Brüssel will Krankenschwestern länger auf Schulbank setzen

Brüssel (dpa) - Wer Krankenschwester oder Hebamme werden will, soll künftig in allen EU-Ländern zwölf Jahre lang zur Schule gehen. Das sieht ein Reformvorschlag zur Anerkennung von Berufsqualifikationen vor, den die EU-Kommission am Montag in Brüssel vorstellte. Als Grund nennt die Kommission die gestiegenen beruflichen Anforderungen. Die Pläne stoßen auf Kritik wie Zustimmung.

Nach Vorstellung der EU-Kommission sollen die Staaten die Zulassungsvoraussetzung für solche Pflegeberufe von zehn auf zwölf Jahre Schulausbildung anheben. In Deutschland steht nach zwölf Jahren in der Regel das Abitur. Eine vergleichbare Ausbildung soll allerdings auch anerkannt werden.

Nach EU-Angaben sind die zwölf Jahre schon heute in 24 Mitgliedsstaaten vorgeschrieben. In Deutschland müssten die Regelungen geändert werden. Das gilt auch für Luxemburg. Auch in Österreich waren bisher zehn Jahre Schulausbildung genug. Dort wird das System derzeit allerdings umgestellt.

Dem Vorschlag der EU-Kommission müssen das Europaparlament und der Ministerrat, in dem die 27 EU-Regierungen vertreten sind, zustimmen. Somit könnte die neue Richtlinie frühestens Ende nächsten Jahres beschlossen werden.

Nach Angaben von EU-Diplomaten müssten Krankenschwestern und Hebammen von 2015 an dann länger zur Schule gehen. Rückwirkend gelten die Vorschriften aber nicht: Wer bereits als Krankenschwester oder Hebamme arbeitet, muss die Schuljahre nicht nachholen. Niemand müsse daher fürchten, wegen mangelnder Bildung den Job zu verlieren. Altenpfleger sind von den Plänen nicht betroffen.

Kritik kam von der CDU im Europaparlament. «Für Krankenpfleger und Hebammen etwa gibt es klare und bewährte Standards über die Ausbildungsdauer», sagte der CDU-Europaabgeordnete Andreas Schwab. «Die Kommission muss nachweisen, warum eine Aufstockung der Mindestausbildungsdauer auf zwölf Jahre notwendig sein soll.»

Die SPD-Europaabgeordnete Evelyne Gebhardt unterstütze die Pläne hingegen. Das Recht jedes EU-Bürgers, in einem anderen EU-Land zu arbeiten, sei «die Antriebsfeder des europäischen Binnenmarkts. Häufig schränken Hürden diese Mobilität allerdings stark ein», sagtesie. Die neue Richtlinie zur Berufsanerkennung sei daher «notwendig, um das volle Potenzial des Binnenmarkts auszuschöpfen».

Nach Informationen aus EU-Kreisen wechseln deutsche Krankenschwestern derzeit hauptsächlich nach Luxemburg und Österreich - also in EU-Länder mit ähnlichen Zulassungsvoraussetzungen. Die geplanten Reformen sollen für mehr Mobilität sorgen.

Die Pläne der Kommission sehen auch einen freiwilligen europäischen Berufsausweis vor. Dabei handelt es sich allerdings nicht um eine Karte, sondern um ein elektronisches Zertifikat. Daten über Arbeitnehmer sollen damit schneller ausgetauscht werden. EU-Kreisen zufolge könnten so für viele Berufe die Anerkennungszeiten im Ausland halbiert werden.

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