Prostata-Operationen häufig unnötig

Prostatakrebs ist die Volkskrankheit alternder Männer - und die Betroffenen leiden häufig sehr: vor allem an den Operationsfolgen. Nach Expertenmeinung greifen Mediziner oft vorschnell zum Messer. Abwarten und kontrollieren wäre in vielen Fällen wohl besser.

Der Griff zum Skalpell macht Männer bei Prostatakrebs häufig nicht gesünder: Viele leiden schwer unter Komplikationen, Nebenwirkungen und Spätfolgen des Eingriffs. So klagten ein Jahr nach der kompletten Entfernung der Prostata (Prostatektomie) bis zu 80 Prozent der Patienten über Impotenz, 16 bis 20 Prozent über Harninkontinenz. Diese Zahlen gehen aus dem neuen Krankenhausreport hervor, den die Krankenkasse Barmer GEK am Dienstag in Berlin vorstellte.

Prostatakrebs gehört - nach Hautkrebs - zu den häufigsten Krebserkrankungen des Mannes. 2011 gab es in Deutschland rund 83 000 stationär behandelte Fälle. Der Krebs werde zu oft chirurgisch behandelt, sagte Barmer-GEK-Vize Rolf-Ulrich Schlenker. Er verwies auf die USA, wo es trotz der viel höheren Bevölkerungszahl auch nur etwa 83 000 Prostata-Operationen gebe. «Kontrolliertes Zuwarten» hält Schlenker deshalb oft für die bessere Alternative. In rund 50 Prozent der Fälle wird die Prostata komplett entfernt.

Die Autorin der Studie, die Hannoveraner Professorin Eva Maria Bitzer, riet dazu, Prostatakarzinome solange nicht zu entfernen, solange sie «klein und medizinisch unauffällig sind». Eine Prostatektomie sei auch nur dann angezeigt, wenn die Lebenserwartung des Patienten noch mindestens zehn Jahre betrage. «Man stirbt mit, aber nicht an einem Prostata-Karzinom», sagte sie. Tatsächlich sind laut Studie nach solchen Eingriffen keine Todesfälle in Kliniken bekannt. Insgesamt starben 2011 laut Studie dennoch 13 000 Männer an Prostatakrebs.

Der Bericht zeigt, dass ein Jahr nach dem Eingriff nur gut die Hälfte der Patienten (51,9 Prozent) mit der Behandlung zufrieden ist. Die anderen klagen über eine eingeschränkte Lebensqualität. Und dies, obwohl immer häufiger gefäß- und nervenschonende Operationstechniken genutzt werden. Unmittelbar nach der Operation berichtete immerhin ein Fünftel der Patienten über Komplikationen wie starke Blutungen.

Die durchschnittliche Verweildauer von Patienten bei Krankenhausbehandlungen insgesamt nahm der Erhebung zufolge 2011 erneut ab, und zwar von 8,5 auf 8,4 Tage. Bis 1992 lag der Wert bei mehr als 13 Tagen. Allerdings stieg die Behandlungshäufigkeit von 186 auf 190 Fälle je 1000 Versicherten, so dass sich die sogenannte Gesamtverweilzeit in Krankenhäusern unterm Strich sogar leicht erhöhte. Dazu trug primär die weitere Zunahme psychischer Störungen bei, während Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems erneut seltener stationär behandelt werden mussten.

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