Diabetes Typ 1: Darmvirus im Verdacht

Diabeteserkrankungen bei Kindern haben zugenommen. Bei ihnen handelt es sich fast immer um eine Autoimmunerkrankung. Möglicherweise spielt eine Infektion mit Darmviren im Vorfeld des Diabetes eine wichtige Rolle.


Forscher untersuchen Stuhlproben auf Darmviren

Diabetes mellitus, oftmals auch als Zuckerkrankheit bezeichnet, ist eine Volkskrankheit. Weltweit sind 285 Millionen Menschen von der Zuckerstoffwechselstörung betroffen. 95 Prozent haben Diabetes Typ 2, dieser hängt mit Übergewicht, Bewegungsmangel und ungesunder Ernährung zusammen und betraf früher fast nur ältere, heute zunehmend auch jüngere Menschen. Fünf Prozent der Diabetespatienten leiden unter Diabetes Typ 1. Die Erkrankung entwickelt sich in der Kindheit meist bis zum 25. Lebensjahr. Der Großteil der Patienten ist zwischen zehn und 15 Jahre alt. In Deutschland sind mehr als 30.000 Kinder und Jugendliche betroffen. 

Bei Diabetes Typ 1 attackiert das eigene Immunsystem sogenannte Betazellen in der Bauchspeicheldrüse, die Insulin produzieren. Insulin ist ein Hormon, das für die Aufnahme von Zucker aus der Blutbahn in die Körperzellen und die Umwandlung in Energie elementar wichtig ist. Die Diagnose der Krankheit kann gestellt werden, noch bevor sie klinisch manifest ist, indem gegen Betazellen gerichtete Autoantikörper nachgewiesen werden.

Einige Studie konnten bereits einen Zusammenhang zwischen einer Infektion mit Darmviren (Enteroviren) und der Zuckerstoffwechselstörung herstellen. Wissenschaftler der University Tampere in Finnland wollten diese Verbindung jetzt genauer untersuchen. Ergebnisse ihrer Studie veröffentlichten sie im Fachblatt "Diabetologia".

Dafür untersuchten de Forscher 1.673 Stuhlproben von 129 Kindern, die auf Autoantikörper gegen Betazellen positiv getestet worden waren. Zudem untersuchten sie 3.108 Stuhlproben von 282 Kindern einer Kontrollgruppe, die auf die Infektion mit Enteroviren untersucht wurden. In den Stuhlproben suchten die Wissenschaftler nach der Erbinformation von Viren.


Enterovirusinfektion bei Diabetes häufiger

Es zeigte sich, dass Kinder mit Diabetes dreimal häufiger eine Enterovireninfektion aufwiesen als Kinder der Kontrollgruppe. Anhand einer Beobachtungsstudie zur Krankheitshäufigkeit konnten die Forscher die Verbindung zwischen Enterovirusinfektion und Beginn der Zerstörung von insulinproduzierenden Betazellen innerhalb einer bestimmten Zeitspanne genauer analysieren. Auf diese Art ließen sich Unterschiede bei den Infektionen vor dem Auftreten von Autoantikörpern gegen Betazellen feststellen.

Kinder mit Diabetes wiesen vor dem Auftreten der Erkrankung mehr Enterovirusinfektionen auf als Kinder der Kontrollgruppe. Die Infektionen ereigneten sich mehr als zwölf Monate vor der Bildung von Autoantikörpern.

Die Forscher halten es für wichtig, gegen die drei gefundenen Darmviren der Art Coxsacki Impfstoffe zu entwickeln. Auch denkbar wäre ein Impfstoff, der vor allen drei Virusstämmen schützt.

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