Entbindung auf hoher See?

Wer auf Kreuzfahrtschiffen als Arzt anheuert, bekommt bislang im Studium keine entsprechende Ausbildung. Am Uni-Klinikum Greifswald startet deutschlandweit erstmals das Wahlfach Maritime Medizin.

Schiffsärzte sollen künftig besser auf einen Job auf Kreuzfahrtschiffen oder auf die Versorgung von Unfallopfern auf Offshore-Anlagen vorbereitet werden. Das Uni-Klinikum Greifswald bildet als deutschlandweit erste Hochschule angehende Ärzte ab Mai im Fach Maritime Medizin aus. Hintergrund ist der zunehmende Bedarf von Medizinern auf Schiffen. Mit dem Ausbau von Offshore-Anlagen werde auch in diesem Sektor die Nachfrage nach qualifiziertem medizinischen Personal wachsen, sagte Professor Olaf Schedler vom Unfallkrankenhaus Berlin.

Ärzte des Unfallkrankenhauses übernehmen die Ausbildung der Greifswalder Medizinstudenten. Pro Jahr würden in Deutschland 25 neue Ärzte auf Kreuzfahrtschiffen benötigt. Das Unfallkrankenhaus schult seit zwei Jahren Kapitäne und nautische Offiziere in Erster Hilfe und bereitet Schiffsärzte in Kursen auf ihren Einsatz vor.

Der Kreuzfahrttourismus boomt. Nach Angaben des Deutschen Reiseverbandes waren im Jahr 2012 rund 1,5 Millionen Urlauber aus Deutschland auf hoher See unterwegs, 2013 waren es bereits knapp 1,7 Millionen Menschen. Sie brachten den Anbietern 2,5 Milliarden Euro Umsatz. Der Deutsche Reiseverband geht auch 2014 von einem weiteren Wachstum in diesem Bereich aus.

«Ein Arzt an Bord eines Schiffes muss alles können: von der Entbindung, über eine Zahnbehandlung bis zur Notfallmedizin», sagte Schedler. Zudem benötige er seemännische Grundkenntnisse und müsse auch in der Lage sein, die Auswirkungen des Wetters beurteilen zu können - wichtig gerade bei der Übergabe von Patienten an andere Schiffe. Die Vorlesungen, Seminare und praktischen Übungen sollen als Wahlfach in das Studienprogramm integriert werden und angehende Ärzte frühzeitig auf die Anforderungen an Bord eines Schiffes vorbereiten, sagte der Dekan der Medizinischen Fakultät, Reiner Biffar.

Ausbildungsort ist auch das Segelschulschiff «Greif», das am Samstag von Greifswald aus mit rund 30 Ärzten aus Deutschland erstmals zu einem Zwei-Tages-Kurs in See sticht. Zusammen mit dem Seenotkreuzer «Harro Koebke» werde die Rettung und Versorgung von Kranken auf hoher See trainiert. Zudem würden den Ärzten seemännische Grundkenntnisse wie das Knotenbinden, Wetterkunde oder auch Nautik vermittelt.

Erstmals wird am Wochenende auch der Einsatz eines satellitengestützten Telemedizinsystems für Handelsschiffe, Frachter,Tanker oder Forschungsschiffe getestet. Bislang seien Schiffsärzte nur vorgeschrieben, wenn mindestens 80 Personen an Bord des Schiffes sind und das Schiff mindestens drei Tage auf Fahrt ist, sagte Schedler. Über das Telemedizinsystem würden auf Schiffen ohne Arzt die medizinisch relevanten Daten wie EKG oder Blutdruck eines Patienten per Satellit an das Unfallkrankenhaus nach Berlin übermittelt, wo Ärzte den Kapitänen und Offizieren Handlungsanweisungen geben könnten.

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