Internet: Entzug mit Beschwerden

Menschen, die sehr viel Zeit am Computer verbringen, können nicht nur psychische, sondern auch körperliche Entzugssymptome entwickeln, finden Forscher heraus. Der Entzug schlägt sich in einer steigenden Herzfrequenz und einem höheren Blutdruck nieder.


Beendigung der Internetnutzung schlägt sich im Kreislauf nieder

Ein schnellerer Herzschlag und ein Anstieg des Blutdrucks machten britische und mailändische Wissenschaftler bei Menschen aus, die viele Stunden täglich am Computer verbringen, nachdem sie mit der Nutzung des Internets aufhörten. Sie maßen die Herzschlagfrequenz und den Blutdruck bei 144 Personen zwischen 18 und 33 Jahren vor und nach der Internetnutzung. Sie hielten auch Symptome wie Angst oder selbst berichtete Abhängigkeit fest.

Für Internetnutzer mit problematisch langer Nutzungsdauer ließen sich starke körperliche Reaktionen nachweisen, wenn sie die Internetnutzung beendeten. Die Erhöhung von Herzfrequenz und Blutdruck war von Angstbeschwerden begleitet. Diese Zusammenhänge fanden sich nicht bei Menschen, die keinen problematischen Internetgebrauch angaben. Mit der Studie gelang damit erstmals der Nachweis physiologischer Entzugserscheinung anhand einer kontrollierten experimentellen Studie.


Forscher: Symptome wie nach Drogenmissbrauch

Es ist bekannt, dass Menschen mit übermäßig intensiver Internetnutzung über Angstgefühle berichten, wenn sie die Internetnutzung beenden. Offenbar kommt es aber auch zu physiologischen Reaktionen und Veränderungen. Den im Journal "PLOS ONE" veröffentlichten Studienergebnissen zufolge stiegen die Herzfrequenz und der Blutdruck unmittelbar nach Beendigung der Computernutzung um drei bis vier Prozent an, zum Teil sogar mehr. Wenn auch dieser Anstieg der Herzrate nicht lebensgefährlich sei, so könne er doch mit Symptomen der Angst und Hormon- sowie Immunreaktionen einhergehen, bemerken die Forscher. Ähnliche Beobachtungen lassen sich auch beim Entzug von Alkohol, Cannabis (Marihuana) oder Heroin machen.

Da die Teilnehmer der Studie das Internet in typischer Weise nutzten, vermuten die Wissenschaftler, dass körperliche Entzugssymptome auch bei Internetnutzern in der realen Welt häufig vorkommen. 

Mit dem Wachstum des digitalen Marktes und der Medien sollten sich alle, auch Hersteller und Marketing-Experten der Verantwortung hinsichtlich gesundheitlicher Störungen bei langer Internetnutzung bewusst sein, so die Studienautoren. 

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