Bei Frauen oft unerkannt: Geschlechtskrankheit Tripper

Tripper ist eine der weltweit häufigsten Geschlechtskrankheiten. Frauen bemerken die Infektion oft nicht. Sie lässt sich zwar mit Antibiotika behandeln, doch zunehmend werden die Erreger dagegen resistent. Der beste Schutz vor Ansteckung ist Sex mit Kondom.

Neisseria gonorrhoeae - dieser Name für einen Krankheitserreger geht auf den Mediziner Albert Neisser zurück. Im Jahr 1879 entdeckte er die Bakterien, die Ursache für eine der häufigsten Geschlechtskrankheiten weltweit sind: Tripper. Vor allem bei Frauen kann die Infektion unerkannt verlaufen und zu Unfruchtbarkeit führen. Wird sie entdeckt, kann sie mit Antibiotika behandelt werden. Doch zunehmende Resistenzen gegen die Medikamente machen den Medizinern Sorgen. Experten mahnen, beim Sex Kondome zu nutzen, um eine Ansteckung zu verhindern.

Doch wie äußert sich die auch Gonorrhö genannte Krankheit? «Männer können schneller erkennen, dass sie vom Tripper befallen sind, oft bemerken sie morgens vor dem ersten Toilettengang einen eitrigen Tropfen, der so bei anderen Infektionen nicht vorkommt. Man nennt ihn auch 'Bonjour-Tropfen'», sagt Thomas Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des Centrums für Reisemedizin in Düsseldorf. «Frauen haben seltener eindeutige Symptome. Ausfluss oder unklare Unterleibschmerzen sind häufig und können auch bei vielen anderen Krankheitsbildern vorkommen.» Auch ein Brennen beim Wasserlassen kann zu den Symptomen gehören. Der eitrige Ausfluss beim Mann entwickelt sich etwa zwei bis sechs Tage nach der Infektion, teils auch später.

«Manche sexuell übertragbaren Infektionen machen sich durch Juckreiz und Brennen im Genitalbereich bemerkbar», ergänzt Prof. Norbert Brockmeyer, Präsident der Deutschen STI-Gesellschaft. «Das ist bei der Gonorrhö meistens nur der Fall, wenn die Harnröhre betroffen ist.» STI ist die Abkürzung für den englischen Begriff «sexual transmitted infections», sexuell übertragbare Infektionen.

Die Bakterien können neben den Schleimhäuten von Harnröhre und Gebärmutterhals auch Enddarm oder Rachen besiedeln und durch entsprechende Sexualpraktiken übertragen werden. «In den vergangenen Jahrzehnten hat der Oralverkehr deutlich zugenommen, das heißt, die Sexualgewohnheiten haben sich geändert und damit die Körperregionen der Erstinfektion», sagt Brockmeyer. Sind Hals- und Rachenraum befallen, könnten sich andere Menschen zum Beispiel beim Küssen anstecken. «Symptome treten im Hals-Rachen-Bereich aber nur selten auf.»

Laut dem Dermatologen leidet höchstens ein Viertel der infizierten Frauen an typischen Beschwerden. «Deshalb können die Erreger sich weiter ausbreiten und beispielsweise zu Verklebungen der Eileiter mit nachfolgender Unfruchtbarkeit der Frau führen», sagt Brockmeyer. Isteine Schwangere unbemerkt infiziert, kann sich das Kind bei der Geburt anstecken. Das kann eine Bindehautentzündung hervorrufen, im extremen Fall droht eine Erblindung des Babys.

Durch einen Abstrich können die Erreger - Gonokokken - diagnostiziert werden, Mischinfektionen mit anderen Erregern wie Chlamydien kommen vor. Wird die Diagnose bestätigt, so sollte auch der Sexualpartner untersucht werden. Doch an welchen Arzt soll man sich mit den Beschwerden wenden, zum Beispiel auf Urlaubsreisen? «Die Behandlung von sexuell übertragbaren Krankheiten liegt in unterschiedlichen Händen. In Deutschland werden sie vor allem von Dermatologen behandelt, zu deren Ausbildung die Venerologie gehört», sagt Jelinek. «Im angelsächsischen Raum gibt es meistens entsprechende Abteilungen in den Kliniken und großen Gesundheitszentren, in manchen Ländern sind Hausärzte dafür zuständig.» Auch Urologen oder Gynäkologen können weiterhelfen.

Der Tripper ist weltweit verbreitet, die Meldesysteme für diese Infektionskrankheit sind sehr unterschiedlich. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt weltweit 60 Millionen Fälle pro Jahr, genaue Zahlen gibt es jedoch nicht. Letzteres trifft auch für Deutschland zu. Die Meldepflicht wurde 2001 abgeschafft, von den sexuell übertragbaren Krankheiten müssen nur noch HIV/Aids und Syphilis gemeldet werden.

«Es gab die Vorstellung, dass es ausreicht, wenn man die Meldepflicht für Syphilis beibehält und dadurch einen Überblick über die Verbreitung von STIs erhält», sagt Ulrich Marcus vom Robert-Koch-Institut in Berlin. «In der Folgezeit konnten wir jedoch belegen, dass die sexuell übertragbaren Krankheiten unterschiedliche Bevölkerungsgruppen betreffen. Sie unterscheiden sich außerdem darin, wie einfach übertragbar und wie lange sie infektiös sind.» Brockmeyer von der STI-Gesellschaft fordert daher, die Prävention zu verstärken und die anonyme Meldung wieder einzuführen – zumal mit einer Zunahme der Erkrankungen gerechnet wird. Er geht von 35 000 Infektionen pro Jahr in Deutschland aus.

Zur Behandlung des Trippers werden kurzzeitig Antibiotika eingesetzt. Diese können je nach Präparat über den Mund eingenommen oder in die Muskeln gespritzt werden. «Die Behandlung der Gonorrhö wird zunehmend schwierig, weil immer häufiger Antibiotikumresistenzen auftreten», warnt Brockmeyer. Multiresistente Keime seien in Japan, Thailand, Großbritannien oder Schweden bekanntgeworden. Im vergangenen Jahr habe sich zudem ein Österreicher in Deutschland mit multiresistenten Gonokokken infiziert. Laut Brockmeyer werden die Leitlinien zu Gonorrhö-Diagnostik und Therapie derzeit überarbeitet.

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