Ärzte-Nachwuchs soll es leichter haben - Ärztinnen oft unzufrieden

Berlin (dpa) - Die Koalition will gegen den drohenden Ärztemangel in Deutschland nun auch beim bislang von Studenten oft gefürchteten Medizinexamen ansetzen. Beim darüber hinausgehenden Gesetz für mehr Landärzte meldeten die Krankenkassen Nachbesserungsbedarf an. Angesichts von immer mehr Frauen im Medizinberuf lässt eine neue Studie aufhorchen: Viele Ärztinnen fühlen sich benachteiligt.

Die Änderung für Medizinstudenten, die das Bundeskabinett am Dienstag auf den Weg brachte, ergänze das Versorgungsstrukturgesetz gegen den drohenden Ärztemangel, so das Bundesgesundheitsministerium.

Durch die Änderung der Approbationsordnung soll das Staatsexamen am Ende des Studiums entzerrt werden.

Studenten sollen sich ganz aufs Praktische Jahr (PJ) im Krankenhaus konzentrieren können, ohne nebenbei noch für Prüfungen lernen zu müssen. Das PJ soll zudem auch in anderen Krankenhäusern als der jeweiligen Uniklinik oder dem Lehrkrankenhaus absolviert werden können. Auch Teilzeit soll dabei möglich werden.

Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) sagte bei einer Mitgliederversammlung des Krankenkassen-Spitzenverbands, jetzt müsse Vorsorge getroffen werden, damit es genug ärztlichen Nachwuchs gebe. Noch gebe es in den wenigsten Regionen einen Engpass. Doch Mediziner kämen nicht von selbst nach. Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung müssen bis 2020 rund 52 000 Ärzte aus Altersgründen ersetzt werden.

Mit ihrem bereits beschlossenen Landarztgesetz will die Koalition in Mangelregionen eine bessere Ärztebezahlung ermöglichen. Unter anderem soll es auch eine weit flexiblere Planung dazu geben, wo sich welche Ärzte niederlassen sollen.

Die Vorsitzende des Kassen-Spitzenverbands, Doris Pfeiffer, kritisierte, die Koalition habe mit dem Gesetz auch Kostenrisiken geschaffen. So fehle es bei den spezialisierten Fachärzten an genauer Planung. Angesichts zahlreicher Mediziner in Ballungsräumen gebe es zudem bald Nachbesserungsbedarf: «Solange die gleichzeitige Überversorgung nicht nachhaltig bekämpft wird, wird der Strom aufs Land eher mäßig ausfallen.»

Saarlands Gesundheitsminister Georg Weisweiler (FDP) kündigte an, das im Gesetz verankerte stärkere Mitspracherecht der Länder bei der Ärzteplanung umsetzen zu wollen. Er übernimmt 2012 den Vorsitz der Gesundheitsministerkonferenz.

Bahr betonte, berücksichtigt werden müsse künftig verstärkt die«Verweiblichung der medizinischen Berufe». Mit den immer zahlreicheren Frauen im Arztberuf nehme auch der Stellenwert von flexiblen Arbeitszeitmodellen und verlässlichen Arbeitszeiten zu.

Einer neuen Umfrage zufolge ist über ein Drittel der Ärztinnen unzufrieden mit der Mitbestimmung, ihren Entwicklungschancen am Arbeitsplatz und ihrem Einkommen. 78 Prozent meinen, ihre Leistung sei nicht so anerkannt wie die ihrer männlichen Kollegen. Mütter fühlen sich dabei stärker unter Druck. Die Ärztin Astrid Bühren, Vorstandsmitglied im Hartmannbund, hatte zusammen mit dem Medizin-Verlag Thieme rund 1200 Ärztinnen befragt. Seit Jahren bekommen mehr Ärztinnen als Ärzte eine Approbation. «Zu viele Ärztinnen schließen jedoch die Facharztweiterbildung aufgrund inadäquater Rahmenbedingungen nicht ab», sagte Bühren.

Trotz eines Milliardenüberschusses in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) wandten sich Bahr und Pfeiffer gegen neue Ausgabenprogramme. «Ich will nicht eine Planung haben, die auf Kante genäht ist», sagte Bahr. Pfeiffer sagte, die GKV schwimme nicht im Geld. Der Überschuss beträgt 3,9 Milliarden Euro in den ersten neun Monaten des Jahres.

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