Schönheits-OPs – lassen sich die Risiken minimieren?

Ob der Tod der Pornodarstellerin «Sexy Cora» nach einer Busen-OP oder der Skandal um minderwertige Brustimplantate: Immer wieder gerät die Schönheitschirurgie in die Schlagzeilen. Politik, Verbraucherschützer und Ärzte wollen die Risiken von Schönheitsoperationen minimieren.

Trotz aller Skandale: Mehr als eine halbe Million Schönheitsoperationen gibt es jährlich in Deutschland. Tendenz steigend, glaubt man den Schätzungen von Experten. Am häufigsten sind Fettabsaugungen, Brustvergrößerungen, Nasen- und Lidkorrekturen sowie die Bauchdeckenstraffung. Nicht mitgezählt sind unzählige kosmetische Eingriffe wie das Aufspritzen der Lippen oder Botox gegen Falten. Frauen legen sich nach wie vor häufiger unters Messer für die Schönheit, die Männer holen jedoch auf. Ein Riesengeschäft also.

«Genaue Zahlen wie in den USA haben wir nicht», sagte Klaus Müller, Chefarzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie (Asklepios Klinik Hamburg-Wandsbek), am Freitagabend auf einer Podiumsdiskussion zum Thema in Hamburg. Im Gegensatz zu den USA operierten in Deutschland viele Chirurgen «fachfremd», sagt Müller. Das heißt: Auch Kieferchirurgen oder Hals-Nasen-Ohren-Ärzte machen in Privatkliniken Brustvergrößerungen oder saugen Fett ab. Die Begriffe «Schönheitschirurg» sowie «Klinik» sind nicht geschützt. Müller sieht darin ein Kernproblem der Branche.

Die meisten Interessenten suchen demnach im Internet nach dem Arzt ihres Vertrauens - und lassen sich nicht selten blenden von «beeindruckenden Villen in bester Lage», in denen operiert wird. «Die Qualifikation der behandelnden Ärzte und die Qualität ihrer Arbeit bleiben dabei jedoch meist im Dunkeln», sagte Müller. Zu weiteren Risiken zählt er eine schlechte Betreuung nach der Operation und zu wenig Personal in den Einrichtungen – oft aus Kostengründen.

Auch die Pornodarstellerin «Sexy Cora» wollte sich in einer Hamburger Privatklinik den Busen zum wiederholten Mal vergrößern lassen. Während des Eingriffs kam es zum Herzstillstand, die 23-Jährige starb nach einigen Tagen im Januar 2011. Die Staatsanwaltschaft der Hansestadt erhob Anklage gegen die verantwortliche Narkoseärztin beim Landgericht.

Seit 2005 ist der Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie ein anerkannter Facharzttitel. Die Weiterbildung dauert mindestens sechs Jahre und beinhaltet Schönheits-Operationen. Zum Geschäft dieser Chirurgen gehören auch Wiederherstellungen des Gewebes nach Verbrennungen und Unfällen oder Hautstraffungen bei ehemals Fettleibigen.

Verbraucherschützer kritisieren, dass viele Chirurgen nichtgenügend über Folgen von Schönheits-OPs aufklären. Das ist besonders heikel, weil es sich in vielen Fällen um medizinisch nicht notwendige Eingriffe handelt. «Leider melden sich bei uns keine Menschen, die sich operieren lassen wollen, sondern jene, bei denen es schief gegangen ist», sagte Christoph Kranich von der Verbraucherzentrale Hamburg.

Diese schickte vor einiger Zeit eine junge Frau los, die 26 plastische Chirurgen in sieben deutschen Großstädten testete, aus drei relevanten Fachgesellschaften: Die Frau gab vor, sie wolle sich die Brüste vergrößern lassen. Im Hinterkopf hatte sie eine Liste von Kriterien, was die Mediziner eigentlich abfragen und erklären sollten. Ergebnis: Lediglich fünf Ärzte erzielten ein gutes Ergebnis, 21 Ärzte dagegen ein schlechtes. Die Note «sehr gut» erhielt niemand. Nur etwa ein Viertel der Ärzte hätte ausdrücklich erwähnt, dass eine Brustvergrößerung eine Folge-OP nach sich ziehen könne und die Kassen die Kosten dafür wahrscheinlich nicht übernehmen. Nur vier Ärzte erkundigten sich eingehender nach der Motivation. «Sie wollen groß? Sie kriegen groß!» – habe ein Chirurg gesagt.

Doch gerade die Motivation sollte nicht außer Acht gelassen werden, so das Fazit des Podiums. Vor allem, da die Medien oft irreale Schönheitsideale zeigten. «Etwa 5 bis 15 Prozent der Menschen, die zum Schönheitschirurgen gehen, haben eine Körperdysmorphophobie», sagte Aglaja Stirn, Chefärztin für Psychosomatische Medizin im Asklepios Westklinikum Hamburg. Gemeint ist eine gestörte Wahrnehmung des Körperbildes. Diesen Menschen könne mit einer Schönheits-Op nicht geholfen werden, so Chirurg Müller.

Derzeit erstellt die Hamburger Ärztekammer Standards, die ein Mindestmaß an Qualität sicherstellen soll. Auf dem Gebiet der Schönheitschirurgie tätige Ärzte sollen Auskunft über ihre Fallzahlen, Fachkompetenz und Behandlungsverfahren geben. So soll eine Positiv-Liste ins Internet gestellt werden, sagte Annemarie Jungbluth von der Ärztekammer. Operierte sollen Feedback geben können, ob ihre Erfahrungen mit der Selbstauskunft des Arztes übereinstimmen.

Ob eine unabhängige Beratung vor einer Schönheits-OP, ein Verbot solcher Eingriffe für Minderjährige oder rechtliche Konsequenzen für Ärzte, die außerhalb ihres Fachgebiets tätig sind – an welchen Stellschrauben Politik und Ärzteschaft drehen werden, ist offen.

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