Im Schatten der besten Freundin: Eifersucht kann belasten

Bremen (dpa/tmn) - Melden sich Anrufer beim Kinder- und Jugendtelefon Berlin, geht es oft um ein Gefühl: Eifersucht. Es ist aber gar nicht die Eifersucht in der Liebe, die viele Jugendliche beschäftigt, sondern die auf den besten Freund oder die beste Freundin.  Warum steht die Freundin immer im Mittelpunkt und ich werde nicht beachtet? «Das ist eine schwierige Situation», sagt Jana Berwig, Leiterin des Jugendtelefons.

Was aber können Jugendliche tun, wenn sich das schlechte Gefühl breit macht? «Erst einmal muss man einfach anerkennen, dass es bitter ist», sagt Karin Hauffe-Bojé, Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche in Bremen. Die Eifersucht darauf, nicht selbst im Mittelpunkt zu stehen, kann die Freundschaft belasten. Dabei geht es meist weniger um die andere Person, sondern vielmehr um sich selbst.

«Bei Eifersucht dreht sich alles um die Selbstachtung. Man muss aufhören, sich selbst zu bewerten und zu vergleichen», rät Hauffe-Bojé. Nur ist das leichter gesagt als getan. Der erste Schritt besteht darin, sich zu fragen, warum die Freundin oder der Freund im Mittelpunkt stehen: Ist das immer so oder nur bei bestimmten Dingen? «Vielleicht erkenne ich dann, dass es eine Sache gibt, in der ich besonders gut bin, in der ich im Mittelpunkt stehe», sagt Achim Bröger, der sich mit dem Thema bereits in einem Buch beschäftigt hat.

«Vielleicht hat man sich eine Umgebung ausgesucht, in der man benachteiligt wird und bewertet sich zu streng», sagt Hauffe-Bojé. Ihr Tipp: Sich ein Hobby suchen, in dem man die nötige Anerkennung findet – und wahrscheinlich auch Ablenkung von dem nagenden Gefühl der Eifersucht. Für viele Jungs und Mädchen ist das der Sport. Hier können sie ihre eigenen Stärken ausbauen.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, nicht nur in seinen Hobbys ein neues Terrain zu entdecken, auf dem man glänzen kann, sondern sich in der Freundschaft zu erweitern. «In einem anderen Freundeskreis bekommt man eventuell die Streicheleinheiten und Komplimente, die man im alten Freundeskreis vermisst hat», sagt Achim Bröger.

Bevor die Eifersucht auf die Beliebtheit einen aber dazu drängt, sich von der dominanten Freundin oder dem dominanten Freund zu distanzieren, kann ein klärendes Gespräch helfen, die Freundschaft zu bewahren. «Wir raten dazu, erst einmal darüber zu reden. Es ist aber wichtig, dass man im Gespräch bei sich bleibt, also keine Vorwurfsgeschichte daraus macht», sagt Jana Berwig.Auch Karin Hauffe-Bojé rät davon ab, aggressiv zu reagieren. Wer erkennt, dass die anderen nicht Schuld haben, kann besser mit der Situation umgehen – und ist vielleicht schon bald nicht mehr eifersüchtig.

Manchmal ist das Charisma der Freundin aber zu groß, um seine innere Ruhe zu finden. «Dann kommt man in so einen Sog und verschwindet neben ihr», sagt die Psychotherapeutin. In dem Fall ist Distanz die beste Lösung. «Dann stellt man vielleicht auch als eher stille und zurückhaltende Person fest, dass andere diese Eigenschaften schätzen.» Auch Autor Achim Bröger findet: «Wenn die Freundin mir generell nicht gut tun, muss ich mutig genug sein, den Schlussstrich zu ziehen.»

Wichtig ist es dann herauszufinden, ob man sich selbst überhaupt wohlfühlt im Scheinwerferlicht, fern von der Dominanz der Freundin. Vielleicht war es vielmehr die Freundschaft selbst, die das ungute Gefühl provoziert hat.

Manche Jugendliche fühlen sich allerdings ganz wohl im Schatten, «wenn der Glanz von anderen auf mich abfärbt», meint der Buchautor. Dabei ist es für Jugendliche von wesentlicher Bedeutung, dass sie sich auf sich besinnen. «Vielleicht ist der Konflikt ein Anlass zu bemerken, dass man selbstständiger werden muss. Vielleicht kann man dann auch seinen eigenen Schatten werfen», sagt Bröger.

Eine Stufe schwieriger wird es dann aber noch, wenn die Liebe plötzlich ihre Finger im Spiel hat. Was, wenn nur die beste Freundin Erfolg bei den Jungs hat? Oder Jungs mich nur benutzen, um an meine Freundin heranzukommen? «Da kommt es wirklich auf die Situation und die Freundschaft an», meint Jana Berwig. «Wenn es eine gute Freundin ist, kann ich ihr ja ruhig erzählen, dass da jemand Interesse an ihr hat.»

Außer, man selbst interessiert sich für genau diesen Jungen. Da gehört schon eine große Portion Selbstlosigkeit dazu, die beiden zu verkuppeln. «In der Situation hilft es nur, mich selbst zu fragen, was mir in dem Moment gut tut: Halte ich es aus, die beiden zusammen zu sehen oder brauche ich erst einmal Distanz?», rät Berwig. Denn auch, wenn es in dem Moment nicht weiterhilft: Wer der Zeit vertraut, wird schnell merken, dass sie den nötigen Abstand bringt.

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