Kaiserschnitt: Risiko für Übergewicht

Immer mehr Frauen bringen per Kaiserschnitt ihr Kind zur Welt – oftmals auch, wenn es dafür keinen medizinischen Grund gibt. Dass der Nachwuchs ein erhöhtes Übergewichtsrisiko aufweist, ergab eine aktuelle Studie. 


Kaiserschnitt-Kinder werden wahrscheinlicher dick

Etwa 1,3 Millionen der Kinder in den USA werden durch einen Kaiserschnitt geboren. Damit ist der Kaiserschnitt eine der häufigsten durchgeführten chirurgischen Eingriffe. Auch in Deutschland erblickt jedes dritte Kind nach einem Kaiserschnitt das Licht der Welt. Größtes Risiko für so entbundene Kinder sind Atemprobleme, wobei sich mehr und mehr Hinweise ergeben, dass auch andere Probleme bis ins Erwachsenenalter bestehen könnten.

Forscher der T.H. Chan School of Public Health in Boston wollten herausfinden, ob mit einem Kaiserschnitt geborene Kinder in der Kindheit und im jungen Erwachsenenalter häufiger Übergewicht entwickeln als Kinder, die auf normalem Wege geboren werden. Dazu analysierten sie die Daten der "Growing Up Today Study" (GUTS), in der eine große Gruppe von Kindern bis ins frühe Erwachsenenalter per Fragebögen untersucht worden war.

Über 22.000 Kinder nahmen an der Studie teil und fast 5.000 waren per Kaiserschnitt zur Welt gekommen. Frauen, die einen Kaiserschnitt erhielten, wiesen vor ihrer Schwangerschaft einen höheren Body Mass Index (BMI) auf. Der BMI ist ein Maß zur Einschätzung des Gewichts im Verhältnis zur Körpergröße. Diese Frauen waren auch für Diabetes, Präeklampsie und einen Bluthochdruck in der Schwangerschaft empfänglicher als Frauen mit natürlicher Geburt. 

Die in "JAMA Pediatrics" veröffentlichten Studienergebnisse zeigen, dass der Kaiserschnitt mit einem 15 Prozent erhöhten Risiko für Fettleibigkeit in der Kindheit verbunden ist. Kinder, die mit Kaiserschnitt geboren worden waren, entwickelten zu 64 Prozent wahrscheinlicher eine Fettleibigkeit alsauf natürlichem Wege geborene Geschwister. 


Forscher: Für und Wider von Kaiserschnitten abwägen

Die Forscher vermuten, dass das höhere Übergewichtsrisiko in Zusammenhang mit der bei der Geburt bestehenden Darmflora steht. Kinder mit natürlicher Geburt sind mütterlichen Keimen aus dem Darm ausgesetzt, Kaiserschnittgeborene hingegen nicht. Sie haben lediglich Kontakt mit Hautkeimen der Mutter und Umgebungsbakterien.

Bei Kindern nach einer Kaiserschnittgeburt ließen sich mehr der Staphylokokken nachweisen. Diese Hautbakterien gehören zur natürlichen Hautflora, können aber auch schwere Infektionen auslösen. Zudem wiesen sie weniger Bifidobakterien auf. Dies sind für die Bildung wichtiger Bakterien im Verdauungssystem bedeutsam. Auch andere Bakterienarten waren vermindert, was das Übergewichtsrisiko erhöht.

"Wir beobachteten bei Kaiserschnittkindern ein bis ins junge Erwachsenenalter reichendes erhöhtes Fettleibigkeitsrisiko", so die Forscher. Zudem habe sich die natürliche vaginale Geburt als Schutzfaktor vor Übergewicht erwiesen. Ohne klare medizinische Indikation sollte man die mit einem Kaiserschnitt verbundenen Risiken besser abwägen.

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