Wellness heute: Barfuß laufen

Gute Geschäfte mit dem Wohlbefinden: Der Umsatz in der Wellness-Branche legt stetig zu. Eine Messe in Baden-Baden zeigt, dass die Angebote für die Erholungssuchenden dabei immer ausgefallener werden.

Sich wohlfühlen, etwas für die Gesundheit tun, die Seele baumeln lassen: Wege zu diesem Ziel zeigen die Deutschen Wellnesstage im Kongresshaus Baden-Baden. 200 Aussteller präsentieren an diesem Samstag und Sonntag (ab 10.00 Uhr) zum fünften Mal, was in der Branche gerade angesagt ist. «Das Wellness-Geschäft geht in Richtung Individualität», sagt Messe-Geschäftsführerin Monika Jettkowski. Wohlbefinden und Gesundheit seien für jeden etwas anderes. «Das beginnt beim Barfußlaufen und geht bis zur Hochleistungsmedizin.»

Barfußlaufen? «Ja, da wird man in Deutschland erst einmal schief angeguckt», antwortet Christiane Potschaske aus Königsfeld im Schwarzwald. Das sei aber nur der Kopf, der das aufgrund unserer jahrhundertelangen Zivilisationsgeschichte komisch finde, «da unten nichts anzuhaben». Wer sich aber bewusst darauf einlasse, «erlebt ein befreiendes Körpergefühl». Die Freizeit- und Sporttherapeutin führt Gruppen und einzelne Menschen barfuß durch den Wald, macht sie auf besondere Techniken beim Auftreten mit dem Fuß aufmerksam und läuft selbst auch in der Stadt am liebsten barfuß.

Das Laufen ist auch für Halil Senpinar von entscheidender Bedeutung für das Wohlergehen. Der Physiotherapeut kümmert sich im medizinischen Team der Leichtathlethik-Nationalmannschaft um die Weitspringer und stellt bei den Wellnesstagen die Ganganalyse vor. Dabei wird auf einem Speziallaufband das gesamte Bewegungssystem von den Füßen bis zum Rücken untersucht. Nach der Auswertung der Ergebnisse empfiehlt er ein Spezialtraining auf dem Laufband, um Belastungen beim Gehen zu vermeiden und Problemen wie Kniearthrose oder Beckenschiefstand vorzubeugen. Auch ohne eine aufwendige Analyse könne man etwas für das persönliche Wohlbefinden tun, wenn man bewusster auf das eigene Gehen achte, empfiehlt Senpinar.

Im vergangenen Jahr kamen 5900 Besucher zu den Wellnesstagen. Diesmal seien die Erwartungen noch höher, sagt Geschäftsführerin Jettkowski. Die Veranstalter legen besonderen Wert auf Mitmachangebote, auf Schnupperkurse in Erlebnisräumen. Dazu gehören Yoga-Übungen, wobei sich hier immer weitere Richtungen differenzieren. Im Trend liegen nach Angaben der Geschäftsführerin individuelle Wellness-Reisen - «das müssen nicht die Fünf-Sterne-Häuser sein, sondern das kann auch ein gepflegtes Familienhotel mit Spezialangebot und qualifiziertem Personal sein».In Deutschland werben 1400 Hotels mit dem Attribut Wellness. Von diesen seien aber aufgrund ihrer Ausstattung nur 450 Häuser ernsthaft so zu bezeichnen, sagt Michael Altewischer, Geschäftsführer der Wellness-Hotels & Resorts GmbH, ein Zusammenschluss geprüfter Wellness-Hotels. Wie groß der Wellness-Markt in Deutschland ist, lässt sich kaum schätzen, was auch an der schwierigen Abgrenzung der Branche liegt. «Der ganz große Boom war von 1997 bis 2005», sagt Altewischer. Der Markt wachse aber weiter um jährlich acht bis zwölf Prozent.

Wellness ist vielfältig, die Grenzen zur Esoterik sind fließend, wie die Messe in Baden-Baden zeigt. Eine Klangmassage stellt dort der ehemalige Physikingenieur Peter Hess vor, der den Menschen mit sphärischen Klängen und sanften Massagen helfen will, «zu sich zu kommen, ruhig zu werden und zu entspannen». Die Idee dazu sei ihm in Nepal gekommen, sagt Hess. «Es sind die leisen Töne, Klänge und Vibrationen, die etwas verändern, nicht die lauten.» Die Klangresonanztherapie finde inzwischen zunehmend wissenschaftliche Anerkennung.

Ob eine Anwendung wirklich das Wohlbefinden steigert, lässt sich nur persönlich entscheiden. «Bei angeblichen wissenschaftlichen Nachweisen der Wirksamkeit eines Wellnessangebots sollte man genau hinschauen, wie wissenschaftlich dieser Nachweis wirklich ist», rät Annette Leßmöllmann, die am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) den Studiengang Wissenschaft-Medien-Kommunikation leitet. «In diesem Bereich zählt eher persönliche Erfahrung, und die sollte man am besten selbst machen.»

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