Weiblicher Zyklus beeinflusst Lösungsstrategie

Viele Frauen ahnen es vielleicht: In verschiedenen Phasen des Monatszyklus fühlen sie nicht nur anders, sie wenden in Abhängigkeit der Hormone auch unterschiedliche Problemlösungsstrategien an. Die Fähigkeiten zur Problemlösung sind aber hormonabhängig nicht mehr oder weniger vorhanden, nur der Ansatz ist ein anderer.


Je nach Hormonlage unterschiedlich aktive Hirnareale

Wie weibliche Hormone die kognitiven Fähigkeiten während des Zyklus beeinflussen, ist immer wieder Gegenstand von Untersuchungen. Klarheit besteht allerdings nicht. Untersuchungen an Ratten hatten bereits gezeigt, dass die beiden weiblichen Hormone Progesteron und Östrogen, die für den menstruellen Zyklus verantwortlich sind, unterschiedliche Hirnregionen beeinflussen. Entsprechend werden spezifische Hirnareale mehr oder weniger aktiviert. Im Tierversuch ließ sich auch zeigen, dass diese in Abhängigkeit des Östrogenstatus einen Typ des Gedächtnisses oder eine Strategie eher nutzen.

In Phasen geringer Östrogenwerte benutzen Ratten offenbar vermehrt ein Hirnareal, das Striatum. Bei hohen Hormonwerten wird das Gedächtnis eher in Zusammenarbeit mit dem Hippocampus genutzt. Der Hippocampus ist ein Hirnareal, das für das räumliche Gedächtnis bedeutsam ist. Das Striatum ist für eine andere Form des Gedächtnisses wichtig. Dabei handelt es sich um einen Gedächtnistyp, der motorische Aktivitäten mit der Umwelt verbindet. Die vermehrte Nutzung des einen oder anderen Hirnbereichs führt zu unterschiedlichen Problemlösungsstrategien, denn sie gehen an Probleme unterschiedlich heran.

Forscher der Concordia Universität in Montreal, Kanada, untersuchten jetzt 45 Frauen mit regelmäßigem menstruellen Zyklus. Sie bestimmten deren Hormonprofile und erfassten Informationen zur Periode, zur Einnahme von Hormonen, Schwangerschaften und Lebensgewohnheiten. Die Frauen wurden  entsprechend der Phase ihres aktuellen Monatszyklus in zwei Gruppen aufgeteilt: Frauen in der frühen follikulären Phase, in der das Ei vor dem Eisprung heranreift (geringe Östrogenwerte), in der Phase des Einsprungs (hohe Östrogenwerte) und in der mittleren/späten Lutealphase am Ende des Zyklus (Östrogen fällt, Progesteron steigt).


Gedächtnisleistungen variieren zyklusabhängig

Die Versuchsteilnehmerinnen waren angehalten, virtuelle Navigationsaufgaben zu lösen. Diese waren mit einem Labyrinth in einem Videospiel vergleichbar. Dabei waren zwei Lösungsansätze möglich, wobei jeweils ein Ansatz die verschiedenen Formen des Gedächtnisses ansprach. Daneben kam eine ganze Reihe von Tests zur Untersuchung des verbalen und visuell-räumlichen Gedächtnisses zum Einsatz.

Frauen, die sich in der Phase des Eisprungs befanden, schnitten besser bei Gedächtnisaufgaben ab, bei denen sich zum Beispiel Listen von Wörtern eingeprägt werden sollten. Frauen in der Spätphase des menstruellen Zyklus waren in Tests der räumlichen Navigation besser. Den Forschern zufolge verbessern oder verschlechtern Hormone die kognitiven Fähigkeiten von Frauen nicht, sondern verändern nur die Herangehensweise an eine mögliche Lösung, schreiben sie in der Fachzeitschrift "Psychoneuroendocrinology".

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