Kinder: Streicheleinheiten hinterlassen Spuren
Dass der Körperkontakt zwischen Eltern und ihren Kindern wichtig ist, ist den meisten Menschen bewusst. Zu wenig davon schlägt sich sogar in der Erbsubstanz und Genaktivität von Kindern nieder, finden Wissenschaftler heraus.
Fehlender Körperkontakt könnte sich in Genaktivitäten spiegeln
Wieviel körperlichen Kontakt ein Kind erfährt, könnte sich auf das gesamte spätere Leben auswirken, zeigt eine aktuelle Studie. Denn es lassen sich auf einem molekularen Level Spuren finden, die zeigen, wenn ein Kind hier Mangel erlitten hat. Die molekularen Spuren an der Erbsubstanz, der DNA, durch zu wenig Körperkontakt deuten darauf hin, dass betroffene Kinder sich in einem Entwicklungsrückstand befinden, so die Forscher der University of British Columbia.
Bereits in Studien an Nagern ließen sich Zusammenhänge zwischen Körperkontakt des Nachwuchses zu den Eltern und epigenetischen Veränderungen der Erbsubstanz nachweisen. Der Nachweis, dass für Menschen ein inniger und früher Kontakt ebenfalls wichtig ist, gelang mit der aktuellen Studie im Journal "Development and Psychopathology".
Die Wissenschaftler hatten 94 Kinder von Geburt an begleitet und untersucht. Deren Eltern hatten Angaben zum Verhalten der Kinder, der Art und Dauer der Versorgung sowie des Körperkontakts gemacht, indem sie ein Tagebuch führten. Als die Kinder 4,5 Jahre alt waren, untersuchten die Wissenschaftler die Erbsubstanz der Kinder anhand eines Schleimhautabstrichs. Sie konzentrierten sich dabei auf biochemische Veränderungen der DNA-Methylierung. Dabei sind einige Stellen der Chromosomen mit Molekülen markiert, die die Genaktivität und damit die Zellfunktion beeinflussen.
Wenig Körperkontakt könnte Krankheiten den Weg bereiten
Wie stark die Erbsubstanz mit Methylierungen versehen ist, wird durch äußere Lebensbedingungen vor allem in der Kindheit mitbestimmt. Es zeigte sich, dass Kinder mit geringem Körperkontakt Veränderungen aufwiesen, die auf ein geringeres Alter ihrer Gene hinwiesen. Die gefundenen Veränderungen wurden in Studien bereits mit einem schlechteren Gesundheitsstatus in Verbindung gebracht.
Die Forscher fordern weitere Studien zum Thema.