Notarzt: Steigende Anfahrtszeiten gefährden Patientenleben
Würzburg (dpa) - Der Sparzwang im deutschen Rettungswesen kann nach Ansicht von Notfallmedizinern Menschenleben in Gefahr bringen. «Laut einer neuen Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen kommen die Notärzte derzeit fast eine Minute später beim Patienten an als noch vier Jahre zuvor», sagte der Präsident der Arbeitsgemeinschaft der in Bayern tätigen Notärzte (agbn), Peter Sefrin, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
Während 2004/2005 noch 11,2 Minuten vom Notruf bis zum Eintreffen des Notarztes vergingen, seien es in den Jahren 2008/2009 bereits 12,3 Minuten gewesen. Die Studie erscheine alle vier Jahre, die jüngste Ausgabe solle demnächst veröffentlicht werden. Für Sefrin sind die Hauptgründe für die längeren Anfahrtszeiten klar: «Das liegt zum einen an der geringeren Zahl der Standorte und zum anderen an den Einsparungen bei den Fahrzeugen.» Es herrsche ein großer Kostendruck, daher achteten alle Anbieter der medizinischen Notfall-Dienstleistung immer stärker auf Wirtschaftlichkeit. Weniger Notarztwagen müssten längere Strecken zu den Patienten zurücklegen.
«Wenn man da spart, spart man an der falschen Stelle. Das geht zulasten der Patienten», sagte Sefrin. Zwar könne man heutzutage mit besserer Medizintechnik vieles ausgleichen, doch gerade diese eine Minute mehr oder weniger sei von großer Bedeutung. «In Deutschland erleiden etwa 120 000 Menschen im Jahr einen Herzstillstand. Da kommt es auf die Minute an. Wenn das Gehirn drei Minuten lang nicht mit Sauerstoff versorgt wird, kann es schon zu spät sein», rechnet Sefrin vor.
An diesem Freitag beginnt in Würzburg eine Fortbildungstagung für Notärzte. Für den dreitägigen Kongress haben sich mehr als 500 Mediziner aus dem In- und Ausland angemeldet.