Vielfältige Nervenschäden durch Alkohol in der Schwangerschaft

Die Schäden bei ungeborenen Kindern durch Alkoholkonsum in der Schwangerschaft sind vielfältiger als bislang angenommen. Zwar weise die Mehrheit der Kinder stark trinkender Schwangerer nicht die typischen äußerlichen Symptome des Fetalen Alkoholsyndroms (FAS) auf, die Anzahl von Kindern mit Störungen des zentralen Nervensystems sei aber alarmierend hoch, berichten US-Forscher im Fachjournal «Alcoholism: Clinical & Experimental Research».

Die Wissenschaftler um Devon Kuehn und Edward Riley von den National Institutes of Health in Bethesda (US-Staat Maryland) hatten aus 10 000 Schwangeren in Chile bei der Erstuntersuchung 101 Frauen ausgewählt: Diese gaben an, täglich mindestens vier Drinks (oder 48 Gramm Alkohol) zu sich zu nehmen. Diese Menge entspricht etwa acht Gläsern Schnaps. In einer Kontrollgruppe wurden die Daten von 101 abstinenten Schwangeren erfasst.

80 Prozent der trinkenden Frauen brachten Kinder mit mindestens einer Anomalie auf die Welt. Störungen des zentralen Nervensystems traten bei 44 Prozent der Kinder auf - aber nur bei rund 14 Prozent der Kinder abstinenter Mütter. Die im Mutterleib großen Mengen Alkohol ausgesetzten Kinder zeigen zudem viel häufiger Verhaltensauffälligkeiten und hatten Lern- und Sprachprobleme.

Äußere Symptome wie geringen Kopfumfang, ein flach wirkendes Mittelgesicht und eine schmale Oberlippe stellten die Wissenschaftler seltener fest als erwartet. Verzögertes Wachstum lag bei Kindern trinkender Frauen mit 27 Prozent etwa doppelt so häufig vor wie in der Gruppe der Abstinenten. Symptomatische Gesichtszüge hatten rund 17 Prozent der Kinder, während bei den abstinenten Müttern nur ein 1 Prozent der Kinder solche Eigenheiten aufwies. Die Kinder wurden bis zum Alter von 8,5 Jahren von Ärzten untersucht, die nicht über den Alkoholkonsum der Mütter informiert worden waren.

Da die äußerlichen Anzeichen für Ärzte traditionell ein wichtiger Anhaltspunkt bei der Diagnose auf das Fetale Alkoholsyndrom seien, würden möglicherweise viele Kinder mit neurologischen Problemen falsch diagnostiziert, heißt es in einer Mitteilung zur Studie. Derartige Symptome würden bislang unter dem breiteren Begriff «Fetal Alcohol Spectrum Disorders» (FASD) gefasst, der aber keine klinische Diagnose sei.

Als besonders gefährlich sehen die Wissenschaftler das Rauschtrinken (mehr als 60 Gramm Alkohol täglich) an. «Unsere Studie zeigt, dass Rauschtrinken selbst dann noch einen zusätzlichen Risikofaktor darstellt, wenn die Frau ohnehin schon jeden Tag große Mengen Alkohol trinkt», erklärte Riley.

In die Studie flossen auch Angaben zum Bildungsstand, dem Beziehungsstatus und dem Beginn des Alkoholkonsums ein. Wie viel Alkohol die Frauen während der Schwangerschaft konsumierten, verifizierten die Forscher auch in Hausbesuchen.

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