Vom Krankenbett ins Klassenzimmer - per Webcam

Als Zoe Schmidt an Krebs erkrankte, musste sie nicht ganz auf ihren Schulalltag verzichten: Per Videotelefonie und Netbook nahm sie weiterhin am Unterricht teil. Und hielt so den Kontakt zu Freunden und Lehrern. Wenn der Unterricht beginnt, schaltet der Partner das Laptop an und lässt den Patienten über Videotelefonie am Geschehen teilhaben. So hat auch die 17-Jährige Zoe mitbekommen, was während ihrer Abwesenheit in der Schule geschah. Mit Erfolg: Gerade wurde sie in die elfte Klasse versetzt - mit guten Noten und einem bestandenen Latinum.

Als Zoe Schmidt im Dezember 2009 die Diagnose erhielt, war ihr gar nicht bewusst, wie lange sie in der Schule fehlen würde. «Das habe ich erst realisiert, als nach den Weihnachtsferien die Schule wieder anfing.» Doch selbst dann konnten sie und ihre Mutter sich nicht vorstellen, wie lange Zoes Kampf gegen den Krebs andauern sollte.

Beim Durchhalten half das Netbook. «Wenn es mir soweit gut ging, nahm ich am Unterricht teil», erzählt Zoe. Dabei erfuhr sie nicht nur, welchen Stoff die Klasse durchnahm, sondern auch, wer gerade Geburtstag hatte oder wer mit wem zusammen gekommen war. «Meine Klassenkameraden nahmen mich auch mit in die Pause», sagt Zoe. Dann wurde das Netbook auf dem Schulhof herumgereicht, und auch Freunde aus anderen Klassen sprachen mal in die Kamera.

Mit 14 Netbooks kann der Förderkreis derzeit sieben Patienten versorgen. Erhält ein Kind die Diagnose Krebs, fragt die Vorsitzende Renate Pfeifer erstmal nach der Erlaubnis, die Schule zu kontaktieren. Dann geht sie mit Informationsmaterial in die betroffene Klasse und erzählt den Schülern, was mit dem erkrankten Mitschüler los ist.

«Viele verbinden Krebs nur mit älteren Menschen», sagt Pfeifer. Durch ihren Besuch sollen die Klassenkameraden lernen, mit der Diagnose umzugehen. Danach verteilt die Vorsitzende das Netbook an einen Freiwilligen, der es zu jeder Unterrichtsstunde mitnimmt.

Der enge Kontakt zur Klasse ist aber nicht nur für den schulischen Erfolg der Patienten wichtig, sondern auch für die Psyche und die spätere Eingliederung in die Klasse. Statt Monate lang nach derDiagnose nichts von dem Erkrankten zu hören, könne so die ganze Klasse die Therapie begleiten, sagt Pfeifer. Manchmal war Zoe auch einfach zu schwach, um Besucher zu empfangen. «Oft war es mir lieber ihnen zu schreiben, wenn es mir nicht so gut ging», sagt sie.

Die meisten Patienten, die bei Klassissimo mitgemacht haben, haben ihre Versetzung geschafft. Das findet Renate Pfeifer wichtig. Denn durch die Therapie haben die Patienten eine enorme Entwicklung durchgemacht: Die direkte Konfrontation mit dem Tod, die lange und anstrengende Therapie - das lasse die Kinder reif werden.

Für ihre Leistung hat Pfeifer Respekt: «Den Patienten geht es die meiste Zeit über nicht gut, sie leiden unter Übelkeit, Erbrechen, die Schleimhäute tun ihnen weh. Wenn sie dann noch lernen, ist das bewundernswert.» Von Nicole Gonsior, dpa 

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