Digitaler Fortschritt bei Hörgerätenutzern

Wer nicht gut hören kann, dreht Fernseher oder CD-Player oft störend laut auf. Aber das muss nicht sein. Moderne Hörgeräte lassen sich mit der Stereoanlage oder dem TV-Gerät vernetzen. Eine Settopbox funkt dafür ein Audiosignal - andere Menschen im Raum hören davon nichts.

Musik hören oder Fernsehen schauen, ohne dass die Töne andere Menschen im Raum stören: Das geht nicht nur per Kopfhörer, sondern auch mit Hörgerät. «Die Vernetzungsmöglichkeiten von Hörsystemen nehmen immer mehr zu», sagte Hans-Peter Bursig vom Bundesverband der Hörgeräte-Industrie dem dpa-Themendienst im Vorfeld der Internationalen Funkausstellung (IFA, 31. August bis 2. September) in Berlin.

Schon heute sei es möglich, Stereoanlage, TV-Gerät oder Mobiltelefon drahtlos mit dem kleinen Helfer im Ohr zu verbinden. «Unter Umständen hört der Hörgeräteträger dann sogar besser als jemand mit intaktem Gehör.» Dafür schließt der Nutzer eine kleine Settopbox an eine Schnittstelle zum Beispiel des Fernsehers an. Die Box funkt ohne Schallübertragung ein Audiosignal an das Hörgerät.

Das heißt: Andere Menschen im Raum hören davon nichts. Das Signal gelangt digital verarbeitet direkt ins Ohr. Für das Handy sei ein Zusatzgerät zum Umhängen oder Anstecken erforderlich, das sich per Bluetooth mit dem Mobiltelefon verbindet, erläutert Bursig. «Die normale Bluetooth-Funktion des Mobiltelefons allein reicht dafür nicht aus. Das Zusatzgerät funkt dann auf einer anderen Frequenz und mit einem deutlich niedrigeren Energieverbrauch an das Hörgerät.»

Der Nutzer braucht das Telefon nicht mehr ans Ohr halten und kann sogar auf beiden Ohren gleichzeitig telefonieren, wenn er zwei Hörgeräte hat. Allerdings sind nur neuere Generationen der Hörhilfen in der Lage, solche direkten digitalen Signale zu verarbeiten. «Die Systeme heute sind schon nicht mehr vergleichbar mit denen von vor drei Jahren.» Bursig rechnet damit, dass vor allem jüngere, technikaffine Hörgeräteträger immer stärker auf diese Möglichkeiten setzen.

Denkbar sei auch, dass künftig etwa auch Navigationssysteme oder andere Geräte, die über Sprache und Gehör bedient werden, digitalen Input in Hörgeräte übertragen, sagt der Verbandschef. Allerdings müssten solche Geräte erst noch entwickelt werden. Einer aktuellen Umfrage im Auftrag des Hörgeräte-Verbandes zufolge geht fast jeder Zweite (48 Prozent) davon aus, dass künftig immer mehr Geräte über Sprache und Gehör bedient werden.

Mehr als die Hälfte (56) rechnet damit, dass der Hörsinn dadurch wichtiger wird. Ähnlich viele (54) nehmen an, dass deswegen Hörsysteme auch für Menschen, die keine Hörschwierigkeiten haben, interessant werden können. Jeder Vierte (25) könnte sich vorstellen, aus diesen Gründen selbst ein Hörsystem zu tragen. TNS Infratest befragte dafür im Juli online 1019 deutschsprachige Internetnutzer zwischen 16 und 80 Jahren.

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