Dosis kräftig erhöht - Streit um 350 000-Euro-Gehalt für Ärztechef

Berlin (dpa) - 350 000 Euro pro Jahr bekommt der oberste Vertreter von Deutschlands Kassenärzten. Trotz Druck der Bundesregierung will die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) ihren Vorsitzenden Andreas Köhler auch künftig nicht schlechter bezahlen. Auch regionale Spitzenvertreter der Ärzte sehen sich mit ihren üppigen Zulagen im Recht. «Die Vertreter müssen aufpassen, dass nicht das Bild des raffgierigen Funktionärs entsteht», sagt die Grünen-Gesundheitsexpertin Birgitt Bender.

Es war im vergangenen April. Köhler und sein Vize Carl-Heinz Müller waren gerade erst für weitere sechs Jahre in ihren Ämtern bestätigt worden. Da sickerte durch, dass der Chef des Ärzteparlaments, also der Vertreterversammlung, Hans-Jochen Weidhaas, und ein zuständiger Ausschuss hinter verschlossener Türe mit Köhler über dessen Gehalt verhandelt hatten - Köhler erreichte ein Plus von 35 Prozent.

Das sind 90 000 Euro mehr als zuvor. Der inzwischen aus anderen Gründen zurückgetretene Müller konnte sich um 40 000 auf 300 000 Euro verbessern. Seither fordert Grünen-Politikerin Bender das Gesundheitsministerium zum Einschreiten auf. Öffentlich reagierte man im Ressort von Daniel Bahr (FDP) nicht, doch in drei Gesprächen versuchte man, die Ärzte zum Einlenken zu bringen - ohne Erfolg. Abermals hinter verschlossener Tür schmetterten die Ärzte nun eine Begrenzung der Spitzengehälter ab, wie Weidhaas der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» bestätigte.

Im Hause Bahr herrscht dem Vernehmen nach Kopfschütteln. Das Verfahren laufe, sagt ein Sprecher. «Das Ministerium lässt sich von den Ärzten auf der Nase herumtanzen», meint dagegen Bender. «Es muss handeln.» Die Verhältnismäßigkeit sei angesichts eines geringeren Gehalts etwa der Bundeskanzlerin nicht gewahrt - das Haus an der Berliner Friedrichstraße habe alles Recht, dies zu beanstanden. Aufs Niveau vergleichbarer Posten beim Verband der Krankenkassen von bis zu 230 000 Euro will man sich bei der KBV aber keinesfalls drücken lassen. Notfalls lasse man es auf einen Rechtsstreit ankommen, ist zu hören.

Zwar sind die Spitzengehälter in der freien Wirtschaft weit höher - und Köhler soll auch wiederholt Angebote erhalten haben. Bender meint aber, in einer Körperschaft des öffentliches Rechts im Gesundheitswesen müssten die Gehälter im Verhältnis zum Verdienst der Versicherten stehen.Hinter dem Streit steckt auch die Sorge der Landesfürsten der Ärzteschaft, auch ihnen könnte es ans Geld gehen, wenn es ganz oben weniger wird. Auch bei den regionalen Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) sind Bezüge von weit über 200 000 keine Seltenheit.

In den Reihen der normalen Ärzte wächst der Unmut über die Chefs - nicht nur im Bund. So gibt es in Berlin Streit über Übergangsgelder für die drei dortigen KV-Vorstände von jeweils rund 183 000 Euro. Die zwei Männer und eine Frau hatten im Frühjahr vergangenen Jahres das Geld als Hilfe für ihre eigenen Praxen bekommen, wenn sie aus ihrem Amt ausscheiden - obwohl alle drei für weitere sechs Jahre wiedergewählt wurden.

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