Schizophrenie: Niktotinbehandlung hilft

Auch wenn Rauchen die Gesundheit schädigt: Eine Nikotinbehandlung könnte Menschen mit Schizophrenie helfen, finden Forscher heraus. Denn Nikotin kann offenbar Defizite ausgleichen, die in der Erbsubstanz begründet sind. Die Studie dazu veröffentlichte das Journal "Nature Medicine".


Schizophrenie  steht mit Genmutation und Hirnveränderung in Verbindung

Die Schizophrenie ist eine mentale Erkrankung. Ewa ein Prozent der Bevölkerung ist von der Psychose betroffen. Studien ergaben, dass es sich um eine Erkrankung des Gehirns handelt, bei der sich oftmals auch in der Bildgebung neurologische Abweichungen feststellen lassen. So zeigte sich etwa ein Zusammenhang der Krankheit mit einer verminderten Aktivität in einem Teil des Vorderlappens der Großhirnrinde (präfrontaler Cortex). Dieses Hirngebiet spielt für die exekutiven Funktionen wie Beurteilung, Entscheidungsfindung und Problemlösung eine wichtige Rolle. Aber auch Kontrolle etwa in Stresssituationen und der Umgang mit Kurz- und Langzeitgedächtnis sind eng mit dem Hirngebiet verknüpft.

Die verminderte Aktivität im vorderen Bereich der Großhirnrinden könnte man als "Hypofrontalität" bezeichnen. Wissenschaftler der University of Colorado Boulder wollten verstehen, warum es zu dieser Hypofrontalität und einer verringerten Aktivierung kommt, wenn eine Aktivierung nötig wäre. Die Hypofrontalität bei schizophrenen Patienten steht wahrscheinlich mit den bei der Erkrankung vorkommenden kognitiven Problemen wie Entscheidungen zu treffen, zu fokussieren und sich an Dinge zu erinnern im Zusammenhang.

Frühere Forschungsarbeiten brachten auch das mutierte Gen CHRNA5 mit der Schizophrenie in Verbindung. Andere Studien wiesen einen Zusammenhang zwischen Schizophrenie, dem veränderten Gen und dem Rauchen nach. Etwa 90 Prozent der Schizophreniepatienten rauchen, oftmals sogar stark. Auch bei einer anderen Psychose, der bipolaren Störung, finden sich mit 60 bis 70 Prozent überdurchschnittlich viele Raucher. 


Nikotin hilft, genetisch bedingten Schaden zu kompensieren

Forscher konnten zudem einen Zusammenhang zwischen der Menge der am Tag konsumierten Zigaretten und einer bestimmtem Veränderung im 
CHRNA5-Gen nachweisen.

In der aktuellen Studie untersuchten die Forscher Mäuse mit einem veränderten CHRNA5-Gen, das das Risiko zu rauchen und das der Schizophrenie erhöht. Mit bildgebenden Untersuchungen fanden sie heraus, dass die Tiere ebenfalls eine Hypofrontalität aufwiesen. Die Nervenaktivität in diesem Bereich war ähnlich reduziert wie bei Personen mit Schizophrenie und Sucht.

Verabreichten die Wissenschaftler den Tieren Nikotin, kehrte sich die Hypofrontalität um. Nikotin wirkt an Nikotinrezeptoren des Gehirns. Mit Nikotin ließ sich der genetisch bedingte Schaden kompensieren. Dies erkläre auch den hohen Raucheranteil unter schizophrenen Patienten, so die Forscher. Rauchen sei möglicherweise als eine Art Selbsttherapie zu verstehen. Denkbar ist eine Wirksamkeit auch bei anderen Erkrankungen, bei denen die Aktivität im Frontalhirn eingeschränkt ist.

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