Frühgeburt: Mamas Bakterien unter Verdacht

Bakterien in Vagina und Muttermund der Mutter stehen im Verdacht, das Risiko einer Frühgeburt zu erhöhen. Die Erkenntnis könnte helfen, Frühgeburten vorzubeugen, so die aktuellen Ergebnisse einer Studie.


Bakterien für Gesundheit und Krankheit bedeutsam

Vorzeitige oder frühe Geburten sind Geburten, die sich vor der 37. Schwangerschaftswoche ereignen. Weltweit sind sie bei Kindern unter fünf Jahren eine bedeutsame Todesursache. 2015 war eine von 1.000 Geburten in den USA eine Frühgeburt. Während die Frühgeburtlichkeit in den letzten Jahren bereits zurückgegangen war, war seit acht Jahren erstmalig wieder ein Anstieg zu beobachten, der Ärzten unerklärlich ist. 

Frühgeborene Kinder haben mitunter lebenslang mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Fütterungsprobleme, Gelbsucht, Atemprobleme, eingeschränkte Sehfähigkeit, Entwicklungsverzögerungen, Hörschäden und Zerebralparese sind Störungen, die häufig infolge der frühen Geburt vorkommen. Daneben sind die betroffenen Familien emotional und – besonders in den USA – finanziell belastet.

Es mehren sich die Hinweise darauf, dass Gemeinschaften von Mikroben im und auf dem Körper für die Gesundheit eine bedeutende Rolle spielen. Darmbakterien können zum Beispiel Genaktivität verändern und Hautbakterien können ein Enzym freisetzen, das vor Krankheiten schützt. Verschiedene kleinere Studien untersuchten bereits einen Zusammenhang zwischen der Besiedelung mit Mikroorganismen der Vagina und des Muttermundes und dem Vorkommen von Frühgeburten. In der aktuellen Studie nahmen Forscher Abstrichproben der Vagina und des Muttermundes von 1.500 schwangeren Frauen. Sie wählten dafür drei unterschiedliche Zeitpunkte in der Schwangerschaft.


Bestimmte Bakterien könnten Risiko der Frühgeburtlichkeit erhöhen

Es zeigte sich, dass das Risiko für eine Frühgeburt mit verschiedenen Bakterienarten verbunden war. Viele Bifidobakterien und Lactobazillen waren mit einem geringeren Risiko verknüpft, während größere Mengen an anaeroben Bakterien mit einem erhöhten Risiko verbunden waren. Anaerobe Bakterien benötigen für ihren Stoffwechsel keinen Sauerstoff. Diese Ergebnisse ließen sich an mehr als 600 schwangeren Frauen reproduzieren.

Die meisten der bisherigen Studien konzentrierten sich auf Bakterien in der Gebärmutter, so die Wissenschaftler. Die Ergebnisse dieser Studie weisen den Weg in eine andere Richtung. Weitere Studien sollten folgen und prüfen, inwieweit die Bekämpfung "schlechter" Bakterien oder Förderung "guter" Bakterien die Frühgeburtlichkeit beeinflussen kann. 

Das Abstract der Studie wurde im "American Journal of Obstetrics and Gynecology" veröffentlicht.

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