Bei Zweifel an Brustimplantaten an Operateur wenden

Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Erste Anlaufstelle beim Verdacht auf minderwertige Brustimplantate des Hersteller Poly Implant Prothèse PIP ist der Arzt, der die Implantate eingesetzt hat. «Ich würde allen Patienten raten, Kontakt mit dem Operateur oder einem Arzt aufzunehmen, der sich in diesen Dingen auskennt, und das zu diskutieren, aber jetzt nicht in eine hektische Panik zu verfallen», sagte Sven von Saldern, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC), dem dpa-Themendienst.

«In aller Regel werden an die Patienten auch Implantat-Pässe vergeben, wo mit einem Blick zu sehen ist, ob es sich um Implantate dieses französischen Herstellers PIP handelt oder nicht», fügte von Saldern hinzu. Auf den Pässen sei nicht nur der Hersteller, sondern auch die Chargennummer vermerkt, so dass man ganz genau ersehen könne, welches Implantat verwendet wurde. Ansonsten habe der Operateur noch Unterlagen, um diese Frage zu klären - etwa, wenn der Pass verloren gegangen ist.

Neben dem Gespräch mit dem Arzt sollte untersucht werden, ob das Implantat defekt ist oder nicht. «Wenn es akut defekt ist, sollte man in naher Zukunft eine Entfernung dieses Implantats in Erwägung ziehen», riet von Saldern. Dann sei zu diskutieren, ob man es ersetzt oder nicht. Wenn es nicht defekt ist, sei eine Panikreaktion unangebracht. «Da braucht man jetzt keine akute Sorge haben.»

Das französische Gesundheitsministerium hat 30 000 Frauen die vorsorgliche Entfernung von Brustimplantaten empfohlen. Die zuständige deutsche Behörde, das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, hat in dieser Sache noch keine Entscheidung getroffen. Daher warte seine Gesellschaft ab, bevor sie eine Empfehlung für betroffene Patientinnen ausspreche, erläuterte von Saldern.

Bevor ein Brustimplantat eingesetzt wird, sei es die Regel, dass ein seriöser plastischer Chirurg mit dem Patienten bespricht, welche Art Implantat verwendet wird. Kommt das Thema nicht zur Sprache, sollten Patienten auf jeden Fall nachfragen, riet von Saldern. «Letztlich ist der Name des Herstellers für den Patienten erstmal nicht wirklich ein Qualitätssiegel, aber es gibt sehr große Firmen und führende Hersteller, die auch sehr lange auf dem Markt sind.» Bei deren Produkten könne man davon ausgehen, dass sie seit vielen Jahren qualitätsgeprüft werden und sicher sind. «Sicherlich kann man dann noch mal nachfragen, wo diese Implantate hergestellt werden.»

Gegen Betrug sei man allerdings weder als Arzt noch als Patient gefeit. Von Saldern gab zu bedenken, dass die in die Kritik geratenen Implantate «nicht über irgendwelche dunklen Kanäle» in die OP-Sälegekommen seien, sondern von einer nach außen hin ganz honorigen Firma. Sie seien mit TÜV- und CE-Zertifikaten versehen gewesen und «mitnichten irgendwelche Billigimplantate, sondern waren ganz normale, europäisch hergestellte Implantate». Es sei daher ein ganz anderes Problem, wenn offenbar «in betrügerischer Absicht» ein anderes Silikon eingefüllt wurde, als es hätte verwendet werden dürfen.

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