Die Frühjahrsmüdigkeit mildern - Dem Körper Zeit zur Umstellung geben

Die Sonne scheint, die Tage werden länger, die Freiluftsaison ist eröffnet. Trotzdem wollen sich die dazu gehörigen Frühlingsgefühle nicht bei jedem einstellen: Besonders nach der Umstellung von Winter- auf Sommerzeit häufen sich Gähnattacken bereits am Morgen. Die Glieder fühlen sich bleischwer an. «Die sogenannte Frühjahrsmüdigkeit ist eine vegetative Reaktion auf die Veränderungen in der Natur», erläutert Angela Schuh, Professorin für medizinische Klimatologie an der Universität München.

Genau wie Tiere regulieren auch Menschen ihren Stoffwechsel und Hormonhaushalt entsprechend den äußeren Bedingungen wie Licht oder Temperatur. Wenn es kalt und dunkel ist, schützt sich der Körper. «Im Winter ist unsere Kerntemperatur um ein paar Zehntel Grad Celsius niedriger als im Sommer. Dadurch wird der Stoffwechsel verlangsamt», erklärt Schuh. Der Körper hält also eine Art Mini-Winterschlaf. «In diesen Monaten produziert der Körper verstärkt das Schlafhormon Melatonin.» Die Folge ist ein ausgeprägtes Schlafbedürfnis.

Wenn dann im Frühjahr die Sonne wieder länger und kräftiger scheint, muss sich der Körper umstellen. Die Körpertemperatur steigt, die Blutgefäße weiten sich, der Blutdruck sinkt. Das Licht bewirkt eine vermehrte Ausschüttung des Aktivitätshormons Serotonin. «Doch diese Anpassungsvorgänge schafft der Körper nicht von einem Tag zum nächsten. Sie dauern etwa zwei bis drei Wochen», sagt die Medizinerin Heidrun Holstein von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Neben den vegetativen Prozessen können weitere Faktoren die Entstehung von Frühjahrsmüdigkeit beeinflussen. Infektionen sind in den Übergangsjahreszeiten an der Tagesordnung. Starke Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht belasten den Kreislauf und die Gefäße zusätzlich. Je nach Klimaentwicklung fallen in manch einem Jahr die Frühjahrsmüdigkeit und die Umstellung auf die Sommerzeit in einen Zeitraum. Und schließlich spielen Gewohnheiten zum Beispiel in der Gestaltung des Tagesablaufes eine Rolle.

Die Symptome der Frühjahrsmüdigkeit können recht unterschiedlich sein. «Typische Beschwerden sind Müdigkeit, Schwindel, gereizte Stimmung, Kopfschmerzen, leichte Wetterfühligkeit und eine Tendenz zu trauriger Stimmung», erläutert der Internist Prof. Michael Stimpel von der Universität Köln. Besonders betroffen seien ältere und gebrechliche Menschen, Personen mit einem labilen Kreislauf, Frauen und Menschen, die sich im Winter sehr wenig bewegt haben.Wer in den Vorjahren bereits gelitten hat, kann mit einfachen Mitteln die Beschwerden zumindest mildern. «Präventiv kann man darauf setzen, dass Licht die Bildung des Aktivitätshormons Serotonin fördert: Man kann viel im Freien unterwegs sein oder auch eine Lichttherapie mit speziellen Lampen mit gefiltertem Licht durchführen», empfiehlt Stimpel. Saunagänge, Kneipp'sche Güsse und Wechselduschen stabilisieren den Kreislauf und trainieren das Gefäßsystem, so dass es weniger anfällig ist für Temperaturschwankungen. Bewegung aktiviert den ganzen Körper.

«Viel frisches Obst und Gemüse versorgen den Körper mit einer Extraportion Vitamine und Mineralstoffe», ergänzt Holstein. Auch ausreichendes Trinken gehöre zum Präventionsprogramm. So wird der Körper von innen fit für den Frühling. Wenn die Frühjahrsmüdigkeit ganz akut zuschlägt, ist es hilfreich, eine kurze Pause einzulegen und frische Luft zu tanken. «Kaltes Wasser auf den Unterarmen oder ein feuchtes Handtuch auf der Stirn verscheucht die Beschwerden», sagt Stimpel. Schuh rät, dem Körper Zeit zu geben. «Lassen Sie es ruhig angehen und nehmen Sie die Beschwerden nicht zu schwer.»

Das gilt auch für die Beschwerden, die die Zeitumstellung mit sich bringt - egal, ob sie erschwerend zur Frühjahrsmüdigkeit hinzu kommt oder ihr auf dem Fuße folgt. «Sie ist so etwas wie ein kleiner Jetlag. Der Körper ist aus seinem gewohnten Rhythmus gebracht», sagt Holstein. Bis der Organismus die fehlende Stunde Schlaf verkraftet hat, könne es durchaus 4 bis 14 Tage dauern.

Wer weiß, dass ihm die Zeitumstellung zu schaffen macht, sollte deshalb vor dem Umstellungstermin auf wilde Partynächte verzichten. Stattdessen empfiehlt es sich, etwas früher zu Bett zu gehen als sonst und auf Vorrat zu schlafen. Und wenn dann am Montag danach die Kleidung schon bereit liegt, der Frühstückstisch gedeckt und die Tasche gepackt ist, kann der Tag einigermaßen stressfrei beginnen.

Info-Kasten: Den Körper frühzeitig auf die neue Zeit einschwören

Damit der Montagmorgen und die folgenden Tage nach der Zeitumstellung nicht ganz so stressig werden, empfiehlt es sich, den Körper vorzubereiten. «Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Man kann ab Januar alle zwei Wochen je zehn Minuten früher aufstehen. Ober aber man bleibt im Herbst bei der Sommerzeit», rät der Internist Prof. Michael Stimpel.

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