Karies richtig vorbeugen

Wer über den ganzen Tag verteilt immer wieder Süßkram isst, lässt seine Zähne leiden. Kariesbakterien haben dann ein leichtes Spiel. Weniger zuckerhaltige Nahrung, gründliches Zähneputzen und Fluor beugen Löchern in den Zähnen vor.

Auf den Zuckerkonsum folgt die Attacke: Unzählige Bakterien im Mund bilden dann eine Säure, die die Zähne angreift, wenn man sie nur lange genug lässt. Die Folge sind zunächst kleine weiße Flecken, die dunkler werden können. Irgendwann sind die Zähne löcherig, schwarz, und sie schmerzen - Diagnose: Karies.

Die Entstehung von Karies ist sehr komplex. «Sogenannte Veranlagungen spielen eine untergeordnete Rolle», sagt Prof. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer. «Entscheidende Risikofaktoren sind mangelnde Mundhygiene und falsche Ernährung.» Die Bakterien, die die Säure bilden, siedeln auf den Zähnen und bilden dort einen Biofilm. Und der muss regelmäßig entfernt werden.

«Bei der Vorbeugung von Karies kommt es darauf an, wie effektiv die Mundhygiene ist: Zweimal am Tag gründlich ist besser als viermal ein bisschen. Mit Mundduschen oder Mundwässern alleine kann man den Biofilm nicht beeindrucken, man muss schon die Zähne richtig putzen», betont Oesterreich. Antibakterielle Mundspülungen, beispielsweise mit dem Wirkstoff Chlorhexidin, wirkten zwar gegen Bakterien. Sie ersetzen aber dauerhaft nicht die gründliche Mundhygiene, zu der auch die regelmäßige Zahnzwischenraumpflege zählt, wie Oesterreich erläutert. Auch der Verzicht aufs Rauchen ist sinnvoll: Denn Rauchen reduziere unter anderem den Speichelfluss und dadurch Abwehrmechanismen, die Karies entgegenwirkten.

Bereits im Kleinkindalter lauern die Kariesrisiken durch die Ernährung: In vielen Nahrungsmitteln ist Zucker enthalten. Es gibt Kleinkinder, die ihre Flaschen zum Dauergebrauch zur Verfügung haben und immer wieder Saft nuckeln. Fertignahrung und viele Kinderlebensmittel müssen sie kaum kauen. «Kauen ist aber eine gewisse Selbstreinigung der Zähne, breiartige Nahrung fördert die Entstehung von Zahnbelag», sagt Prof. Christian Hirsch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde.

Insgesamt komme es weniger auf die Menge der Süßigkeiten an als auf die Frequenz, mit der sie gegessen werden. «Kindern die Süßigkeiten zu verbieten, ist nicht nötig, meine Kinder essen auch Süßes», sagt Hirsch, der an der Poliklinik für Kinderzahnheilkunde und Primärprophylaxe der Uniklinik Leipzig tätig ist. Es sei viel ungesünder für die Zähne, eine kleine Tüte Gummibärchen über den Tag verteilt zu essen als eine ganze Tafel Schokolade auf einmal. «Die Zähne brauchen Phasen, wo sie keiner Säureattacke ausgesetzt sind.»Als wichtiger Schutz vor Karies gilt neben zuckerarmer Ernährung die Fluoridierung. Das Mineral kommt im Trinkwasser, speziellem Salz oder Mineralwasser vor. «Fluoride stärken die Zahnhartsubstanz und beeinflussen den Bakterienstoffwechsel negativ. Dadurch helfen sie, Karies vorzubeugen und beginnende Schäden zu reparieren», sagt Oesterreich. Vom ersten Milchzahn an bis zum zweiten Lebensjahr sollten Eltern einmal täglich die kleinen Beißer mit einem Hauch fluoridierter Kinderzahncreme bürsten. Ab dem zweiten Lebensjahr empfiehlt er, zweimal täglich mit etwas Kinderzahnpasta zu putzen.

Zwischen Kinderärzten und Zahnärzten gibt es laut Hirsch unterschiedliche Auffassungen, in welcher Form die Fluoride angewendet werden sollten. «Die Kinderärzte befürworten Tabletten, die Zahnärzte Zahnpasta», sagt er. Man wisse heute sicher, dass Tabletten zwar wirken, aber nicht so gut wie Zahnpasta, die direkt auf die Zähne aufgetragen wird. «Die Kinderärzte befürchten, dass beim Verschlucken der Zahnpasta zu viel an Fluoriden in den Körper des Kindes gelangen kann», erläutert Hirsch. Denn Kinder könnten frühestens mit etwa vier Jahren richtig ausspucken.

Zuviel Fluor kann laut dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in Köln das Wachstum der zweiten Zähne bei Kindern stören. Das passiere vor allem dann leicht, wenn sie Produkte wie Zahnpasta oder Gele verschluckten, heißt es in einer Gesundheitsinformation des Instituts. «Ein Zuviel an Fluorid kann tatsächlich zu Mineralisationsstörungen bei den bleibenden Zähnen führen, allerdings nicht über das Verschlucken von Zahnpasta», sagt hingegen Hirsch.

Nach seinen Angaben entstehen 80 Prozent der Karies bei Kindern in den Grübchen und Rillen (Fissuren) der Backenzähne. Diese können vorbeugend versiegelt werden. Das erfolgt meistens mit Kunststoff, das Kariesrisiko sinkt dadurch. Laut der Vierten Deutschen Mundgesundheitsstudie von 2006 hatten 71,7 Prozent der Kinder und 74,8 Prozent der Jugendlichen mindestens eine solche Fissurenversiegelung. «Bei den zweiten Zähnen übernehmen die gesetzlichen Kassen die Kosten von circa 20 Euro pro Zahn, bei Milchzähnen müssen die Eltern die Kosten selbst tragen oder mit einer privaten Krankenkasse abrechnen», sagt Hirsch.

Ob ein bestimmtes Material bei einer intakten Versiegelung besonders gut vor Karies schützt, bleibt dem IQWiG zufolge offen. Es sei sinnvoll, die Zahnversiegelungen regelmäßig kontrollieren zu lassen. Eine Schutzschicht aus Kunststoff halte bei der Hälfte der Kinder länger als vier Jahre und könne in dieser Zeit das Kariesrisiko senken, heißt es.

Info-Kasten: Keine Impfung gegen Karies

Wie viele unterschiedliche Keime es in der Mundhöhle gibt, ist nicht eindeutig geklärt. Die Zahl der Bakterienarten in der Fachliteratur reicht laut Dietmar Oesterreich von der Bundeszahnärztekammer bis deutlich mehr als 600. «In der Hauptsache wird Streptococcus mutans für die Karies verantwortlich gemacht, es sind aber auch andere Bakterien beteiligt», ergänzt Christian Hirsch von der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde. Eine Impfung gegen ein spezifisches Bakterium könne deshalb gegen Karies nicht eingesetzt werden. Zudem hätten Bakterien in der Mundhöhle auch eine Funktion: Sie halten Krankheitserreger wie Pilze fern.

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