Nasenkorrekturen

Ob Höcker-, Knollen- oder Ballonnase: Die Schönheitschirurgie kennt viele Bezeichnungen für markante Riechkolben. Manch einer stört sich an ihrem Anblick und lässt die Nase per OP ändern. Doch die Risiken und Nebenwirkungen eines solchen Eingriffs sind beträchtlich.

Bad Reichenhall (dpa/tmn) - Zu groß, zu krumm, zu schief – viele Menschen sind besonders kritisch, wenn sie ihre eigene Nase im Spiegel betrachten. Tausende gehen jedes Jahr soweit, sich für eine Operation zu entscheiden und die Form der Nase vom Chirurgen korrigieren zu lassen. Medizinische Gründe dafür gibt es selten. Meist geht es um Aussehen, Attraktivität und Selbstwertgefühl. Verbraucherschützer und erfahrene Schönheitschirurgen warnen davor, sich allzu leichtfertig unters Messer zu legen.

«Die Nase als zentraler Punkt des Gesichtes zieht alle Blicke auf sich. Deshalb ist es nur verständlich, dass bei auffälligen Nasenformen der Wunsch zu einer Korrektur besteht», sagt Marta Obermeier, Fachärztin für Plastische Chirurgie in Bad Reichenhall. Männer sind in der Minderheit, aber keineswegs selten beim Schönheitschirurgen zu finden. «Bei Männern spielt die Ästhetik des Gesichts seit Jahren eine zunehmend wichtige Rolle», erklärt sie.

Die Motive dafür können unterschiedlich sein. Nach Obermeiers Erfahrungen geht es oft um die Partnerschaft, die Karriere oder auch nur um das eigene Selbstwertgefühl. «Heute kommt man auch als Mann besser weiter mit einem gepflegten Äußeren, mit weniger Falten, wachem Blick und schlankem Körper», sagt die Ärztin. «Ich denke, dass es den Männern genauso wichtig ist gut auszusehen wie den Frauen. Es ist nur noch nicht so gängig, das auch zuzugeben.»

Ebenmäßige Gesichtsformen mit schmaler und gerader Nase gelten als Ideal, auch wenn die Lebenswirklichkeit in der Regel anders aussieht. Wie auffällig die markanten Gesichtserker sein können, zeigt schon die Liste der ärztlichen Bezeichnungen: Von den Höckernasen über die Sattel-, Breit-, Knollen- und Ballonnasen bis zu den Schiefnasen kommen alle Variationen in der Praxis der ästhetischen Chirurgen vor.

Die Korrektur solcher Nasenformen ist Fachleuten zufolge einer der häufigsten, aber auch anspruchsvollsten Eingriffe. Bei den OPs werden die Nasenknochen und -knorpel des Patienten unter Narkose mit speziellen Meißeln und Feilen bearbeitet. Der Chirurg kann in vielen Fällen durch die Nasenlöcher operieren, um Höcker zu ebnen oder die Nasenscheidewand zu begradigen. Das erspart äußere Narben, wie sie bei offenen Operationen entstehen.

Die Nebenwirkungen und möglichen Komplikationen sind nicht zuunterschätzen. Mit mehrwöchigen Schwellungen und Blutergüssen müssen alle Patienten rechnen. Ein bis zwei Wochen ist ein Verband im Gesicht erforderlich. Arbeitsfähig ist man in der Regel erst nach zwei bis drei Wochen, Sport ist für mindestens sechs Wochen tabu. Außerdem besteht die Gefahr, dass der Eingriff nicht zum gewünschten idealen Ergebnis führt und dauerhafte gesundheitliche Probleme am empfindlichen Organ bleiben.

Verbraucherschützer empfehlen, sich vor einer OP umfassend über die Risiken aufklären zu lassen. Allzu optimistische Schilderungen und verharmlosende Floskeln sollte man von vornherein kritisch sehen, rät Christoph Kranich, Gesundheitsexperte der Verbraucherzentrale Hamburg. Nach seiner Erfahrung werden Patienten vor Schönheits-OPs zu wenig über die potenziellen Gefahren und Nebenwirkungen informiert. «Bei medizinisch nicht notwendigen Eingriffen muss der Arzt besonders sorgfältig über alle Risiken aufklären», betont er.

Der Facharzt Klaus Hebold aus Köln, Spezialist für Nasenkorrekturen, nennt eine ganze Reihe von Risiken und Nebenwirkungen: Langandauernde Gefühlsstörungen der Nasenspitze, Nachblutungen, Trockenheit oder übermäßige Feuchtigkeit der Nase gehören dazu. Er rechnet damit, dass 10 bis 15 Prozent der Patienten nachoperiert werden müssen.

«An der Nase ist ein Millimeter sehr viel und schon ein minimalster Fehler kann korrekturbedürftig werden.» Das endgültige Ergebnis der OP und das Erreichen der gewünschten Nasenform könne erst nach etwa einem Jahr beurteilt werden. Solange dauert es, bis die Schwellungen insbesondere im Bereich der Nasenspitze zurückgegangen sind.

Sehr vielen drastischen Fällen von misslungenen Operationen begegnet Prof. Wolfgang Gubisch von der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC). Zu ihm kommen zahlreiche Patienten, die nach verpfuschten Eingriffen schlimmer aussehen als vorher und nun kompetente Hilfe suchen. Rund 500 Nasenoperationen erfolgen jährlich in seiner Klinik in Stuttgart. Fast die Hälfte davon ist notwendig, um Schäden misslungener Eingriffe auszubügeln. «Seriöse plastische Chirurgen haben es heute zunehmend mit solchen Fällen zu tun», sagt Gubisch. Er engagiert sich seit vielen Jahren für eine Verbesserung der Ausbildung auf seinem Fachgebiet.

Den richtigen Arzt zu finden, ist einer Broschüre der Verbraucherzentrale Hamburg zufolge schwierig. Da Ärzte mit der ästhetischen Chirurgie viel Geld verdienen können, sei das Angebot groß und unübersichtlich - zumal jeder beliebige Arzt Schönheitsoperationen durchführen darf, ob mit oder ohne fachspezifische Ausbildung.

Wenn ein Arzt nur «kosmetische Chirurgie», «Schönheitschirurgie» oder «ästhetische Chirurgie» anbietet, sei Skepsis geboten. Das sind keine geschützten Titel, jeder Arzt kann sich damit auf dem Praxisschild schmücken. Anerkannt sind nur die ärztliche Weiterbildung in plastischer Chirurgie und der Titel Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie, der eine sechsjährige Zusatzqualifikation voraussetzt.

Seriöse Fachgesellschaften wie die DGÄPC und die DGPRÄC raten deshalb dazu, bei Interesse an einer Schönheits-OP auf die fachliche Qualifikation des Arztes und auf eine ausführliche, individuelle

Beratung Wert zu legen. «Beratung ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Behandlung», betont DGÄPC-Präsident Sven von Saldern.

Dazu gehört auch die Information über die Kosten einer Behandlung. Bei Nasenkorrekturen beispielsweise ist mit Kosten ab etwa 4000 Euro aufwärts zu rechnen. Die Krankenkassen übernehmen diese in der Regel nicht. Sie zahlen nur, wenn gesundheitliche Gründe wie Atemschwierigkeiten eine Operation erfordern, nicht aber für Folgeoperationen und für die Korrekturen von missglückten OPs.

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