Klinik räumt Frühchenstation - Suche nach Erreger

Die Bremer Frühchenstation ist geschlossen. Erneut sind dort Babys gestorben, nachdem ein Darmkeim aufgetaucht war. Noch ist unklar, wie sich der gefährlich Erreger wieder ausbreiten konnte.

Bremen (dpa) - Wieder sind Frühchen nach einem Keimausbruch in Bremen gestorben, wieder ist die Ursache unklar und wieder ist die Frühchenstation geschlossen - doch diesmal möglicherweise endgültig. Die Klinik hat die Abteilung inzwischen geräumt und die sieben verbliebenen Babys in ein anderes Gebäude verlegt. Die Suche nach dem resistenten Darmkeim läuft währenddessen auf Hochtouren.

«Wir müssen jetzt gucken, wie es intern weitergeht», sagte Kliniksprecherin Karen Matiszick am Donnerstag. «Natürlich sind die Aufklärung und die Betreuung der Kinder oberstes Ziel.» Experten vom Robert-Koch-Institut sind nach Angaben der Gesundheitsbehörde wieder in Bremen, um die Mediziner bei den nächsten Schritten zu beraten. Die Landesregierung hatte am Mittwoch die Station geschlossen und den Geschäftsführer des kommunalen Klinikverbundes freigestellt.

Im Klinikum Mitte waren zuvor ein neugeborener Junge und ein Mädchen an einer Blutvergiftung gestorben. Bei ihnen wurden ESBL-bildende Bakterien der Gattung Klebsiella nachgewiesen, die gegen Antibiotika resistent sind. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, ob ihr Tod im Zusammenhang mit den Erregern steht. Rechtsmediziner untersuchen dafür die Leichen.

Experten gehen davon aus, dass jemand vom Personal den Keim auf die Kinder übertragen hat. Eine Untersuchung von rund 50 Mitarbeitern soll das nun klären. Dafür würden bei jedem ein Abstrich im Rachen- und Nasenraum sowie einer aus dem Analbereich genommen, erläuterte Matiszick. «Das Ganze wird nach einigen Tagen wiederholt.» Die Ergebnisse werden wahrscheinlich Anfang nächster Woche vorliegen.

Ob es sich um den gleichen Bakterienstamm handelt, wie bei der tödlichen Infektionswelle im vergangenen Jahr, ist noch offen. Damals waren drei Frühchen im Klinikum Mitte gestorben und mehrere erkrankt. Die Klinik hatte die Abteilung für etwa zwei Monate geschlossen, um sie umfassend zu desinfizieren und umzubauen. Damit müssten Möbel, medizinische Geräte und Materialen als Keimträger ausgeschlossen sein, sagte die Direktorin vom Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Berliner Charité, Petra Gastmeier.

Auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach geht davon aus, dass vermutlich eine der Personen, die in der Bremer Klinik arbeiten, der Überträger der gefährlichen Keime ist. «Das muss niemand aus dem medizinischen Personal sein, sondern es kann auch das Reinigungspersonal betreffen», sagte er der«Passauer Neuen Presse» . Lauterbach forderte zudem mehr hauptamtliche Hygieneärzte in den Krankenhäusern: Deutschland müsse sich auf diesem wichtigen Feld anden Kliniken in den USA orientieren.

Vergangene Woche war der Erreger wieder in der Bremer Klinik aufgetaucht. Bei Routineuntersuchungen wurde er bei drei Frühchen auf der Haut entdeckt. Ihr Zustand sei stabil, sagte Matiszick. «Die drei sind nicht erkrankt, sie haben den Keim nur an sich.» Eine Laboranalyse ergab außerdem, dass dieser bereits 2009 auf der Station entdeckt worden war.

Seit Wochen beschäftigt sich ein Untersuchungsausschuss im Landtag mit der Aufarbeitung der Vorfälle im Klinikum Mitte. «Wir sind natürlich entsetzt darüber, was da noch alles auftaucht», sagte die Vorsitzende des Ausschusses, Antje Grotheer (SPD). Wichtige Informationen seien nicht an das Gremium weitergeleitet worden. «Ob diese zurückgehalten wurden oder ob es sich um Schlamperei handelt, kann ich nicht beurteilen.» In der kommenden Woche will der Ausschuss den Chefarzt der Intensivstation für Früh- und Neugeborene und den freigestellten Geschäftsführer des Klinikverbundes als Zeugen befragen.

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