Mehr Lust auf Sport: Männer sind zu fixiert auf Leistung

Köln/Berlin (dpa/tmn) - Der Sportteil ist des Mannes bester Freund. Die eigene Fitness gerät da leicht zur Nebensache. Das sehen nicht nur viele Frauen so, sondern auch Fachleute wie Prof. Ingo Froböse vom Zentrum für Gesundheit der Deutschen Sporthochschule Köln. Männer seien oft gut über Ranglisten, Konkurrenten und Tabellen informiert. «Nur das Selbermachen fehlt», sagte er am Dienstag im Bundesgesundheitsministerium in Berlin. Dort stellte er die neue Broschüre «Männer in Bewegung!» vor, die zu mehr Sport motivieren soll. Flankiert wird sie von der neuen Internetseite www.maennergesundheitsportal.de der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Gerade einmal 20 bis 25 Prozent der deutschen Männer sind Froböse zufolge selbst sportlich aktiv. Dabei ließe sich mit etwas mehr Bewegung die Gesundheit - und damit die Lebenserwartung - von Männern durchaus steigern. Im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit wäre das eine gute Sache, findet BZgA-Direktorin Prof. Elisabeth Pott. Denn die durchschnittliche männliche Lebenserwartung liegt derzeit bei 77,5 Jahren - gut 5 Jahre unter der von Frauen. Das neue Portal soll Männern den Zusammenhang zwischen Bewegung, Ernährung und Stressbewältigung auf eigene Weise schmackhaft machen: Männer seien technikaffiner als Frauen und viel häufiger im Internet unterwegs, erläutert Pott. Daher sei die BZgA mit dem Portal online gegangen.

Die positiven körperlichen Effekte von Sport sind hinlänglich bekannt: Er tut dem Immunsystem, dem Herzkreislaufsystem, den Muskeln und den Gelenken gut - wenn man es richtig macht. Er kann sich aber auch positiv auf die Psyche auswirken - ein Faktum, dass Männern den Fachleuten zufolge oft nicht so sehr bewusst ist. Das Problem bei Männern und Sport ist aus Froböses Sicht außerdem, dass Männer oft erst dann etwas für ihre Gesundheit tun, wenn sie einen klaren Nutzen erkennen können. «Männer definieren sich sehr stark über ihre Leistungsfähigkeit und ihre Leistungsbereitschaft.»

Pause machten sie daher - auch beim Sport - nicht so gern. Die aber brauche jeder gute Sportler, um wieder zu Kräften zu kommen. Männer müssen Froböse zufolge erkennen: «Siehst Du, die Pause brauchst Du auch.» Wenig verwunderlich, wenn Thomas Ilka, Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, so sekundiert: «Im Alltag kann man den Eindruck gewinnen, dass Männer und Gesundheit zwei Welten sind, die noch nicht zueinander finden.»Ziel der neuen Internetseite und der Broschüre soll deshalb sein, Männern Sport nicht nur unter dem Motto «beugt Krankheiten vor» zu vermitteln, sondern weitere positive Botschaften deutlich zu machen: Sport macht leistungsfähiger, stressresistenter und attraktiver.

Denn es kann sich schnell rächen, seine Fitness zu vernachlässigen: «Wer sich keine Zeit für seine Gesundheit nimmt, wird sich später viel Zeit für seine Krankheiten nehmen müssen», warnt Froböse. Sich regelmäßig zum Sport aufzuraffen, lasse sich allerdings nur bedingt vom Kopf her steuern. Irgendwann werde anderes wichtiger, etwa die Arbeit oder die Partnerschaft. «Diese Außenorientierung zieht meist eine Vernachlässigung des körperlichen und psychischen Zustands nach sich.»

So erstaune es nicht, dass Rückenschmerzen bei Männern vor allem in einer Lebensphase auftreten, wenn sie beruflich und privat in der Regel besonders stark eingespannt sind: im Alter zwischen 30 und 49 Jahren. Ziel müsse sein, das «Bewegungsvirus», das die meisten Menschen in jungen Jahren haben, wieder einzupflanzen, sagt Froböse. «Sport ist viel mehr als Fußball, das müssen Männer verstehen.» Es lohne sich, auch andere Sportarten zu entdecken. Die Broschüre gibt dazu von Schwimmen über Boxen bis hin zum Tanzen ausführliche Anregungen.

Staatssekretär Ilka zum Beispiel schwört aufs Joggen. Wenn es wieder wärmer sei, wolle er wieder regelmäßig einen Teil der 17 Kilometer von seinem Haus zum Ministerium im Turnschuh zurücklegen. «Ich kann das morgendliche Laufen sehr empfehlen. Man betritt danach ausgeschlafen die Piste.» Doch auch schon kleine Verhaltensänderungen können fitter und gesünder machen - die Treppe anstelle des Lifts zu nehmen etwa. Das komme auch bei ihm schon mal vor, versichert Ilka - und empfiehlt gleich noch etwas: sich täglich eine Viertelstunde Auszeit an der frischen Luft in einem nahe gelegenen Park nehmen. Das helfe, auf andere Gedanken zu kommen. Und gesund ist es auch.

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