Blütensterne in frostigen Zeiten - Der Winterjasmin

Osnabrück (dpa/tmn) - Das Thermometer unterschreitet nun regelmäßig den Nullpunkt. Einige letzte Rosen kann man noch bewundern, aber neue Blüten im Garten sind Raritäten. Die gelben Tupfen am Winterjasmin (Jasminum nudiflorum) sind die Ausnahme. «Das Gehölz trägt an den kahlen Trieben primelgelbe Blüten», beschreibt Prof. Jürgen M. Bouillon, der Gehölzverwendung und Vegetationstechnik an der Hochschule Osnabrück lehrt, diese Art.

Die Blütezeit des Winterjasmin liegt eigentlich zwischen Januar und März. «Dieser Zeitraum verschiebt sich schon mal», sagt Bouillon aber. «In einem milden Winter öffnen sich die Blüten vor Weihnachten und ebenso verzögert sich die Blütezeit, wenn der Winter härter ist.» Während des Winters sind die Triebe blattlos. So erklärt sich auch der Artname «nudiflorum», der übersetzt soviel wie nackt beziehungsweise kahl blühend bedeutet. Da die jungen Zweige grün sind, entsteht leicht der Eindruck eines immergrünen Gehölzes.

Nicht nur im Garten, auch innerhalb der Gattung Jasminum nimmt diese Art eine Sonderstellung ein. «Im Unterschied zu anderen Arten duften die gelben Blüten des Winterjasmins nicht», sagt Bouillon. Regelrecht berauschend dagegen sei der Duft des Arabischen Jasmins (Jasminum sambac) und des Echten Jasmins (Jasminum officinale), die beide weiße Blüten tragen, aber laut Bouillon gar nicht beziehungsweise nur bedingt winterhart sind.

«Ursprünglich stammt der Winterjasmin aus dem südlichen China», sagt Annette Höggemeier, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Botanischen Gartens der Ruhr-Universität Bochum. «In dem subtropischen Bereich kommt der Strauch ab einer Höhe von etwa 1000 Metern über dem Meerspiegel vor.» Darüber hinaus sei der Strauch auch in nördlichen und westlichen Provinzen Chinas, also Shaanxi und Sichuan, verbreitet.

Nach Europa gelangte der Winterjasmin erst 1844. Seither wird der Strauch als Ziergehölz in Gärten und Parks verwendet. «In China wird der Winterjasmin als Heilpflanze genutzt», erläutert Höggemeier. «Die Blätter werden als Maske gegen Gesichtsschwellungen und Blutungen verwendet. Oder man gibt sie ins Badewasser bei äußeren Verletzungen des Genitalbereichs.» Die Blüten werden von chinesischen Heilkundlern als harntreibender Tee zubereitet. Mit einer pulverisierten Mischung aus Blüten und Sesamsaat werden Geschwüre und Mundfäule behandelt.

Als Gartenpflanze hat der Winterjasmin einen großen Vorteil: «Der Strauch ist anspruchslos», erklärt Bouillon. «In China wächst die Pflanze an Hängen und Schluchten, meist an gestörten Stellen.» Einfrischer Boden werde recht schnell von dem dickichtartig wachsenden Strauch besiedelt. «So kann man Winterjasmin ohne besondere Bodenvorbereitung pflanzen.» Allerdings müsse auf die Sonneneinstrahlung geachtet werden. «Je sonniger Winterjasmin steht, desto besser blüht er», sagt Bouillon. «Außerdem ist ein Platz in Hausnähe vorteilhaft, weil der Dachüberstand die Blüten im Winter vor Nässe schützt.»

Der Wuchs von Jasminum nudiflorum könne als strauchig beschrieben werden, erklärt Höggemeier. «Es ist auf jeden Fall keine Kletterpflanze in dem Sinn, dass sie Kletterorgane entwickelt.» Vielmehr handele es sich um einen sogenannten Spreizklimmer, der seine Triebe durch andere Gehölze hindurch schieben kann. Für den Garten hat das Vorteile: «Man kann die Zweige gut an Kletterhilfen durchschieben», empfiehlt Bouillon. So können Wände mit dieser Pflanze begrünt werden.

«Da die weichen Triebe sich auf den Boden legen und rasch neue Wurzeln bilden, entsteht meist ein Dickicht», sagt er. «Daher ist es ratsam, die Sträucher direkt nach der Blüte zurückzuschneiden.» Damit verhindere man, dass sich die Pflanze stark ausbreitet.

Beim Winterjasmin ist es - wie bei allen Winterblühern - wichtig, dass er einen prominenten Platz in der Gartengestaltung bekommt. Sie sollten gut sichtbar sein. «Die Sträucher erobern Zäune und Spaliere im Vorgarten», beschreibt Bouillon. Außerdem könne man Winterjasmin gut auf Mauerkronen pflanzen, so dass die Blütentriebe herabhängen. «Für eine einfache, intensive Dachbegrünung mit einer Substratauflage von mindestens 15 Zentimetern Höhe eignet sich der Strauch ebenso wie für Tröge», rät der Pflanzenexperte außerdem. Höggemeier empfiehlt aber, das Wurzelwerk ausreichend vor Frost zu schützen, wenn man die Pflanze für die Verwendung im Kübel vorsieht.

«Pflanzt man den Winterjasmin als Bodendecker, muss man wissen, dass kein ordentlicher, dichter Teppich entsteht», sagt Bouillon. Er rät daher vielmehr zur Kombination mit anderen Bodendeckern wie dem kleinen Immergrün (Vinca minor) oder dem Tatarischen Hartriegel (Cornus alba 'Sibirica'), dessen Zweige in den Wintermonaten in kräftigem Rot leuchten. So entstehe ein herrliches Farbspiel mit den gelben Blüten.

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Der Winter zeigt sich blütenreicher als mancher denkt. So blüht im Dezember und Januar einiges, was auch im Hausgarten Platz finden kann: «Eine besondere Attraktion ist beispielsweise die Winterblüte (Chimonanthus praecox) mit duftenden Blüten», sagt Annette Höggemeier, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Botanischen Garten der Ruhr-Universität Bochum. «Neben Zaubernuss (Hamamelis) und den im Winter blühenden Schneeball-Arten (Viburnum farreri und Viburnum x bodnantense) entdeckt man bei uns in Osnabrück eine Besonderheit, nämlich die Winterheckenkirsche (Lonicera x purpusii)», verrät Prof. Jürgen M. Bouillon von der Hochschule Osnabrück. Der wintergrüne Strauch schmückt sich mit frisch nach Zitrone duftenden, cremefarbenen Blüten, während die meisten anderen Gehölze im Winterschlaf ruhen.

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