Erfolge gegen HIV bei Babys

Die Bilder aidskranker Babys in Afrika, weinend und an Schläuche angeschlossen, gingen um die Welt. Mütter können HIV übertragen - wohl einer der grausamsten Aspekte der Epidemie. Jetzt sinken die Zahlen, aber noch immer werden Kinder mit HIV geboren.

Ebube Sylvia Taylor ist erst 13 Jahre alt, aber bei der Eröffnungszeremonie der Welt-Aids-Konferenz in Washington stahl sie sogar Hollywood-Schauspielerin Sharon Stone die Show. «Ich träume von einer Welt, in der ich nie wieder von HIV-infizierten Babys hören muss», sagte das zarte dunkelhäutige Mädchen mit den stoppelkurzen Haaren und den großen schwarzen Augen in dem bis auf den letzten Platz besetzten Saal. «Und ich fordere die Regierenden der Welt auf, dass sie auch die Mütter am Leben halten.»

Ebube sei ein «Gottesgeschenk», sagt ihre Mutter, Florence Ummunna Ignatius. Die beiden stammen aus Nigeria im Westen Afrikas. Ignatius ist HIV-positiv, seit vielen Jahren schon. Aber die große Frau in dem gemusterten Gewand fing früh an, regelmäßig Medikamente dagegen zu nehmen, und Ebube wurde ohne das Virus geboren. «Der Tag, an dem ich das erfahren habe, war der schönste in meinem Leben.»

Florence Ngobeni-Allen hatte nicht so viel Glück. «Vor 16 Jahren ist meine Tochter Nomthunzi geboren. Fünf Monate später starb sie an den Folgen von HIV», erzählt die HIV-positive Südafrikanerin. «Damals gab es in Südafrika noch keine HIV-Medikamente. Eine lange Zeit habe ich geweint und noch heute denke ich jeden Tag an Nomthunzi.»

Die Übertragung des Virus von Müttern auf ihre Babys ist wohl eine der tückischsten und grausamsten Seiten der HIV-Epidemie. Die Neuinfektionen bei Kindern sinken zwar, wie Zahlen des HIV/Aids-Programms der Vereinten Nationen (UNAIDS) zeigen. Aber 2011 infizierten sich immer noch 330 000 Kinder neu mit dem Virus - 300 000 davon in Afrika südlich der Sahara. «Mehr als 90 Prozent der Kinder bekommen das Virus von ihren Müttern», erklärt RJ Simonds von der Elisabeth Glaser Stiftung, die sich für Kinder mit HIV einsetzt. Weltweit leben laut UNAIDS rund 3,4 Millionen Kinder, die jünger als 15 Jahre sind, mit dem Virus.

«Die meisten infizieren sich spät in der Schwangerschaft, während der Wehen oder der Geburt und zu Beginn der Stillzeit», sagt Simonds. Diese Infektionen einzudämmen sei aber - zumindest vordergründig - gar nicht so kompliziert wie viele andere Probleme bei HIV. «Erstmal haben Studien gezeigt, dass nur ein Drittel der Kinder von HIV-infizierten Müttern das Virus bekommen, auch wenn man nichts unternimmt. Das sind aber natürlich trotzdem viel zu viele Kinder.»

Deswegen müssten die Mütter sogenannte antiretrovirale Medikamente nehmen, die die Verbreitung des Virus im Körper deutlich verlangsamen können. «Je größer die Verbreitung des Virus im Körper der Mutter ist, desto höher ist auch das Risiko der Übertragung.» Nehme die Mutter die Präparate, sinke das Risiko auf etwa acht Prozent. Laut UNAIDS bekommen inzwischen mehr als die Hälfte aller Schwangeren in Ländern mit niedrigem und mittlerem Durchschnittseinkommen Medikamente.

Mit teils deutlichen Erfolgen, wie das Beispiel Ruanda im Osten Afrikas zeigt. «2000 hatten wir genau ein Gesundheitszentrum», erzählt Sabin Nsanzimana vom Gesundheitsministerium des Landes. «Jetzt haben wir 500. Und durch all unsere Anstrengungen konnten wir die HIV-Übertragungsrate von Mutter zu Kind von mehr als 10 auf 1,9 Prozent senken.» In den Gesundheitszentren werde versucht, die ganze Familie einzubinden. «Jetzt kommen mehr als 85 Prozent der Frauen gemeinsam mit ihren Männern zu Untersuchungen.» Die Resultate aus dem einzigen medizinischen Labor des Landes werden nicht mehr wie früher langwierig per Post verschickt, sondern sekundenschnell per SMS.

Viele andere afrikanische Länder - beispielsweise Kenia, Namibia und Sambia - konnten ihre Übertragungsraten UNAIDS zufolge in den vergangenen Jahren ebenfalls deutlich senken. Auch in Südafrika zeigen sich einer Studie des US-Zentrums für Infektionskontrolle (CDC) zufolge deutliche Erfolge. Aber Probleme bleiben: Viele Frauen in Afrika bringen ihre Kinder zu Hause zur Welt. Ärzte haben dann häufig keine Möglichkeit, Mutter oder Kind zu untersuchen. Außerdem müssen die Mütter die Medikamente regelmäßig und ordnungsgemäß einnehmen - und auch dann bleibt ein Restrisiko.

Immerhin fließe das Geld, sagt John Megrue vom Gremium der Wirtschaftsführungskräfte für eine Generation ohne Aids. «Spender geben dafür gerne, weil es um eine große Sache geht, bei der man viele Erfolge sehen und vor allem auch messen kann. Und natürlich geht es um Kinder.» Trotzdem sei das Eintreiben von Spenden in Zeiten der Wirtschaftskrise auch bei diesem Thema nicht immer leicht.

Florence Ngobeni-Allen, deren Tochter an den Folgen von HIV gestorben ist, hat durch Spenden eine zweite Chance bekommen. «Ich habe heute zwei HIV-negative Söhne und einen HIV-negativen Mann, der mir zuhört», sagt die Frau aus Johannesburg und lacht. «Und ich rede viel.»

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