Depression bei Frauen

Wissen zu Depression – eine Frauenkrankheit?

Jeder Mensch muss in seinem Leben Misserfolge und Krisensituationen hinnehmen, die mit mit starken Gefühlen von Traurigkeit und Niedergeschlagenheit einhergehen. Diese Gefühle verändern sich allerdings im Laufe der Zeit und lassen nach einer Weile auch wieder Raum für positive Empfindungen. Bleibt die Niedergeschlagenheit über einen längeren Zeitraum bestehen, ist es schwierig, sie von der Krankheit Depression abzugrenzen. Die Übergänge sind fließend.

Anzeichen für eine Depression können unter anderem sein:
  • gedrückte Stimmung
  • Interesselosigkeit an Freizeit, Vergnügen oder anderen Aktivitäten
  • Neigung zu Rückzug
  • Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust, seltener Gewichtszunahme
  • Müdigkeit und Energielosigkeit
  • innere Unruhe
  • Konzentrationsstörungen
  • Schlafstörungen
  • gehemmtes Denken und Handeln
  • Unentschlossenheit, Entscheidungsschwierigkeiten
  • Schuldgefühle
  • geringes Selbstbewusstsein
  • verringertes sexuelles Interesse
  • Sinnlosigkeit und wiederkehrende Gedanken über den Tod und das Sterben

Frauen leiden häufiger an einer Depression

Schätzungen zufolge leiden Frauen etwa doppelt so häufig unter Depressionen wie Männer. Sie begehen zwar seltener Selbstmord als Männer, dennoch führen sie häufiger Selbstmordversuche durch. Warum das so ist, weiß man noch nicht sicher.

Verschiedene Faktoren werden diskutiert:
  • biologische Unterschiede wie das Neurotransmittersystem (Östrogen/Noradrenalin)
  • soziale Faktoren: die häufige Doppelbelastung und der Erwartungsdruck in der Gesellschaft
  • geschlechtsspezifische Bewältigungsmechanismen
Die Symptome einer Depression sind vielfältig und müssen richtig gedeutet werden, damit eine gezielte Behandlung erfolgen kann. Gerade bei Männern werden Depressionen häufiger übersehen als bei Frauen. Männer entwickeln oft Verhaltensweisen, welche die Depression überdecken. Dazu gehören leichte Reizbarkeit, schnell aufkochende Wut oder Suchtverhalten. Depressive Frauen dagegen neigen zu Grübeleien, klagen über ihren Zustand und nehmen Hilfe von der Außenwelt an. Für viele Männer sind Depressionen ein noch größeres Tabuthema als für Frauen, was es der Umwelt besonders schwer macht, die Symptome richtig einzuordnen.

Diagnose zu Depression – eine Frauenkrankheit?

Depressionen können sich auf sehr unterschiedliche Art und Weise zeigen. Während bei Frauen das Grübeln und die Mutlosigkeit mehr im Vordergrund stehen, kann bei Männern häufig eine erhöhte Reizbarkeit beobachtet werden. Keine Depression ist wie die andere.

Beispiele für unterschiedliche Formen der Depression sind:

  • die Major-Depression
  • bipolare Störungen
  • Dysthymia
  • Altersdepression
  • zyklothyme Störung
  • Wochenbettdepression
  • Winterdepression
  • reaktive Depression
Psychiater, Psychotherapeuten und Neurologen wenden neben der körperlichen Untersuchung und dem Anamnesegespräch auch einige spezielle Tests und Bewertungsskalen an, mit der sie die Art und Ausprägung einer Depression einschätzen können. Diese Tests funktionieren meist sehr ähnlich. Fragen werden über eine Skala beantwortet und die Neigung zur Depression eingeschätzt. Für sich allein betrachtet sind allerdings auch diese Tests nicht aussagekräftig. Andere Ursachen, wie eine depressive Symptomatik, beispielsweise Demenz, eine Schilddrüsenfunktionsstörung oder ein Mangel an Vitamin B 12 sind vorher ausschließen. So werden in der Regel auch Blutuntersuchungen, eine Computertomografie des Gehirns oder eine Hormonuntersuchung in die ärztliche Diagnostik einbezogen werden.

Der Goldbergtest

Der Goldbergtest wurde von dem Psychiater Ivan K. Goldberg entwickelt, der seit Jahrzehnten im Bereich der Diagnostik und Behandlung von Depressionen tätig ist. Die Auswertung des Goldbergtests ergibt, ob bei einer Person Anzeichen von Depressionen zu finden sind und Hilfe notwendig ist. Anhand einer Skala werden Fragen beantwortet und der Ausprägungsgrad eingeschätzt. Dabei geht es beispielsweise um die Einschätzung der Frage, wie erschöpft sich jemand fühlt, ob Interesse für verschiedene Dinge vorhanden ist, der Betroffene Ruhe finden kann, die Zukunft hoffnungslos erscheint oder inwieweit der Betroffene an Selbstmord denkt.

Die Hamilton-Depressionsskala

Ähnlich funktioniert auch die Hamilton-Depressionsskala. Sie wurde 1960 von Max Hamilton entwickelt und dient dazu, die Schwere der Depression über eine "Fremdbeurteilung" zu erfassen. Das bedeutet, dass nicht der Betroffene selbst Auskunft über sich erteilt, sondern ein Familienmitglied oder ein Bekannter. In der Originalversion werden 21 Fragen gestellt und mit Punkten bewertet. 66 Punkte sind die höchstmögliche Punktzahl, 0 der niedrigste Wert.

Zwar gibt es keinen “Normalwert”, doch hat sich die Einteilung des Schweregrads der Depression folgendermaßen etabliert:
  • ab 10 Punkten: leichte Depression
  • ab 20 Punkten: mittelschwere Depression
  • ab 30 Punkten: schwere Depression

Behandlung zu Depression – eine Frauenkrankheit?

Menschen mit Depressionen brauchen Anleitung. Besonders mittelgradige und schwere Formen der Depression müssen medizinisch begleitet werden. Bewährt hat sich eine Kombination aus medikamentöser Therapie, Psychotherapie und körperlicher Aktivierung. Neben der althergebrachten medikamentösen Therapie mit Antidepressiva hat sich die Phytotherapie (Pflanzentherapie) als wirksam erwiesen. Johanniskraut-Präparate oder pflanzliche Kombinationspräparate sind häufig eine nebenwirkungsärmere Alternative für leichte Formen von Depressionen. Je nach Schweregrad und Form der Depression kann aber auch eine Lichttherapie oder ein Schlafentzug sinnvoll sein sowie eine zusätzliche Hormontherapie bei Frauen in den Wechseljahren.
Häufig werden auch starke Schlaf- und Beruhigungsmittel verschrieben, die anfänglich zwar die innere Unruhe besänftigen, auf Dauer jedoch abhängig machen können. Auch hier sind pflanzliche Präparate wie Baldrian, Passionsblume oder Hopfen eine sanfte Alternative. Eine psychotherapeutische Behandlung kann helfen, die Ängste besser in den Griff zu bekommen und eine positivere Sichtweise auf das Leben zu entwickeln.
Wichtig ist es auch, dem Leben einen neuen Sinn zu geben und Gefühle wieder wahrzunehmen. Zusätzlich ist es unverzichtbar, in Bewegung zu kommen, ausgedehnte Spaziergänge zu unternehmen oder andere sportliche Aktivitäten in den Tagesablauf einzubauen. Dadurch werden Motivation und Antrieb angeregt. Bei schweren Formen der Depression kann ein stationärer Klinikaufenthalt erforderlich werden, insbesondere bei Selbstmordabsichten oder wenn Betroffene eine Gefahr für sich oder andere darstellen.

Selbsthilfe zu Depression – eine Frauenkrankheit?

Familie und Freunde sind besonders gefragt. Depressive sperren sich häufig, fremde Hilfe in Anspruch zu nehmen. Zudem ist es ihnen peinlich, über Persönliches zu sprechen. Familienangehörige und gute Freunde sind daher besonders gefragt, die Betroffenen zum Arztbesuch zu motivieren und eventuell anfangs zu begleiten. Auch die Telefonseelsorge kann eine erste Anlaufstelle sein, die kompetent und anonym informiert.

Einige hilfreiche Tipps zur Selbsthilfe bei Depressionen

  • die verminderte Leistungsfähigkeit akzeptieren (für eine Weile)
  • den depressiven Zustand als eine vorübergehende Phase bewerten
  • Sorgen und Nöte mit Freunden oder Familie besprechen
  • aktive Bewegung in den Tagesablauf einplanen
  • auf eine gesunde Ernährung achten
  • Hilfe suchen und annehmen
  • Informationen im Internet suchen und eventuell eine Selbsthilfegruppe aufsuchen

Daten/Fakten zu Depression – eine Frauenkrankheit?

Krisensituationen können eine Depression begünstigen. Schätzungen zufolge leiden etwa drei bis fünf Prozent der Männer und etwa acht bis zehn Prozent der Frauen an einer Depression und in den nächsten Jahren soll die Anzahl der Neuerkrankungen weiter ansteigen. Insbesondere in den Industrienationen rangieren Depressionen bei den Erkrankungen an erster Stelle. Erst weit danach folgen andere körperliche und seelische Erkrankungen, zu diesem Ergebnis kommt eine aussagekräftige Studie der WHO. Nach neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen entstehen Depressionen durch ein multifaktorielles Geschehen. Bestimmte Erlebnisse aus der Entwicklungsgeschichte eines Menschen, dessen erbliche und biologische Faktoren können eine Depression begünstigen. Krisensituationen aus dem Alltag, der Partnerschaft, dem Berufsleben oder eine Krankheit können dann vor dem Hintergrund dieser Entwicklung zum Auslöser einer Depression werden.

Links zu Depression – eine Frauenkrankheit?

Stiftung Deutsche Depressionshilfe – Depressionen erforschen, Betroffenen helfen, Wissen weitergeben
http://www.deutsche-depressionshilfe.de/

Schatten & Licht e. V. – Krise rund um die Geburt
zu Depressionen rund um die Entbindung
http://www.schatten-und-licht.de

Der Mann – Wissenschaftliches Journal für Männergesundheit
Geschlechtsspezifische Unterschiede bei Depression und Suizidalität
http://www.kup.at/kup/pdf/7978.pdf

Quellenangabe für Zitate

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