vermarkten begann, Freunde zu Trainern ausbildete und DVDs produzierte.

Das Konzept: ein Fitnessprogramm, das sich nicht wie eines anfühlen, sondern vor allem Spaß machen soll. Dafür sorgen lateinamerikanischen Rhythmen und simple Grundschritte, die jeder auf Anhieb hinbekommt. Deutschland hat der Fitnesstrend erst viel später übermannt, erzählt Jennifer Hildebrand aus Dortmund. Sie ist eine von vier Zumba-Größen bundesweit, die auch den Trainer-Nachwuchs ausbilden dürfen.

«Die Deutschen warten erst ab, bis sich etwas bewährt hat», sagt die 28-Jährige. «Einen Hype gibt es hier erst seit zwei Jahren.» Hildebrand, Fitnesstrainerin und Tanzlehrerin, fand 2009 zu Zumba Fitness. In den Kursen für Laien, die sie gibt, drängeln sich regelmäßig an die hundert Teilnehmer - die meisten weiblich. «In Europa empfinden viele Männer Tanzen leider als uncool», sagt sie. «In Lateinamerika ist das anders. Da sind in den Kursen mehr Männer als Frauen.» 

Ihr Trainerkollege Ziegler erzählt, manche Kerle hierzulande schickten ihre Frauen zum Testen vor. Und für einige sei die Hemmschwelle von vornherein einfach zu groß - sie trainierten lieber im heimischen Wohnzimmer. Wie Manfred aus dem Kreis Heilbronn, dem seine Ehefrau, eine Zumba-Lehrerin, Trainings-DVDs mitbringen muss. Dabei klingt der Trendsport gar nicht so gruselig. Die Schritte basieren auf den vier Grundrhythmen Merengue, Salsa, Cumbia, Reggaeton. In Fitnessstudios und Tanzschulen in 140 Ländern gibt es Kurse für Kraftprotze wie Senioren.

«Es ist schon enorm riesig geworden», sagt Hildebrand. Drumherum wummert eine weltweite Marketingmaschine: «Zumba Fitness» ist eine streng behütete Marke, mit geschütztem Logo, DVDs, Videospiel («Join the Party») und einer knallbunten Klamottenserie («Zumba Wear») - von der Unterwäsche bis zur Winterjacke. «Die Farben spiegeln die Stimmung wider, die in unseren Kursen herrscht. Da steckt schon auch Psychologie dahinter», sagt Hildebrand. 

Zumba-Erfinder Beto sei in den USA ein Promi, erzählt die 28-Jährige. «In Amerika gibt es richtige Zumba-Stars.» Shakira habe Beto für eine Tour gebucht, und auch in einem Musikvideo des US-Rappers Pitbull ist er als Tänzer zu sehen. Der findige Kolumbianer kooperiert mit Künstlern aus Lateinamerika oder den USA, integriert ihre Musik in Zumba-Choreographien und macht sie bekannt. Bei den Kursteilnehmern kommen die gängigen Popsongs an. Und immerhin: So mancher mutiger Kerl steht dann doch zu seiner Leidenschaft.

Bernd Mössinger aus Neckarsulm hat den Sport vor kurzem für sich entdeckt. Fast allein unter Frauen zu sein macht ihm nichts aus, obwohl er bei den Kursen eher in der letzten Reihe als vorn vorm Spiegel steht. Aber das hat auch Vorteile, findet Mössinger - wenn beim Bauchtanz die Hüften der Zumba-Schülerinnen vor ihm wackeln: «Ein bisschen genieße ich dann die Aussicht.»

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